London. Nach seinem Fünfsatzsieg wartet auf den Hamburger eine deutlich schwierigere Aufgabe. Sein Erstrundengegner wird derweil bestraft.

Tennisprofi Mischa Zverev hat zum zweiten Mal in seiner Karriere die dritte Runde beim Grand-Slam-Turnier in Wimbledon erreicht. Der 29 Jahre alte Hamburger setzte sich gegen den Kasachen Michail Kukuschkin nach einer Berg-und-Tal-Fahrt über 3:05 Stunden mit 6:1, 6:2, 2:6, 3:6, 6:4 durch.

Dabei schien es eine eindeutige Angelegenheit zu werden. 21 Minuten dauerte der erste Satz, 33 Minuten der zweite. Zverev dominierte die Ballwechsel gegen den Weltranglisten-118. aus Astana. Dann aber schlichen sich mehr und mehr Fehler in das Serve-and-Volley-Spiel des Linkshänders ein. Zverev verlor unerklärlicherweise die Kontrolle über das Match.

Nach dem dritten Satz schulterte der Weltranglisten-30. erst einmal seine Tasche und verschwand für knapp zehn Minuten in der Kabine. Auch den vierten Durchgang sicherte sich Kukuschkin. Es ging in den entscheidenden fünften Satz, in dem sich beide Spieler behandeln ließen. Zunächst rief Zverev den Arzt wegen einer kleinen blutenden Wunde am kleinen Finger der rechten Hand und spielte anschließend mit Pflaster weiter. Als Zverev 2:0 führte, brauchte Kukuschkin plötzlich medizinische Betreuung und ein Tape am linken Handgelenk.

Gegen Federer könnte es die Revanche geben

Ob nun Psychospielchen oder ernsthafte körperliche Beeinträchtigungen – das Spiel war nun ausgeglichen und absolut offen. Kukuschkin glich zum 2:2 aus, gab dann aber sein Aufschlagspiel zum 4:2 für Zverev ab. Mit 57 Minuten dauerte der fünfte Satz länger als die beiden ersten Durchgänge zusammen – doch nach mehr als drei Stunden zog Zverev zum zweiten Mal nach 2008 bei dem Rasenklassiker in Runde drei ein.

Am Sonnabend wartet auf den älteren der Zverev-Brüder aller Voraussicht nach eine deutlich schwierigere Aufgabe: Gewinnt Roger Federer sein Match gegen den Serben Dusan Lajovic, kommt es zum Duell mit dem Topfavoriten aus der Schweiz. Zuletzt hatte Zverev beim Rasenturnier in Halle (Westfalen) gegen Federer in zwei Sätzen verloren.

2008, bei seiner zweiten Wimbledon-Teilnahme, hatte Mischa Zverev ebenfalls die dritte Runde erreicht, dort aber gegen Federers Landsmann Stan Wawrinka aufgegeben. In diesem Jahr spielt der Linkshänder so stark wie noch nie zuvor, erreichte das Viertelfinale bei den Australian Open in Melbourne und ist im All England Club an Position 27 gesetzt.

ITF bestraft Tomic für lustlosen Auftritt

Zverev steht als erster Deutscher im Herreneinzel in der dritten Runde, die Chance, ihm zu folgen hat nur noch sein Bruder Alexander. Die Nummer zehn der Setzliste trifft am Donnerstagabend auf Frances Tiafoe (USA).

Zverevs Erstrundengegner Bernard Tomic muss derweil eine hohe Strafe zahlen. Der Tennis-Weltverband ITF belegte den Australier für seinen lustlosen Auftritt mit 15.000 Dollar Buße. Tomic hatte nach der Niederlage in nur 84 Minuten erklärt, er habe sich auf dem Platz gelangweilt und es schwer gefunden, sich zu motivieren.

Auch Daniil Medwedew wurde bestraft, der Russe muss insgesamt 14.500 Dollar für mehrmaliges unsportliches Verhalten bei der Zweitrunden-Niederlage gegen den Belgier Ruben Bemelmans zahlen. Nach dem verlorenen Fünfsatzmatch hatte er am Mittwoch einige Münzen vor den Stuhl von Schiedsrichterin Mariana Alves geworfen, deren Entscheidungen den Russen mehrfach erbost hatten.

Tatjana Maria dagegen schied als sechste der anfangs acht deutschen Damen aus. Die 29-Jährige aus Bad Saulgau verlor gegen die Amerikanerin Coco Vandeweghe 4:6, 2:6.