Hamburg. Albert Kangogo gewinnt 23. Auflage des Traditionsrennens. Flomena Chepchirchir stellt Frauenrekord ein

Jan Simon Hamann schnappte nach Luft. Kraftlos stützte er seine Hände auf die Oberschenkel, beugte sich nach vorn und wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Ich kann noch nicht reden“, keuchte er. Der 30-Jährige war am Sonntagmorgen bei der 23. Auflage des Hella-Halbmarathons als schnellster Hamburger (1:09:36 Stunden) im Ziel auf der Rothenbaumchaussee angekommen.

„Die Bedingungen waren nicht optimal, der Wind hat ziemlich gepfiffen“, sagte Hamann immer noch schnaufend. Zur persönlichen Bestzeit fehlten dem Ausdauerläufer von hamburg running nur 24 Sekunden. „Ich bin nicht ganz zufrieden, aber ich habe gekämpft.“

Ähnlich ausgepumpt war Sieger Albert Kangogo (1:01:07). „Es war gut“, stammelte er. Zu größeren Emotionen hat sich der Kenianer nicht hinreißen lassen. Kangogo war als einziger mit einer Bestzeit von unter einer Stunde (59:29) in Hamburg an den Start gegangen. Der Streckenrekord von Merhawi Kesete aus dem Jahr 2015 (1:00:52) blieb allerdings unangetastet. Für seinen Erfolg kassierte Kangogo eine Prämie von 1000 Euro. Zum Vergleich: Beim Halbmarathon in Berlin verdient der Sieger 5000 Euro. Bester Deutscher wurde Stefan Hendtke (1:07:21) aus Potsdam.

Bei den Frauen knackte die favorisierte Kenianerin Flomena Chepchirchir mit einer Zeit von 1:10:21 die Bestmarke und unterbot den alten Rekord um mehr als eine Minute. Schnellste Deutsche und Hamburgerin zugleich wurde Svenja Meyer (hamburg running), die den siebten Platz belegte. In 1:17:55 lief sie ihre persönliche Bestzeit. „Svenja hat erst am Sonntag ihre Nachmeldung eingereicht“, verriet Karsten Schölermann. Der Veranstalter von der Agentur BMS zog ein erstes Fazit, während die letzten Läufer im strömenden Regen am Rothenbaum eintrudelten. „Wir haben es geschafft, zum 14. Mal in Folge den Melderekord zu brechen. Das ist unfassbar“, sagte Schölermann. 11.117 Läufer und Skater hatten sich angemeldet, davon kamen 8730 im Ziel an. Bei den Skatern siegten Sandy Dinort aus Erfurt (43:27) und Remo Gurtner aus der Schweiz (42:45).

Aufgrund des großen Zuspruchs mussten die Veranstalter in diesem Jahr kleine Änderungen an der 21,0975 Kilometer langen Streckenführung vornehmen. Wie gewohnt starteten die Teilnehmer morgens auf der Reeperbahn. Allerdings wurde die Strecke in Richtung Altona verlängert. Dadurch entfiel die zweite Runde über die sündige Meile und die knackige Steigung der Helgoländer Allee. Etwa 20 Höhenmeter brachen weg. Die Konsequenz: Die Strecke wurde schneller. Das Problem: Die Läufer powerten sich zu rasch aus.

„Sie haben nicht damit gerechnet, dass die Strecke ab Kilometer fünf so schnell wird. Es ging sehr steil bergab, viele haben zu viel Gas gegeben“, erklärte Schölermann. Und weiter: „Die Strecke war toll. Aber ich freue mich auf die Messehallen im nächsten Jahr.“ Denn: Der Hella-Halbmarathon zieht um. Durch die Nutzung der Hamburg Messe soll das Chaos beim Zieleinlauf verhindert werden. „Es ist anstrengend, wenn sich zu viele Menschen ansammeln. Das läuft in Zukunft geordneter ab“, sagte Schölermann.