Hamburg. Er ist Deutschlands letzter amtierender Weltmeister. Am Sonnabend will Tyron Zeuge seinen Titel gegen den Briten Paul Smith verteidigen

Sein Trainer Jürgen Brähmer fordert „einen deutlichen Sieg“, sein Manager Kalle Sauerland sieht in ihm „unser Zugpferd für die Zukunft“, und für das deutsche Profiboxen ist Tyron Zeuge als letzter amtierender Weltmeister sowieso ein Aushängeschild. Den 25-Jährigen lassen all diese Anforderungen vor der Verteidigung seines WBA-Titels im Supermittelgewicht an diesem Sonnabend (23.15 Uhr/Sat.1 live) in Wetzlar kalt. „Ich will nur guten Sport zeigen. Alles andere interessiert mich nicht“, sagt Zeuge vor dem Duell mit dem Briten Paul Smith (34). Diese zur Schau gestellte Gleichgültigkeit kann als Selbstschutz gewertet werden, denn Zeuge ist keiner, der das Rampenlicht schätzt. Dennoch stellte er sich für zwölf Fragerunden, in denen es um die ersten Erfahrungen in verschiedenen Lebensbereichen gehen sollte.

Mein erster Boxverein: Das war Stahl Schöneweide in Berlin. Ich war sieben Jahre alt, als ich dort anfing. Mein Vater hat selbst geboxt, deshalb wollte ich auch mit dem Boxen anfangen. Mir hat es von Anfang an viel Spaß gemacht. Ein Box-Verrückter, der alle Kämpfe guckt, bin ich aber nicht. Ich mag genauso gern Fußball schauen, mein Lieblingsclub ist Hertha BSC, oder Motorsport.

Mein erster Trainer: Der hieß Jörg Schneider. Ein ganz entspannter, ruhiger Typ, der mir die Grundlagen des Boxens sehr geduldig nähergebracht hat. Ich versuche auch heute noch, ihn regelmäßig zu besuchen. Er schaut jeden meiner Kämpfe, saß auch schon live am Ring. Ich bin ihm sehr dankbar, dass er mich für das Boxen begeistern konnte.

Mein erstes Vorbild: Das war tatsächlich Henry Maske. Ich mochte die Art, wie er geboxt hat, auch ich möchte so wenig wie möglich getroffen werden. Allerdings habe ich schon lange kein Vorbild mehr, sondern versuche einfach nur ich selbst zu sein.

Meine erste Verletzung: Als Kind war ich fast nur draußen unterwegs, ich war ein wilder Junge, hatte ständig überall Beulen, weil ich vom Klettergerüst gefallen bin oder ähnliche Unfälle hatte. Als Sportler habe ich bislang durchaus Glück gehabt mit schweren Verletzungen. Ich hatte mal was an der Hüfte, das war es aber. Ich hoffe, das bleibt so.

Mein erster Profikampf: Am 31. März 2012 in Kiel gegen den Weißrussen Jewgeni Bahdanouski. Natürlich war ich mächtig aufgeregt, aber die Nervosität war schnell verflogen, und dann hat es richtig Spaß gemacht, auch wenn es nicht mal eine Runde dauerte.

Mein erster Anruf nach einem Kampf: Ich rufe eigentlich niemanden an, denn meine Freundin und meine Schwiegereltern sind immer live dabei (Zeuges Vater ist verstorben, zu seiner Mutter hat er kaum Kontakt, d. Red.). Ich kriege immer sehr viele Nachrichten auf mein Telefon, aber die beantworte ich erst später, denn nach dem Kampf habe ich mit Dopingkontrolle, Pressekonferenz und so weiter einfach zu viel zu tun.

Meine erste Kampfbörse: Oh, ich habe leider keine Ahnung mehr, wie hoch die war. Ich weiß aber, dass ich damals ziemlich stolz war und es sehr cool fand, dass mir das Boxen Geld brachte. Um meine Finanzen kümmert sich meine Schwiegermama. Ich bin keiner, der sich irgendwelchen Luxus leistet. Weder von meiner ersten Börse noch von meiner Gage nach dem ersten WM-Kampf habe ich mir etwas Besonderes gegönnt. Ich belohne mich immer mit einem guten Essen. Ich darf mir nach Kämpfen etwas wünschen, das meine Freundin kocht. Das ist für mich die beste Belohnung.

Meine erste Currywurst: Der Ruf, dass ich am Tag nach einem Kampf Currywurst essen gehe, eilt mir voraus. Und es stimmt ja auch meist. Meine erste Currywurst habe ich in Berlin an einer kleinen Bude gegessen, die zwei alte Damen betrieben. Da war ich noch ein kleiner Junge. Die Sauce, die dort benutzt wurde, die bieten heute meine Kumpels in ihrem Laden Ketchup 35 in Neukölln auch an, und darauf schwöre ich. Das ist die beste Sauce der Welt. Dazu ein Bierchen, und der Tag ist perfekt!

Mein erster Alkoholrausch: War viel zu früh! Im Ernst: In der Jugend habe ich schon mal zu viel getrunken, heute als Leistungssportler wäre das Gift. Ich gebe aber zu, dass ich gern Bier trinke. Und als Berliner ist natürlich Berliner Kindl mein Favorit.

Mein erstes Haustier: Meine Eltern haben Schlangen gehalten, als ich klein war, aber die gehörten nicht mir. Meine ersten Haustiere waren Mäuse. Davon hatte ich eine Menge, aber die sind reihenweise gestorben. Manche, weil sie an die Schlangen verfüttert wurden, andere, weil ich zu wild mit ihnen gespielt habe. Ich habe die in Autos gesetzt und Unfälle damit gebaut. Heute habe ich einen Hund. Natürlich einen Boxer ...

Mein erstes Auto: Das war ein Peugeot 201, so ein ganz kleiner Dreitürer mit Schaltautomatik. Den habe ich mir eine Woche nach der bestandenen Führerscheinprüfung gekauft und war mächtig stolz. Mein nächstes Auto wird ein Ford S-Max, den ich von den Schwiegereltern übernehme. Ein großer Autofreak bin ich nicht, lieber mag ich Motorräder. Aber als Leistungssportler muss man damit vorsichtig sein.

Meine erste Niederlage: Die war bei den Amateuren und ist zum Glück so lange her, dass ich mich kaum noch erinnere. Natürlich hat es sich blöd angefühlt. Auch wenn es heißt, dass man aus Niederlagen viel lernen kann, hoffe ich doch, dass meine erste Niederlage bei den Profis auf sich warten lässt – oder am besten niemals kommt.