Hamburg. Der Kölner führt die Hockeyherren beim Hamburg Masters als Kapitän an. 2:0 gegen Österreich

Dass Brillen Menschen erwachsener wirken lassen, ist ein bekanntes Phänomen. Aber dass Mats Grambusch seine Sehhilfe im Alltag nicht als Reifenachweis benötigt, das wird im Gespräch schnell deutlich. Pointiert und gehaltvoll weiß der BWL-Student auf die ihm gestellten Fragen zu antworten. Eine Mischung aus berechtigtem Selbstvertrauen und gesunder Selbsteinschätzung spricht aus dem gebürtigen Mönchengladbacher, und das ist eine der Ursachen dafür, dass der Mittelfeldmotor des deutschen Vizemeisters und Europapokalsiegers Rot-Weiß Köln in diesen Tagen die deutschen Hockeyherren beim Hamburg Masters auf der Anlage des Uhlenhorster HC am Wesselblek als Kapitän auf den Kunstrasen führen darf.

Auch am Donnerstagabend beim Auftaktspiel gegen Österreich, das wegen des Unwetters kurz nach Spielbeginn für rund 70 Minuten unterbrochen wurde, wies Grambusch (24) seine Qualitäten als Führungsspieler nach. Vor allem seine athletische Extraklasse, seine schwer aufzuhaltenden Antritte und die Willensstärke, die ihm auf dem Platz aus jeder Pore zu strömen scheint, beeindrucken und machen ihn zu dem „Aggressive Leader“, den er selbst gern verkörpern möchte. Das deutsche Team gewann durch Tore von Mats Grambuschs Bruder Tom (11. Minute/Siebenmeter) und Timm Herzbruch (37.),

Der beim Gladbacher HTC ausgebildete Anführer Mats Grambusch will seine neue Rolle im nach Olympia neu formierten deutschen Auswahlkader nicht überinterpretiert wissen. Dass der neue Bundestrainer Stefan Kermas (38) ihm die Kapitänsbinde überlassen habe, mache ihn zwar stolz, „es ist eine riesige Ehre“. Er selbst sehe sich aber nur als Übergangslösung, bis der etatmäßige Spielführer Martin Häner (Berliner HC), der aus beruflichen Gründen das Hamburg Masters und das WM-Qualifikationsturnier in Südafrika (9. bis 23. Juli) verpasst, wieder im Kader stehe. „Martin ist unser Kapitän, und ich versuche nur, ihn so gut wie möglich zu vertreten“, sagt er.

Man mag das als Understatement werten. Der Zusatz, den Grambusch anfügt, lässt tiefer blicken. „Ich bin überzeugt davon, dass ich die Qualität habe, das zu schaffen“, sagt er. Und weil er dies vergangene Saison als Kapitän des Kölner Starensembles auch geschafft hat, hält Kermas ihn für die Ideallösung: „Mats ist genau der Richtige, der in Abwesenheit von Routiniers wie Häner oder Tobias Hauke das Team lenken kann.“

Schon als Kind, sagt Grambusch, habe er das Verlieren gehasst. „Ich war schon immer ein sehr ehrgeiziger Typ.“ Die Bereitschaft, aus seinen 1,75 Metern Körperlänge das Maximum herauszupressen, wenn er sich zum Wettbewerb stellt, sei eine seiner größten Stärken. „Ich finde, man hat immer 100 Prozent zu geben. Das ist Kopfsache, ich bin dankbar, dass mir das oft gelingt“, sagt er.

Glücklich ist er darüber, dass sich sein drei Jahre jüngerer Bruder Tom, mit dem er auf Reisen ein Zimmer teilt, ebenfalls im Nationalteam festgebissen hat. Der zehn Zentimeter größere Eckenspezialist wirkt ruhiger als Mats, das jedoch sei ein Trugschluss: „Tom hat immer einen Spruch auf Lager, oft auch einen zu viel. Aber für mich ist es toll, dass wir das alles gemeinsam erleben können“, sagt der Ältere. Der Bronzemedaille in Rio soll bei der WM 2018 in Indien gemeinsames Gold folgen. Dafür allerdings muss Mats Grambusch auf dem Platz weiterhin den Durchblick behalten. Statt seiner Brille trägt er beim Sport Kontaktlinsen. Reif genug für das, was er erreichen will, wirkt er trotzdem.