Krakau. Im EM-Halbfinale gegen Englands Nachwuchs will Trainer Kuntz erstmals seine Startelf ändern und frische Kräfte ins Spiel bringen

Es ist immer wieder diese glorreiche Geschichte, die Stefan Kuntz vor dem EM-Halbfinale gegen England erzählen muss. Vor 21 Jahren schoss der U21-Trainer die deutsche Fußball-Nationalmannschaft gegen England ins EM-Finale – und feierte dort den Titel. „Das war mein größter Erfolg“, sagt der Coach der deutschen Nachwuchsauswahl. Das Kunststück von 1996 will der 54-Jährige mit seiner U-21-Nationalelf wiederholen: Erst ein Halbfinalsieg gegen England am heutigen Dienstag (18 Uhr/ARD) im polnischen Tychy – und dann der Gewinn des EM-Titels.

Immer wieder England! 1982 reichte es zum Finale gegen die Briten, das die deutsche Elf verlor. 2009 zog die DFB-Auswahl ebenfalls ins Endspiel gegen England ein, gewann 4:0. Dieser Triumph ist der bislang einzige einer deutschen U 21. Die späteren Weltmeister waren wie das aktuelle Team als Gruppenzweiter in die K.-o.-Spiele gestartet. Zum vierten Mal steht eine deutsche U 21 nun im EM-Halbfinale, die bisher einzige Niederlage gab es vor zwei Jahren beim 0:5 gegen Portugal.

Nicht mal 72 Stunden nach dem Gruppenfinale, der 0:1-Niederlage gegen Italien, müssen die DFB-Junioren wieder antreten. Dass die erste Pflichtspielpleite seit fast zwei Jahren noch an dem Team nagt, glaubt Kuntz nicht: „Das wird aus dem Kopf ganz draußen sein.“ Beim Training am Montag war vom Italien-Frust nichts mehr zu spüren, bei den Aufwärmspielchen war die Stimmung im Ensemble blendend.

Nach drei Turnierspielen innerhalb von nicht einmal einer Woche, in denen Kuntz jeweils dieselbe Startelf aufs Feld schickte, sind die Kraftreserven geschrumpft. Der Coach erwägt gegen England eine Pause für einige Spieler, zumal die Young Lions zwei Tage länger Zeit zur Erholung hatten. „Die Regeneration steht jetzt im Vordergrund, weil wir bei allen jetzt gucken müssen, dass die Tanks voll sind“, sagte Kuntz.

Zwei Schritte sind es für Max Meyer, Serge Gnabry und Co. zum ersehnten Titel. Mögliche Gegner im Finale am Freitagabend wären U-21-Rekordchampion Italien oder die bislang so starken Spanier, die am Dienstag (20.45 Uhr/Sport1) das zweite Halbfinale bestreiten. Bei dem Gewinn des EM-Titels wartet eine Prämie von 30.000 Euro pro Mann auf die Spieler, bei einer Final-Niederlage wären es noch 20.000 Euro.

Gegen England, das die DFB-Junioren am 24. März in einem Testspiel in Wiesbaden mit 1:0 (Tor: Nadiem Amiri/Hoffenheim) besiegten, will das junge Team anders als gegen Italien wieder so selbstbewusst und zielstrebig auftreten wie in den ersten beiden EM-Partien gegen Tschechien (2:0) und Dänemark (3:0). „Wir müssen von vornherein das Spiel an uns reißen und sofort versuchen, Tore zu machen“, forderte Meyer.

England verzichtet wie Deutschland und anders als Italien oder Spanien bei der EM auf einige seiner stärksten Nachwuchsspieler. Während acht deutsche U-21-Profis beim Confed Cup in Russland wirbeln, sind die englischen Stars Dele Alli, Marcus Rashford oder Raheem Sterling im Urlaub. Die im A-Team eingesetzten Hoffnungsträger sollen sich erholen.