Hamburg. Wettumsatz beim Derby-Meeting 20 Prozent niedriger als erhofft – Zukunft nur mit Doppelrennbahn

Als das Derbymeeting am Mittwoch kurz vor 21.30 Uhr ausklang, wurden die Vorstandsmitglieder des Hamburger Renn-Clubs (HRC) von gemischten Gefühlen heimgesucht: Sportlich lief das meiste gut, wirtschaftlich weniger. Mit einem Wettumsatz von rund 1,9 Millionen Euro wurde das Ziel um 20 Prozent verfehlt.

„Die durch G20 notwendige Terminierung und das miserable Wetter haben unsere Befürchtungen noch übertroffen“, sagte HRC-Schatzmeisterin Ilona Vollmers. Um den Turbulenzen des Gipfels aus dem Weg zu gehen, war das 148. Deutsche Derby auf den ersten Julisonntag vorverlegt worden – auf den dritten von sechs geplanten Renntagen. Der Auftakt am vergangenen Freitag fiel wegen dauerhaften Starkregens ins Wasser. Entsprechend kamen an nur fünf Veranstaltungstagen lediglich 32.500 Zuschauer auf das Horner Hippodrom. Pro Tag waren das im Schnitt 6500 und somit weniger als 2015 (7500) und 2016 (7800).

Wegen der Absage war der Etat von ursprünglich 2,7 Millionen Euro ohnehin auf 2,3 Millionen Euro gesenkt worden. Wobei der Ausfall den Verein wegen einer Versicherung finanziell kaum belastete. Gut, dass durch die Übertragung der Rennen nach Frankreich mit der dortigen Wettfirma PMU 300.000 Euro fest vereinbart waren. Früher wurde umsatzabhängig gezahlt.

Im Vorjahr flossen 2,7 Millionen Euro durch den Totalisator, allerdings bei einem Renntag mehr. Damals ergab sich unter dem Strich ein Minus von 208.000 Euro. Die letztlich vergleichbare Zahl von 39.000 Euro Umsatz pro Rennen entspricht einem Minus von neun Prozent gegenüber 2017. Das liegt im Trend der Entwicklung hierzulande. 20 Galopprennvereine registrierten zuletzt ein Minus von zusammen fünf Millionen Euro.

Am Derbytag selbst wurden 804.814 Euro verwettet. Das ist der schlechteste Wert seit Jahrzehnten. Neben erneutem Dauerregen und nur 12.500 Besuchern bereiteten technische Schwierigkeiten des Leitungs- und Kassensystems Pro­bleme. Nachdenklich stimmte, dass der Anteil der von außerhalb der Bahn platzierten Wetten mit etwa 40 Prozent schwächer als sonst war.

Die genauen Daten für 2017 werden in den kommenden Tagen ausgerechnet. Dass es erneut rote Zahlen gibt, steht fest, allerdings werden diese wohl unter denen vom Juli 2017 liegen. Für die kommende Woche soll eine Vorstandssitzung einberufen werden, um das Ergebnis zu analysieren. So wie nach jedem Meeting.

„Unter den gegebenen Umständen lief die Veranstaltung recht gut“, sagte HRC-Präsident Eugen-Andreas Wahler. Damit meint er in erster Linie den Sport. Tatsächlich gab es Lob für ein abwechslungsreiches Programm mit täglich einem hoch dotierten Grupperennen als Leckerbissen. Auswärtige Gäste sprachen dennoch vom „Fluch von Horn“.

Mal sind es eine Hitzewelle, mal Wolkenbruch und Donnerschlag, dann wieder alle zwei Jahre eine Fußball-EM oder WM und diesmal der G20-Gipfel – irgendetwas verhagelt dem HRC stets die Bilanz. Im kommenden Jahr konkurriert das Derbymeeting mit der WM in Russland. Die Termine der Derbywoche stehen fest: 30. Juni bis 8. Juli 2018. Allerdings kündigte Wahler an, das 149. Deutsche Derby nicht unbedingt am Schlusstag starten zu wollen. Vielleicht wird es am 1. Juli auf dann noch gutem Grasgeläuf stattfinden.

„Eigentlich sind Pferderennen in Deutschland und Hamburg nur noch auf Multifunktionsanlagen kostendeckend durchführbar“, analysierte Schatzmeisterin Ilona Vollmers. Wie aus den Behörden zu hören ist, sollen Planungsmittel in Höhe von 1,8 Millionen Euro noch in diesem Jahr freigegeben werden. Dann könnte es mit der Doppelrennbahn für Galopper und Traber endlich losgehen.