Berlin. Wie sich das Damenhockeyteam auf einen harten Sommer vorbereitet

Jeder pflegt sein Image auf seine Art. „Es war nie unser Ziel, die beliebteste Mannschaft der Welt zu sein. Unangenehm wollen wir sein, unhöflich“, impft Jamilon Mülders seinen Spielerinnen ein, „niemand darf gern gegen uns antreten.“ Die jungen Damen hören genau hin, es sind ja viele unter ihnen, die den Hockey-Bundestrainer noch nicht lange kennen. Nach dem Gewinn der olympischen Bronzemedaille in Rio sind einige Routiniers zurückgetreten. Andere fehlen wegen Verletzungen oder kümmern sich um ihr Studium. Zehn neue Spielerinnen hat Mülders deshalb nominiert. Keine von ihnen hat mehr als 15 internationale Einsätze.

Die Aufgaben dieses Sommers sind trotzdem nicht ohne: Zuerst steht die WM-Qualifikation beim World-League-Turnier in Johannesburg vom 8. bis 23. Juli an, danach vom 18. bis 27. August die EM in Amsterdam. Welche Ziele verfolgt die neu formierte Mannschaft? Noch nicht ganz sicher sei das, sagt Marie Mävers vom Uhlenhorster HC zwar. Die 26-Jährige ist eine der acht übrig gebliebenen Stützen des Rio-Kaders. Und eine von fünf, die in der Bundesliga das Trikot des deutschen Feldhockeymeisters tragen. Ihre Antwort wird dann doch eindeutig: „Wir wollen jedes Spiel gewinnen. Unsere Winner-Mentalität wird wieder unsere größte Stärke sein.“

Die muss aber erst neu entwickelt werden. „Es ist schon eine große Umstellung, wenn so viele Leistungsträgerinnen nicht mehr dabei sind“, gibt Mävers zu, „es wird spannend sein zu sehen, wie schnell wir unsere Abläufe wieder hinkriegen wie gewünscht.“ Noch kennen sich ja einige der Damen kaum, die in Kürze bereits eine geschlossene Einheit bilden sollen. Darum hat Mülders das Team in Berlin versammelt, wo bei einem Vierländerturnier an der neuen Gemeinschaft gearbeitet werden soll. Die Gegner im Zehlendorfer Hockeystadion an der Wilskistraße sind Irland (Donnerstag, 19 Uhr), Südkorea (Freitag, 19 Uhr) und der Olympianeunte China (Sonntag, 14 Uhr) als vermutlich schwerster Kontrahent.

Im fünften Jahr ist Mülders Bundestrainer, meistens hat er es hinbekommen, seine Teams im richtigen Moment in Bestform zu präsentieren. „Wir wollen nicht Olympia-Bronze verteidigen. Wir sind ein Powerhouse und greifen an. Wir sind gut, wenn wir gut sein müssen.“ Dazu müssten alle bereit sein zu rackern, athletisches Hockey zu spielen. Und am wichtigsten: „Es wird nicht gelingen, wenn die Jungen denken, die Alten machen das schon. Oder wenn die Alten denken, das läuft schon.“

Das lernen sie gerade gemeinsam in Berlin. Und dass dieses Lernen nicht immer angenehm ist. Beim Training mit den neuen Torhüterinnen Julia Ciupka und Lisa Schneider benutzt Mülders statt eines Hockey- einen Lacrosseschläger. „Damit kann man am besten schlenzen“, erklärt er. Viel schneller, die Bälle sausen den Torfrauen nur so um die Ohren. Aber das, meint der Bundestrainer, hat den besten Trainingseffekt. In Johannesburg halten sie solche Bälle dann vielleicht. Oder spätestens bei der EM in Amsterdam.