Hamburg. St. Paulis neuer Cheftrainer Olaf Janßen spricht über seine Ziele und Art der Amtsführung

Es war am Montagnachmittag kurz vor halb vier, als Olaf Janßen (50) erstmals in seiner neuen Funktion als Cheftrainer des FC St. Pauli und damit Nachfolger von Ewald Lienen begann, eine Trainingseinheit des Zweitligateams zu leiten. Rund 100 Zaungäste hatten sich eingefunden, um bei sommerlicher Wärme das Geschehen zu verfolgen, darunter war auch der stellvertretende Aufsichtsratschef Roger Hasenbein.

Noch nicht auf dem Rasen dabei war der am Montag verpflichtete Luca-Milan Zander aus der U23-Mannschaft von Werder Bremen. Der 21 Jahre alte, rechte Außenverteidiger ist für zwei Jahre von den Bremern ausgeliehen.

Vor der ersten Trainingseinheit nahm sich Olaf Janßen Zeit für ein erstes Gespräch mit Medienvertretern in seiner neuen Funktion als Cheftrainer. Dabei sagte er über...

... seine Motivation: „Als ich im vergangenen November als Co-Trainer hierher kam und wir die ersten drei Spiele auch nicht erfolgreich bestritten haben, konnte ich erleben, was es bedeutet, für den FC St. Pauli arbeiten zu dürfen. Wir sind von den Fans nicht ausgepfiffen und beschimpft worden, sondern sie haben zu uns gestanden. Die Unterstützung war einfach sensationell. Das war außergewöhnlich und hat ganz sicher dazu beigetragen, dass wir den Turnaround geschafft haben. Ich freue mich darauf, jetzt da weiterzuarbeiten, wo wir am Saisonende aufgehört haben.“

... die neue Rolle von Ewald Lienen als Technischer Direktor: „Es ist gut zu wissen, dass Ewald weiter im Verein ist und auch für mich als Ansprechpartner da ist. Wir haben noch gestern Abend lange telefoniert. Die Zusammenarbeit mit ihm war immer von großem Vertrauen und Respekt geprägt.“

... die Neuzugänge: „Sami Allagui, Clemens Schoppenhauer und Luca Zander werden uns besser machen und passen auch vom Charakter und ihrer Persönlichkeit her sehr gut zu uns. Zander verfügt über eine enorme Schnelligkeit.“

... die Zielsetzung für die neue Saison: „Mir gefällt die Einschätzung nicht, dass nach dem Aufstieg des VfB Stuttgart und Hannover 96 so viele schlechte Mannschaften in der Zweiten Liga seien, dass jetzt St. Pauli ja eine Chance haben müsste aufzusteigen. Das ist gegenüber alle anderen respektlos. Wir dürfen uns sicher sein, dass zehn oder 15 Mannschaften die Chance haben werden, oben mitzuspielen. Es wird ein Hauen und Stechen geben. Wir haben sicherlich Selbstvertrauen, Energie und Potenzial in unserer Mannschaft, sollten aber mit Demut an die Sache herangehen und nie vergessen, dass wir in den jüngsten drei Spielzeiten gleich zweimal mit einem Bein in der Dritten Liga waren. Wir wollen beibehalten, dass wir uns mit allem, was wir haben, immer auf das nächste Spiel fokussieren. Daher ist unser Ziel, das erste Ligaspiel so anzugehen, als wäre es der 34. Spieltag. Träumereien machen wenig Sinn.“

... die Kapitänsfrage: „Ich werde zunächst der Mannschaft mitteilen, wie ich mir das Prozedere vorstelle, auch was den Mannschaftsrat betrifft. Das alles wird im Trainingslager stattfinden. Ich glaube aber, dass das Thema innerhalb des Teams gar nicht so eine große Rolle spielt.“

... den aktuellen Kader: „Ich bin sehr froh, dass die Mannschaft so, wie sie jetzt zusammengestellt ist, ins erste Spiel gehen könnte. Es werden nicht mehr viele Transfers passieren, vielleicht auch gar keiner mehr. Es ist aber auch klar, dass wir uns eine Option offen lassen, solange das Transferfenster geöffnet ist und sofern wir alle von einem Zugang überzeugt sind.

... seine neue Rolle auf dem Trainingsplatz: „Ich bin der Meinung, dass ein Cheftrainer eine gewisse Beobachterposition einnehmen sollte, um das große Ganze im Blick zu haben. Die Jungs sollen das Gefühl haben: der sieht alles. Es wird schon anders sein als vorher als Co-Trainer. Das haben wir auch schon mit der Mannschaft besprochen.“

... die Chance aller Spieler, sich für die Startelf zu empfehlen: „Es fangen alle bei null an. Wir wollen am ersten Spieltag die dann beste Mannschaft auf das Feld bringen. Aber wer das dann Ende Juli sein wird, kann ich jetzt nicht sagen. Jeder hat die Chance, sich zu qualifizieren. Das wird auch für die Torwart-Position gelten.“

... Ewald Lienens Stadionrunde vor einem Heimspiel: „Ich werde ganz bestimmt nicht versuchen, Ewald Lienen zu kopieren. Aber ich werde sicher meinen Weg finden, um unseren Anhängern zu zeigen, dass ich alles dafür tun werde, dass wir deutlich mehr Spiele gewinnen als verlieren.“

Der bisherige Mannschaftsarzt Professor Hauke Mommsen hat aufgrund seiner zeitlicher Belastung um die Auflösung seines Vertrages beim FC St. Pauli gebeten. Neue Teamärzte sind jetzt Volker Carrero und Sebastian Schneider, der diese Position früher bereits innehatte.