Hamburg. Nach einem verlorenen Jahr in Darmstadt kehrt der Stürmer zum HSV zurück. Ein Telefonat gab ihm neuen Mut

Seit Dienstag ist er wieder da. In Rotherbaum hat Sven Schipplock seine neue Wohnung bezogen. Zurück in Hamburg, zurück beim HSV – und zurück bei Trainer Markus Gisdol. „Für mich hätte nichts besseres passieren können“, sagt der 28-Jährige dem Abendblatt. Wenn sich der Bundesligist am Donnerstag zum Leistungstest und am Sonntag um 10 Uhr zur ersten Einheit im Volkspark trifft, zählt Schipplock neben André Hahn und Bjarne Thoelke zu den „Neuen“. Der Stürmer, zuletzt für ein Jahr an Darmstadt 98 verliehen, plant den Neustart.

Hinter Schipplock liegen die zwei härtesten Jahre seiner Karriere. Im Sommer 2015 wechselte der Schwabe für 2,5 Millionen Euro und mit großen Erwartungen von 1899 Hoffenheim zum HSV. Doch die Erwartungen konnte Schipplock nie erfüllen. Am Ende der Saison stand die Null. Null Tore in 20 Spielen. Mit dem Wechsel auf Leihbasis nach Darmstadt sollte alles besser werden – doch es wurde alles noch schlimmer. Denn auch bei den Lilien traf Schipplock das Tor nicht. Selbstzweifel nagten an ihm. „So eine Zeit wünsche ich niemandem. Ich konnte mir nicht erklären, woran es lag“, sagt er. Während bei Stürmern in der Regel die Minuten addiert werden, um die Torloszeit zu berechnen, waren es bei Schipplock Jahre. Zwei Jahre ohne Tor. „Ich war nicht mehr frei im Kopf.“

Schipplock spricht offen und ehrlich über die Zeit, die er am liebsten aus seiner Biografie streichen würde. Die aber gleichzeitig eine wichtige Erfahrung für ihn war. Denn Schipplock schaffte es, sich aus seinem Dauertief zu befreien – und HSV-Trainer Gisdol hatte daran entscheidenden Anteil. Es war eine Pressekonferenz am 20. April dieses Jahres, die Schipplocks Wende einleiten sollte. Gisdol sprach vor dem Spiel gegen Darmstadt über seine Zukunftsplanungen mit Schipplock. Überraschend deutlich machte Gisdol klar, dass er mit dem Stürmer in der kommenden Saison plane. „Schippo kommt zurück. Wir hatten eine gute Zeit in Hoffenheim“, sagte Gisdol.

Schipplock, zu diesem Zeitpunkt auch in Darmstadt seit 19 Spielen ohne Tor und grübelnd über die ungewisse Zukunft, wurde von Freunden auf die PK aufmerksam gemacht. Im Internet schaute er sich die Aufzeichnung an. „Gisdols Aussagen waren außergewöhnlich“, sagt Schipplock rückblickend. „Sie haben mir Aufwind gegeben. Ich habe wieder Vertrauen gespürt.“ Einen Tag später rief Gisdol dann bei Schipplock an und teilte ihm persönlich seine Pläne mit. „Du kannst dir eine Wohnung suchen“, sagte Gisdol am Telefon.

Für Schipplock war dieses Telefonat der „Brustlöser“. Einen Spieltag später schoss er beim 3:0-Erfolg gegen Freiburg sein erstes Tor. In der Woche darauf holte er bei den Bayern einen Elfmeter heraus. Am letzten Spieltag traf er beim 2:2 in Mönchengladbach. „Plötzlich ging es wieder wie von selbst“, sagt Schipplock. Auch privat gab es Grund zur Freude. Kurz nach der Saison heiratete er seine Freundin Maureen. Anschließend ging es in die Flitterwochen nach Kalifornien. Nun sind die beiden wieder nach Hamburg gezogen. In der Mannschaft hat Schipplock noch viele Freunde. Und nun kennt er auch noch das Trainerteam aus der besten Zeit seiner Karriere. Unter Gisdol und dessen Co-Trainer Frank Kaspari erlebte Schipplock in Hoffenheim die stärkste Phase seiner Karriere.

Gisdol und Schipplock verbindet nicht nur ihre schwäbische Herkunft, sondern auch die Art des Fußballspielens. „Gisdols System liegt mir extrem. Das Pressing, das schnelle Umschaltspiel, das sind genau meine Stärken“, sagt der Stürmer, der als Herausforderer des gesetzten Bobby Wood in die Saison startet. „Ich will Leistung zeigen und meine Tore machen. Ich bin überzeugt, dass es ein gutes Jahr wird.“

Was Schipplock so sicher macht? „Für mich ist es einfacher, weil die Erwartungen nicht mehr so hoch sind. Ich kenne die Bedingungen in Hamburg. Für meine Leistung ist es wichtig, dass ich mich wohlfühle.“ HSV-Fans dürfen also hoffen, dass Schipplocks Neustart gelingt. So gut wie im Moment ging es ihm schließlich lange nicht.

Der DFB hat die erste Pokalrunde terminiert. Der HSV spielt beim VfL Osnabrück am Sonntag den 13. August um 15.30 Uhr. Zuvor testet der HSV in Österreich am 25. Juli (18.30 Uhr) in Kufstein gegen Sparta Rotterdam und am 31. Juli (18 Uhr) in Leogang gegen Antalyaspor.