Wie rasant man das Glücksrad zu drehen vermag, mithin vom Verlierer zum Gewinner mutiert, kann besonders intensiv auf der Galopprennbahn erlebt werden. Wer als Vollblüter im Ausgleich kürzlich noch hinterherlief, kann heute schon Erster sein und eine Extraportion Mohrrüben futtern. Und wer am Derbytag beim Zocken in elf Rennen komplett danebenlag, so wie der Autor dieser Zeilen, schöpft als kleiner Wetter morgen neue Hoffnung. Aufgeben ist tabu.

Wie aus Niederlagen Erfolge werden, beweist auch eine Künstlerin auf dem Marktplatz inmitten des Hippodroms. Gleich links vom Eingang steht sie in ihrem weißen Pagodenzelt. Es handelt sich um Nicole Leidenfrost, bei der Nomen zeitweilig gleich Omen war. Die Malerin aus Wedel erlebte eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Am Schluss glückte der Sieg.

Die Geschichte begann mit einem Coup: Vor zwei Jahren überreichte der damalige Bundespräsident Joachim Gauck der Englischen Königin Elizabeth II. auf Schloss Bellevue ein Geschenk der besonderen Art: ein Acrylgemälde mit einem blauen Pferd. Erschaffen von Frau Leidenfrost. Die Queen habe befremdet, peinlich berührt oder sogar entsetzt reagiert, reportierten die Medien genüsslich. Indiz für diese Mutmaßung waren die indignierten Gesichtszüge der Regentin mit der hübschen Kopfbe­deckung.

„Der Spott ergoss sich kübelweise“, erinnert sich die Kunstmalerin. Doch überraschend folgte rasch warmer Regen – finanziell. „Jahrzehnte habe ich Tag und Nacht gearbeitet, und plötzlich war ich über Nacht berühmt“, erinnert sich Frau Leidenfrost. Das ganze Spektakel habe sich in jeder Beziehung gelohnt. Vor ihrer Bude auf der Rennbahn lockt jetzt ein Plakat mit dem Titel „Queen-Malerin“.

Im Galopp zum Glück. Läuft also.