Santa Ponsa.

Am Sonntagabend nach ihrer Finalniederlage bei den Mallorca Open saß Julia Görges (28) auf der VIP-Terrasse noch ein bisschen mit ihrem „Team Jule“ zusammen – auf den weißen Couches neben dem Pool und der Palme. Mit dabei war auch ein neues Gesicht, ein alter Bekannter des deutschen Tennis: David Prinosil (44).

Der frühere Serve-and-Volley-Spezialist gewann zwei Rasenturniere (Newport 1995 und Halle 2000) und stand 2000 im Wimbledon-Achtelfinale. Die Idee, ihn für Görges’ Rasensaisonstart auf Mallorca dazuzuholen, hatte ihr Coach Michael Geserer. „Michael wollte, dass ich mal anderen Input und einen neuen Mindset auf Rasen bekomme. Ich hatte seit fünf Jahren kein Einzelmatch gewonnen.“ Ihr Zweitrundensieg gegen Varvara Lepchenko (6:3, 7:5) bei Olympia 2012 auf der Wimbledon-Anlage war ihr letzter Matcherfolg auf Gras.

Sie spielte zwar seither auch nur sechs Matches auf Rasen, „aber ich hatte einfach keinen Draht zum Rasen“. Den hat sie jetzt: Görges spielte eine überragende Woche, mit Siegen gegen die topgesetzte Anastasia Pavlyuchenkova (6:1, 6:2), Sabine Lisicki (6:2, 6:4) und US-Wunderteenie CiCi Bellis (6:1, 6:1). Am Ende reichte es nicht ganz zu ihrem ersten WTA-Titel seit 2011, weil sie der starken Lettin Anastasija Sevastova mit 4:6, 6:3, 3:6 unterlag. „Aber es war eine spezielle Woche. Man kann von einer neuen Rasenliebe sprechen.“ Über Prinosils Input sagt sie: „David hat mir ein paar Sachen über Gras erzählt, wie er gespielt hat und wie er mich sieht. Es ist sehr interessant, die Meinung eines Ex-Spielers zu hören, der selber sehr erfolgreich auf Rasen war.“ Vor allem habe er sie überzeugt, „dass Rasen eigentlich hervorragend zu mir passt“. Prinosil, ein sehr freundlicher, bescheidener Mensch, der unerkannt über die Anlage schlenderte, bestätigt das: „Jule hat ein richtiges gutes Tennis für Rasen. Sie ist groß, schlägt sehr gut auf, hat einen guten Return und ist eine tolle Doppelspielerin.“

Wie kam der Kontakt zu Prinosil zustande? Er und Geserer sind schon lange befreundet, seit den gemeinsamen Bundesligazeiten beim TC Amberg am Schanzl. 2015 und 2016 spielte er als Nummer eins für Geserers Herren-40-Regionalligateam bei Rot-Blau Regensburg, dem Club, mit dem Görges gerade wieder deutsche Meisterin wurde.

Prinosil fliegt nun, wenn Görges mit Geserer und ihrem Physiotherapeuten Florian Zitzelsperger nach Eastbourne weiterreist, nach Hause nach Prag zu seiner Frau Jana und den zwei Kindern. Ob er in Wimbledon dabei ist? „Schauen wir mal“, sagt er lächelnd. An Görges’ neuer Rasenliebe hat er seinen Anteil.