Spielberg. Beim Formel-1-Rennen in Österreich verspielt der Deutsche weiter Sympathien

Zu den Attraktionen im Märchenwald Steiermark unweit des Red-Bull-Rings gehören ein „Hans im Glück“ und ein Fabeltier namens „Mauli“. Das lässt sich bestens auf den Großen Preis von Österreich in der Formel 1 übertragen, den Sieger Valtteri Bottas und den Verlierer des Starts, Sebastian Vettel. Der Heppenheimer glaubte noch lange nach dem neunten WM-Lauf an einen Fehlstart des Finnen.

Was die Uneinsichtigkeit angeht, hat der WM-Spitzenreiter aus Heppenheim sein Idol Michael Schumacher schon längst überholt. Frisch einer harten Strafe für seine rüde Attacke gegen Hamilton in Baku entsprungen, legte sich der Ferrari-Pilot nach seinem zweiten Platz in Spielberg wieder mit den Rennkommissaren und Mercedes an.

Die Reaktionszeit von Sieger Bottas (0,201 Sekunden) nach Erlöschen der Startampel bewertete Vettel (0,379) als „übermenschlich“. „Ich war mir sehr sicher, ich bin mir sehr sicher, ich bleibe dabei“, kartete er nach. Deshalb habe er auch das Recht, „stinkig“ zu sein.

Wie sein fortgesetztes Gemaule über vermeintlich verpasste Siege wirkt, dass ahnt der 30-Jährige allerdings schon: „Von außen kann man sagen, das ist ein bisschen gierig, aber darum geht es im Sport ja, gierig zu sein.“ Und das vermeintliche Fehlverhalten von Bottas, so scheint er zu glauben, habe ihm automatisch am Ende den um 0,658 Sekunden verpassten Sieg gekostet.

Vettel ist ein Alphatier. Er polarisiert zwangsläufig. Jean Todt, der Präsident des Automobilweltverbandes Fia, glaubt, dass der Hesse „manchmal nicht in der Lage ist, sich selber so unter Kon­trolle zu haben, wie er es tun sollte“. Zur Deeskalation vor dem Großen Preis von Großbritannien, dem Heimspiel für Hamilton, trägt das nicht bei. Aber Vettel scheint die Provokationen zu genießen, selbst wenn sie ihm Sympathien kosten. Dass er von den führenden Piloten derjenige mit den meisten Strafpunkten ist, dass er selbst beim Großen Preis von China die Startposition stark zu eigenen Gunsten interpretiert hat, sieht er wie eine Selbstverständlichkeit, die vier Weltmeistertitel mitbringen.

Dass er der Erste war, der Bottas Zucken am Start bei der Rennleitung petzte, ist hingegen völlig normal und verständlich, es geht in diesem schon vor der Saisonhalbzeit zugespitzten Titelduell um jeden noch so kleinen Vorteil. Die Rennleitung beriet eine halbe Stunde lang, und sprach Bottas dann von allen Vorwürfen frei.