Cardiff/Madrid. Erster Deutscher mit drei Titeln. Khedira tief enttäuscht. Buffons Sehnsucht

Toni Kroos drängte es bei der ausschweifenden Siegesparty nicht übermäßig in den Vordergrund. Das Rampenlicht im Estadio Santiago Bernabeu vor 80.000 enthusiastischen Anhängern überließ Real Madrids deutscher Taktgeber dem schillernden Cristiano Ronaldo.

Kroos genoss seinen dritten Champions-League-Triumph der Karriere – das hatte bislang noch kein deutscher Profi geschafft – vergleichsweise still und wirkte bei der großen Sause etwas matt, geschlaucht. So wie am Abend zuvor der kleine Leon Kroos, als er sich fest an die Hand seines Vaters klammerte, um nicht im Stehen einzuschlafen.

Es war fast Mitternacht in Cardiff, und der Knirps mit der Rückennummer 8 auf dem Trikot kämpfte tapfer gegen die Müdigkeit. Daneben fasste Papa Toni den historischen Triumph und das Phänomen Ronaldo in Worte. „Wir haben als Mannschaft eine unfassbare Saison gespielt, auch in der Champions League gegen Bayern, Atlético und heute“, sagte der 27-Jährige, der die Trophäe erstmals 2013 mit den Bayern gewinnen konnte.

Sami Khedira hatte zu diesem Zeitpunkt bereits das Millennium Stadium verlassen. Wortlos und tief enttäuscht. Da halfen auch die tröstenden Worte seines siegreichen Nationalelfkollegen Kroos nichts. „Ich habe ihm zu seiner Saison mit Juve gratuliert und ihm gesagt, er soll den Kopf hochnehmen“, berichtete Kroos: „Man muss verstehen, dass er traurig ist, ich habe 2012 auch nicht so viele Interviews nach dem Endspiel gegeben.“ Damals hatte Kroos mit den Bayern das „Finale dahoam“ gegen den FC Chelsea dramatisch im Elfmeterschießen verloren.

Erst später kommentierte der Ex-Stuttgarter Khedira die Niederlage: „Die Niederlage schmerzt, denn wir wollten das Triple erobern. Jetzt müssen wir aus der Niederlage lernen, wir werden kommende Saison wieder um die Champ­ions-League-Trophäe kämpfen.“

Bei der Rückkehr aus Cardiff wurde der italienische Rekordchampion um Khedira und Kapitän Gianluigi Buffon am Sonntag von Hunderten Fans trotz der nächsten Endspielpleite jubelnd empfangen.

Wieder gab es keine Krönung für den 39 Jahre alten Buffon in Europa, auch im dritten Finale nach 2003 und 2015 blieb ihm nur die Verlierermedaille um den Hals. 21 Jahre nach dem letzten Königsklassentitel für Juventus ging auch das fünfte Endspiel danach verloren. Khedira triumphierte immerhin 2014 – mit Real.

„Wir sind enttäuscht. Wir haben in der ersten Halbzeit hervorragend gespielt, und wir dachten, wir hätten alles für den Sieg geleistet“, sagte Buffon. Trotz der Pleite, die auch Khedira eingeleitet hatte, indem er Casemiros Schuss (61.) zum 1:2 unhaltbar für seinen Torwart abfälschte, blieb Buffon der große Sportsmann. Real verdiene den Titel, „weil sie die Klasse und Einstellung gezeigt haben, die man in solch einem Spiel braucht“, sagte Buffon.

Der Oldie hofft auf einen neuen Anlauf 2018. „Ich habe noch eine letzte Chance, um den Titel in der Königsklasse zu erobern. Ich habe noch einen Einjahresvertrag, und wir werden gemeinsam in der nächsten Saison um die Trophäe kämpfen“, betonte er.