Hamburg. Hamburger Schwimmerin kann sich über 200 Meter Lagen erstmals für eine Weltmeisterschaft qualifizieren. Danach studiert sie in Texas.

Maxine Wolters ist verschnupft. Einen schlechteren Zeitpunkt hätte sich die Hamburger Schwimmerin dafür nicht aussuchen können, beginnen doch am Donnerstag in Berlin die deutschen Meisterschaften, auf denen sich die Abiturientin für die WM Ende Juli in Budapest qualifizieren will.

„Alles hoffentlich halb so schlimm“, sagt sie, „das kriege ich schon hin.“ Ihre Chancen, erstmals an einer Weltmeisterschaft teilnehmen zu können, stehen schließlich gut. Erstens gehört sie zu den besten deutschen Vielseitigkeitsschwimmerinnen, und für die 18-Jährige gelten nicht die strengen WM-Normen, die Bundestrainer Henning Lambertz als Konsequenz aus zwei medaillenlosen Olympischen Spielen 2012 in London und 2016 in Rio aufgestellt hat.

Neues Kraftkonzept

Ihre Bestzeit von 2:13,37 Minuten über 200 Meter Lagen, die sie vor zwei Jahren bei ihrem Sieg über diese Strecke bei den Europaspielen in Baku (Aserbaidschan) schwamm, müsste sie nur um 87 Hundertstelsekunden verbessern, um in Budapest dabei zu sein – wenn sie in Berlin unter die ersten zwei kommt. „Oder die, die vor mir landen, schaffen die ,Erwachsenennorm’ nicht. Dann wäre ich auch qualifiziert“, erklärt sie. Klingt kompliziert, aber mit einfachen Mitteln glaubt Lambertz die jahrelange Ergebniskrise nicht bewältigen zu können.

Dafür hat der 46-Jährige zuletzt heftige Kritik einstecken müssen, doch er wehrt sich: „Alle müssen den Mut haben, auf den Entscheidungen meines Teams nicht herumzuhacken, sondern sie eigenmotiviert umzusetzen. Ich vermisse bei einigen die nötige Aufbruchstimmung, die Haltung: ,Jetzt packen wir es an!’“ Ein „weiter so“ könne es nicht geben, sonst seien die nächsten Pleiten programmiert. Daher hat er ein Maßnahmenpaket geschnürt, das ein neues Kraftkonzept, härtere Normen und stärkere Zentralisierung vorsieht.

Gut vorbereitet für Berlin

Maxine Wolters ficht Lambertz’ Kritik nicht an. Am Hamburger Bundesstützung im Dulsbergbad trainiert der neue Chefcoach Veith Sieber mit ihr bereits seit Längerem nach diesen Vorgaben, und wenn die Tochter der Olympiaschwimmerin (1992) Marion Zoller auch noch nicht sichtbar an Muskelmasse zugelegt hat, so spürt sie schon, „dass ich inzwischen mehr Kraft habe“.

Weil in diesem Frühjahr das Abitur an der Eliteschule des Sports am Alten Teichweg Vorrang hatte, reduzierte Wolters ihr Wettkampfprogramm. Dennoch fühlt sich gut vorbereitet auf Berlin. „Ich bin fit, habe mich im vergangenen Jahr mental verbessert und spüre auch keinen großen Druck.“ Kein Wunder, denn die nähere Zukunft hat sie für sich geregelt. Im August beginnt sie in Austin an der University of Texas ein Studium. Als Spitzenschwimmerin erhält sie in den USA ein Stipendium über vier bis fünf Jahre. Eine WM-Teilnahme wäre ein perfekter Einstieg in ihr neues Leben. Am Sonnabend steht dafür ihre sportliche Reifeprüfung an.