Hamburg/Kingston. Sprint-Star absolviert zum letzten Mal ein Rennen in seiner Heimat Jamaika. Zum Abschied des 30-Jährigen gab es viel Getöse.

Das Feuerwerk erleuchtete den Nachthimmel. Die Fans kreischten noch etwas lauter, schwenkten ihre Jamaika-Flaggen noch etwas stolzer und bliesen noch stärker in ihre Vuvuzelas. Andere zückten tanzend ihre Smartphones, sie mussten diesen Moment einfach festhalten - Usain Bolts letztes Rennen auf jamaikanischem Boden. Große Party, große Emotionen. Eben der Abschied eines Nationalhelden.

"Mir fehlen die Worte", sagte Bolt, nachdem er unter dem Jubel von 30.000 Anhängern im vollgepackten Nationalstadion von Kingston noch einmal 100 m gerannt war: "Diese Atmosphäre, diese Leute - es war wirklich nervenaufreibend. Ich glaube nicht, dass ich während meiner Karriere vor einem Rennen jemals so nervös gewesen bin." Natürlich gewann der Superstar sein letztes Rennen vor seinen Landsleuten. Die Zeit: Mäßige 10,03 Sekunden. Aber das war an diesem spektakulären Abend Nebensache. "Ich wollte eine gute Show liefern", sagte er.

Bolt tanzt zu Reggae und küsst die Ziellinie

Es ist Bolts letzter Sommer als Sprinter, im August fällt der Vorhang. Endgültig. Unter dem Motto "Salute to a Legend" begann nun die große Abschiedstournee des 30-Jährigen, und Jamaika verbeugte sich noch einmal vor dem neben Bob Marley wohl berühmtesten Sohn der Insel. Selbst Jamaikas Premierminister Andrew Holness machte dem achtmaligen Olympiasieger die Aufwartung, auch IAAF-Präsident Sebastian Coe wollte Bolt die Hand schütteln. Perfekt inszeniert.

Und der letzte Pop-Star der Leichtathletik genoss das Bad in der vergnügten Menge. Natürlich zeigte Bolt seine berühmte Blitz-Geste, er tanzte zur Reggae-Musik, er küsste die Ziellinie und feierte auf der Tribüne mit Freunden und Familie, umarmte seine Mutter Jennifer und Papa Wellesley. "Ohne sie hätte ich es nie geschafft", sagte Bolt an dem Ort, wo für ihn vor 15 Jahren alles begonnen hatte. Im Jahr 2002 wurde der Schlaks als 15-Jähriger in Kingston Juniorenweltmeister über 200 m, es war die Geburtsstädte seines Mythos.

"Eine Legende zu sein, ist etwas Großartiges"

Hat die Siegerpose kultiviert: Usain Bolt
Hat die Siegerpose kultiviert: Usain Bolt © dpa

Und was Bolt seitdem geschafft hat, wurde jetzt in Kingston noch einmal deutlich. Bolt läuft ja nicht einfach nur geradeaus, Bolt liefert Spektakel, seine Rennen sind Ereignisse. Er ist der aufregendste Leichtathlet der Gegenwart, einer der Größten der Geschichte.

„Ich wollte mein Land einfach stolz machen“, sagte der Mann des Abends zur Motivation und zur Leidenschaft für seinen Sport. „Als ich mit der Leichtathletik begonnen habe, war mein einziges Ziel, Olympiasieger über 200 Meter zu werden. Ich hätte mich nie für fähig gehalten, eine Legende meines Sports zu werden", sagte Bolt, elfmaliger Weltmeister, Weltrekordhalter über 100 und 200 m sowie mit der Sprint-Staffel: "Jetzt eine Legende zu sein, ist etwas Großartiges."

Bolt derzeit nur die Nr. 15 der Welt

Und nun? Bolt läuft jetzt noch in Ostrau (28. Juni), in Monaco (21. Juli), und natürlich will er bei der WM in London (4. bis 13. August) seine drei Titel erfolgreich verteidigen. Dort will er am 12. August mit Jamaikas Sprintstaffel auch seinen ultimativ letzten Lauf bestreiten. Neun Tage später wird er 31.

Aber auf dem Weg bis dahin liegt noch viel Arbeit vor ihm. "Es war mein erstes Rennen des Jahres und ich habe nichts Spektakuläres erwartet", sagte Bolt, der mit seinen 10,03 Sekunden derzeit nur die Nummer 15 in der Welt ist. Aber Bolt ist und bleibt eben Bolt. Und wenn es um Medaillen ging, war der Jamaikaner bisher immer in Top-Form.