Cardiff. Gianluigi Buffon hofft mit knapp 40 Jahren auf den ersten Gewinn der Champions League, Cristiano Ronaldo will mit Real Madrid den Titel verteidigen

Diese große Trophäe fehlt ihm noch. Dieser eine so bedeutende Titel im Vereinsfußball, den Gianluigi Buffon bislang nicht gewonnen hat. Zweimal bestritt der italienische Nationaltorhüter bereits mit Juventus Turin ein Finale der Champions League, zweimal ging er als Verlierer vom Platz. Seine dritte und vielleicht letzte Chance auf einen Triumph bekommt er am Sonnabend (20.45 Uhr/ZDF und Sky) in Cardiff, wenn er exakt 39 Jahre und 126 Tage alt sein wird, im Endspiel der Königsklasse gegen Real Madrid. In jenem Duell, auf das sich Fußballfans weltweit freuen. Beim Aufeinandertreffen mit Stürmerstar Cristiano Ronaldo.

Weil sich Juves Torwart-Legende und der Weltfußballer aus Portugal gegenüberstehen, gewinnt das Finale des wichtigsten europäischen Vereinswettbewerbs zusätzliche Anziehungskraft. Die Zuschauer im Nationalstadion von Wales und vor den Fernsehern werden ihre Augen immer wieder auf die beiden Protagonisten richten.

Einerseits auf Europameister Ronaldo (32), den begnadeten, torgefährlichen Stürmer, der auf sein Erscheinungsbild − braun gebrannt, durchtrainiert und mit perfekt gestylter Frisur − großen Wert legt. Andererseits auf Buffon, den Weltmeister von 2006, der sich trotz der knapp 40 Jahre in der wohl besten Form seiner Karriere befindet, dem Sympathien zufliegen, weil er als tadelloser, fairer Sportsmann gilt.

Als Turin vor zwei Wochen zum sechsten Mal in Folge die italienische Meisterschaft gewonnen hatte, die Spieler schon in der Kabine feierten, stand Buffon noch auf dem Rasen zwischen den Pfosten. Die Kinder der Juve-Stars spielten fröhlich auf ein Tor, das Italiens Ikone hütete. Buffon genoss das Spiel, um seinen Hals trug er eine Medaille, hin und wieder ließ er einen Ball passieren. Es waren Szenen, die von menschlicher Größe zeugten, von kindlicher Freude, von nicht endender Leidenschaft.

Bemerkenswertes spielte sich auch nach dem Turiner 2:0-Sieg im Halbfinal-Hinspiel der Champions League bei der AS Monaco ab. Buffon lächelte und streichelte Kylian Mbappé über den Kopf. Mehrmals war das Jahrhunderttalent der Monegassen in diesem Spiel an dem Torhüter gescheitert. Der entschloss sich nach dem Abpfiff dazu, mit dem 18-jährigen Stürmer Trikots zu tauschen. Buffon begründete das so: „Als ich jung war, hat ein älterer Spieler mal abgelehnt, mit mir Trikots zu tauschen. Ich weiß noch, wie ich das damals gehasst habe. Danach habe ich mir geschworen, nie so zu werden.“

Buffon sehnt sich nach dem Titel in der Königsklasse. Sein erster Versuch liegt 14 Jahre zurück – damals verlor er mit Juve in Manchester gegen den AC Mailand mit 2:3 nach Elfmeterschießen. 2015 unterlag Turin dem FC Barcelona mit 1:3. In dieser Champions-League-Saison hat Juve die gegnerischen Offensiven oftmals verzweifeln lassen. Nur dreimal musste Buffon in zwölf Spielen hinter sich greifen. In den wichtigen Spielen „ist Gigi immer noch der Beste der Welt“, lobt sein Trainer Massimiliano Allegri. Turin hat keine dieser zwölf Partien verloren.

Im 13. Spiel werden die Madrilenen indes alles daran setzen, dass diese Juve-Serie ein Ende findet. Als erste Mannschaft könnte Real den Titel in der Champions League erfolgreich verteidigen. Und Ronaldo hat die Chance, zum vierten Mal in der Königsklasse zu triumphieren. Fünf Treffer erzielte er im Viertelfinale gegen den FC Bayern, drei im Halbfinal- Duell mit dem Stadtrivalen Atlético. Jener Weltfußballer, dessen Facebook-Seite mehr als 121 Millionen Menschen gefällt und dem knapp 53 Millionen auf Twitter folgen. Der als CR7 immer wieder Bestmarken setzt und Rekorde knackt.

„Mir ist klar, dass das, was ich im Fußball erreicht habe, Spuren hinterlassen hat und dass diese Spuren auch bleiben werden“, sagt Ronaldo. Sein Trainingsfleiß ist seit Jahren beispielhaft, er arbeitet hochprofessionell und pflegt seinen Körper mustergültig. Vor dem Finale zeigt er sich zuversichtlich: „Ich habe das Gefühl, dass wir am Sonnabend ein großes Spiel machen und gewinnen werden“, versichert der beste Torschütze dieses Wettbewerbs. Aktuell steht er bei 103 Treffern.

„Es gibt keine Worte, um Cristianos Leistung zu beschreiben“, sagt sein Trainer Zinedine Zidane. „Mit ihm im Team ist alles möglich.“ Das Finalspektakel in Cardiff wird zeigen, ob Ronaldo mit Real auch der zweite Königsklassen-Titel in Folge gelingt. Oder ob Buffon nach dem Duell zweier Giganten auch diese Lücke in seiner Titelsammlung endlich schließen kann.

Etwas im Schatten dieser beiden großen Namen stehen zwei Deutsche: Toni Kroos (Madrid) und Sami Khedira (Turin). „Das Finale ist der letzte Schritt, um Geschichte zu schreiben“, sagt Kroos, der mit dem FC Bayern 2013 und mit Real 2016 den Henkelpott gewann. Auch Khedira, der vor drei Jahren mit Real den Titel gewinnen konnte, strebt mit seinem zweiten Club den Coup an: „Es ist wie eine Art Sucht, und man möchte es sich selbst noch mal beweisen“, beschreibt Khedira seine Gefühle. „Einmal ist es schön, aber es sich selbst zu bestätigen – das ist noch viel, viel schwieriger.“

Juventus Turin: Buffon – Barzagli, Bonucci, Chiellini – Dani Alves, Khedira, Marchisio, Alex Sandro – Dybala, Mandzukic – Higuain. Real Madrid: Navas – Carvajal, Varane, Sergio Ramos, Marcelo – Casemiro – Modric, Kroos – Isco – Benzema, Cristiano Ronaldo. Schiedsrichter: Felix Brych (München).