Hamburg. An diesem Donnerstag bittet Trainer Gisdol seine Spieler zurück in den Volkspark. Noch gibt es einige Baustellen

Um 9 Uhr ist der Urlaub offiziell beendet. Nach exakt 41 Tagen Sommerpause starten die HSV-Profis an diesem Donnerstag in die Vorbereitung auf die neue Saison. Mit einem gemeinsamen Frühstück beginnt für die Mannschaft der Tag, dann folgen die medizinischen Leistungstests. Am Sonntag findet schließlich das erste Mannschaftstraining statt. 44 Tage hat Trainer Markus Gisdol Zeit, sein Team auf den Saisonstart gegen den FC Augsburg vorzubereiten.

Für den HSV kommt es bereits am ersten Spieltag im Volkspark zu einem Wiedersehen mit Michael Gregoritsch. Der Österreicher hatte am Dienstagabend in Augsburg einen Fünfjahresvertrag unterschrieben und dem HSV rund fünf Millionen Euro in die klamme Clubkasse gespült. Eine ähnliche Summe könnten die Hamburger für Nicolai Müller bekommen. Der VfL Wolfsburg will den Rechtsaußen unbedingt verpflichten und soll beim HSV ein loses Angebot hinterlegt haben. Doch die Hamburger sind nicht gewillt, den 29-Jährigen zu verkaufen. „Ein Szenario, bei dem wir Nicolai in diesem Sommer abgeben, ist für uns nicht vorstellbar“, sagt Sportchef Jens Todt. Müllers Vertrag in Hamburg läuft noch bis Sommer 2018. Der HSV will mit seinem Topscorer verlängern. Noch ist aber nicht klar, was Müller will.

An diesem Donnerstag wird der Ex-Nationalspieler in jedem Fall im Volkspark erscheinen. Mit dabei sind auch die Neuzugänge André Hahn von Borussia Mönchengladbach und Bjarne Thoelke vom Karlsruher SC sowie Kyriakos Papadopoulos, der nach seinem halbjährigen Gastspiel von Bayer Leverkusen fest verpflichtet wurde. Torhüter Julian Pollersbeck, der vom 1. FC Kaiserslautern kommt, steigt nach dem EM-Titel mit der deutschen U-21-Nationalmannschaft am 15. Juli in die Vorbereitung ein – genau wie Gideon Jung. Rechtzeitig zum Start des zweiten Trainingslagers im österreichischen Bad Leogang (22. Juli bis 1. August) sind dann auch die Nationalspieler um Gotoku Sakai, Bobby Wood, Filip Kostic, Mergim Mavraj und Albin Ekdal dabei, die noch zehn Tage länger frei bekommen haben.

Mit einem Kader von 27 Spielern bestreitet der HSV – Stand jetzt – die Vorbereitung auf die neue Saison. „Ich denke, dass wir drei Viertel der Strecke in Bezug auf unsere Kaderplanung für die anstehende Saison absolviert haben“, sagte Clubchef Heribert Bruchhagen vor dem Neustart. Blickt man auf das bisherige Gerüst, ist das Team auf nahezu allen Positionen doppelt besetzt. Während es für die zwei zentralen Offensivpositionen trotz des Abgangs von Gregoritsch noch immer ein Überangebot gibt, braucht der Club dagegen in der Defensive definitiv noch Verstärkung. Mindestens einen Innenverteidiger und einen Linksverteidiger sucht Todt noch. Für das Abwehrzentrum hat der HSV nach wie vor Freiburgs Marc-Oliver Kempf und Kaiserslautern Robin Koch auf dem Zettel. Als Alternative für die linke Abwehrseite, auf der Douglas Santos aktuell konkurrenzlos ist, gilt Nürnbergs Tim Leipold.

Doch auch in der Offensive könnte es noch Bewegung geben, sollte der HSV Abnehmer für Pierre-Michel Lasogga, Aaron Hunt oder Lewis Holtby finden. Klar ist, dass der HSV die Gehaltskosten durch eine Verringerung der Kadergröße noch reduzieren will. „Wir wollen den Kader auf 26 Spieler verkleinern“, sagte Heribert Bruchhagen, der eine derzeitige Gesamtgröße von 34 Spielern ausgerechnet hatte. Dazu zählte er auch die zuletzt verliehenen Batuhan Altintas und Mohamed Gouaida sowie den am Ende der vergangenen Saison aus dem Kader gestrichenen Nabil Bahoui. Während Altintas und Bahoui derzeit für ihre Vereinssuche freigestellt sind, kehrt Gouaida vorerst zurück. Eine realistische Perspektive wird dem 24-Jährigen unter Gisdol aber nicht zugetraut. Beide Seiten suchen nach einer Lösung.

Die HSV-Verantwortlichen hoffen darauf, dass die Mannschaft an die Leistungen aus weiten Teilen der Rückrundenheimspiele anknüpfen kann. Der HSV spielte zwar keinen schönen Fußball, aber zumindest einen erfolgreichen. Die Willensstärke war ausschlaggebend, dass der Club in der Rückrunde 23 Punkte im Volksparkstadion holte und den Klassenerhalt auch ohne den Umweg Relegation schaffte.

Der HSV will an die Willensstärke anknüpfen, hat sich diese aber einmal mehr reichlich Geld kosten lassen. Für die vier Neuzugänge zahlt der HSV insgesamt 16 Millionen Euro Ablöse. Für die Transfers von Pollersbeck (3,5 Millionen Euro), Hahn (6,0) und Papadopoulos (6,5) greift der Club erneut auf die Unterstützung von Investor Klaus-Michael Kühne zurück. Noch ist nicht bekannt, wie der HSV das Finanzierungsmodell konstruiert. Im vergangenen Jahr hatten sich Kühne und der HSV auf ein erfolgsabhängiges Darlehen geeinigt, bei dem es zu einer vollständigen Rückzahlung nur dann kommt, sollte sich der HSV bis 2022 dreimal für das internationale Geschäft qualifizieren.

Anders als Bruno Labbadia im Vorjahr startet zumindest Trainer Markus Gisdol mit dem Rückhalt aller wichtigen Protagonisten in die Saison – insbesondere der von Kühne, was beim HSV zumindest deutlich mehr Ruhe im Innenleben des Clubs verspricht als in den vergangenen Jahren. An diesem Donnerstag wird sich allerdings auch zeigen, wie zufrieden der Trainer mit der bisherigen Kaderzusammenstellung ist. Mit Kyriakos Papadopoulos und André Hahn hat Gisdol zwei Wunschspieler bekommen und zudem mit Bobby Wood seinen wichtigsten Mann in der Offensive weiterhin mit an Bord.

Alle Wünsche konnten Sportchef Todt und Clubboss Bruchhagen dem Trainer nicht erfüllen. „In Sachen Transfers liegen wir jetzt auf einem gehobenen Mittelfeldplatz“, sagte Bruchhagen und machte deutlich, dass es auch in der kommenden Saison gegen den Abstieg gehen könnte. Aber noch bleiben dem HSV ja 44 Tage Zeit.