Hamburg. Die Porsche European Open sollen bis 2022 jedes Jahr auf der Anlage Green Eagle stattfinden – auch Camping und Konzert angedacht.

Carl-Uwe Steeb, den alle nur Charly rufen, hat gerade einen Vermarktungstermin in der Hanse Lounge am Rathausmarkt hinter sich. Gut gelaunt nimmt der 49-Jährige im privaten Business-Club in einem der Ledersessel Platz und lässt sich in seinen Ausführungen selbst dann nicht stören, als zwei ältere Herren am Nebentisch dicke Zigarren anzünden.

Tennis und Golf

Herr Steeb, Sie als ehemaliger Tennisprofi: Was spielen Sie heute häufiger, Golf oder Tennis?

Carl-Uwe Steeb: Eindeutig Golf. Ich bin aber kein Späteinsteiger, habe diesen Sport schon vor 25 Jahren gelernt, während meiner aktiven Zeit jedoch nur sporadisch ausgeübt. Danach hatte ich etwas mehr Zeit (lacht).

Wie fällt Ihr Vergleich aus?

Steeb: Technisch sind beide Sportarten sehr anspruchsvoll. Golf ist mental extrem spannend, weil du sehr viel Zeit hast, vor einem ruhenden Ball stehend viel Mist zu denken. Das kann beim Tennis zwischen den Ballwechseln zwar auch passieren, aber sobald der Ball im Spiel ist, wird vieles im Unterbewussten gesteuert, du kannst deinen Verstand nicht mehr so einsetzen.

Beruflich haben Sie derzeit mehr mit Golf zu tun, Sie sind als Co-Turnierdirektor bei den European Open aktiv, die vom 26. bis 30. Juli stattfinden werden. Wie kam es zum Wechsel zum kleinen Ball?

Steeb: Vor drei Jahren habe ich bei 4Sports angefangen, um in der Agentur den Geschäftsbereich Tennis aufzubauen. Unmittelbar nach meinem Start hat 4Sports das Veranstaltungsrecht der European Open eingekauft, dessen Entwicklung dann absolute Priorität hatte. Ich fand und finde es sehr erfrischend, in eine andere Sportart einzutauchen. Grundsätzlich muss ich aber sagen, dass es in der Organisation und Vermarktung zwischen einem Tennis- und einem Golfturnier wenig Unterschiede gibt.

Sie kümmern sich um den Bereich Vermarktung. Wie sehr hat der Golfsport noch mit Klischees zu kämpfen?

Steeb: Sicher, einige Vorurteile existieren noch, auch wenn die Realität längst anders aussieht, wie zum Beispiel in Skandinavien. Dort ist Golf Volkssport für Jedermann, und man kann für ein Greenfee von 20, 30 Euro auf die Runde gehen. Mit den Porsche European Open auf der Anlage von Green Eagle wollen wir ganz klar zeigen, dass Golf ein Sport für das Volk sein kann. Angefangen von freiem Zugang zum Public Village und einer guten Mischung zwischen Weltklassesport und Hospitality im Highend bis zur Currywurst möchten wir jedem Besucher gerecht werden. Wir denken in der Zukunft auch über eine Campingfläche neben dem Golfplatz nach.

Campen?

Steeb: Wir hatten schon in diesem Jahr viele Anfragen, wollten uns im ersten Jahr allerdings auf den sportlichen Kernbereich konzentrieren. Aber eine Campingfläche, ja, das haben wir im Kopf. Oder am Abschlusstag ein Open-Air-Konzert. Wir möchten ein Erlebnis rund um das Golfturnier schaffen.

Erklären Sie Nicht-Golfexperten doch bitte die sportliche Wertigkeit Ihres Turniers.

Steeb: Die Porsche European Open gehören auf der European Tour zu den prestigeträchtigsten Turnieren. Wir schaffen es, absolute Weltklasse zu präsentieren, vor allen Dingen auch Golfprofis, die ansonsten nur in den USA zu sehen sind wie Masters-Sieger Charl Schwartzel, PGA-Champion Jimmy Walker oder Ryder-Cup-Hero Patrick Reed. Stars, die in der Weltspitze sind und modernes Golf repräsentieren, kombiniert mit den Toptalenten von morgen, das ist unser Anspruch. Auch die nationale Komponente ist sehr wichtig, bis auf Martin Kaymer sind die besten Deutschen am Start. Das Turnier wird übrigens in 400 Millionen Haushalte in 45 Ländern übertragen und gehört damit automatisch zu den größten internationalen Sportevents der Region Hamburg.

Wie ist der Stand der Vorbereitung?

Steeb: Das Spielerfeld steht weitgehend, auch wenn noch einige dazukommen werden. In zwei Wochen beginnen wir mit dem kompletten Aufbau, die Vorbereitungen mit den Dienstleistern, Tribünen- und Zeltbauern sind abgeschlossen. Was nun folgt, sind die Kommunikationsmaßnahmen, die dann hoffentlich viele Zuschauer motivieren, auf die Anlage zu kommen. Wir planen zudem am 18. Grün mit einem doppelstöckigen Hos­pitality-Bereich für 1000 Personen und Lounges für Sponsoren und Firmen, auf gut 8000 Quadratmetern ist unsere Public Area mit Ausstellern, gutem Essen und Erlebnissen ausgerichtet.

Warum haben Sie sich überhaupt für den Großraum Hamburg entschieden?

Steeb: Wenn Sie anfangen, sich damit zu beschäftigen, welche Plätze über die nötige Infrastruktur verfügen, reduziert sich die Zahl der potenziellen Plätze in Deutschland, die infrage kommen. Wir wollten unbedingt in eine golfbegeisterte Metropolregion, da fiel der Name Hamburg recht schnell. Und mit Green Eagle haben wir eine anspruchsvolle Anlage gefunden, die unseren Eventanforderungen genügt und für die Profis eine absolute Challenge ist.

Wie ist Ihr Langzeitplan? Sie haben sich verpflichtet, das Turnier innerhalb von fünf Jahren mindestens dreimal in Winsen durchzuführen.

Steeb: Anfangs wollten wir uns offenlassen, mit den European Open auch abwechselnd nach England zu gehen. Mittlerweile sagen wir: Wenn das Turnier in Hamburg funktioniert, werden wir hier jährlich und langfristig ein Weltklasse-Golfturnier etablieren. Das ist unser klares Ziel.

Fehlt Golf in Deutschland für einen Schub nicht ein Megaevent wie der Ryder Cup?

Steeb: Ich glaube eher nicht, dass der Markt durch ein einmaliges Event bewegt wird. Besser als ein Highlight ist eine natürliche Entwicklung durch bestehende, langfristige Turniere und nationale Golfstars. Hier muss die Begeisterung ausgelöst werden. Die Inszenierung eines Turniers ist wichtig und auch mal anders möglich. Wir würden an der Bahn 17, einem Par 3, gerne eine fröhliche, ausgelassene Stimmung erzeugen wie in Phoenix, wo die Fans mit ihrem Bier an der Seite stehen und eine laute Stadionstimmung entsteht.

Sie hatten von 2007 bis 2009, also vor Michael Stich, den Job als Turnierdirektor am Rothenbaum inne. Wie sehr stört es Sie, dass beide Turniere ausgerechnet in der gleichen Woche stattfinden?

Steeb: Gar nicht. Das Einzugsgebiet ist groß genug für beide Veranstaltungen. Und obwohl es natürlich viele Tennisspieler gibt, die Golf spielen, glaube ich nicht, dass die Schnittmenge sonderlich groß ist und sich die Veranstaltungen gegenseitig Zuschauer wegnehmen. Ich denke eher an Touristen, die in die Stadt reisen und gleich zwei so hochwertige Veranstaltungen besuchen können. Was für ein Anreiz!