Frankfurt am Main. Tests ergaben eine Belastung von Trinkwasser und verkauften Speisen. Die Clubs wehren sich. Ein Experte fordert Konsequenzen.

Darmbakterien in einem Wrap, Fäkalkeime auf den Fischbrötchen: Fußballfans nehmen in einigen Bundesliga-Arenen beim Verzehr der vermeintlichen Köstlichkeiten offenbar gefährliche Erreger mit auf. Nach Recherchen der ARD-Radiosender waren bei versteckten Tests unter anderem Speisen in Köln, Bremen sowie München belastet.

Beim Heimspiel des Rekordmeisters gegen Darmstadt 98 am 6. Mai befanden sich dem Test zufolge die Darmbakterien in einem Wrap, einem Brötchen und einem Baguette. Gleiches galt für einen Döner in Köln.

Für Gary Zörner, Chef des Labors für chemische und mikrobiologische Analytik, ist es generell „zumindest fragwürdig“, ob ein Döner hätte verkauft werden dürfen. Er vermutet hinter den (unbewussten) Verunreinigungen die Verkäufer, die das Essen und das Wechselgeld mit der gleichen Hand berühren und fordert deshalb „für solche Fälle dringend nötige Hygiene-Schulungen“.

Schwere Erkrankungen sind möglich

Die werden allerdings nach Angaben der Vereine bereits durchgeführt, sie verweisen auf hohe Qualitätsstandards und entsprechende Eigenkontrollen, die keine auffälligen Befunde ergeben hätten. „Unser Caterer hat versichert, dass er jedem ernstzunehmenden Untersuchungsergebnis nachgeht, um seinen eigenen sehr hohen Qualitätsstandard auch weiterhin gerecht zu werden“, teilte Werder mit.

Bei den Bayern würden „sämtliche Mitarbeiter regelmäßig gemäß den gesetzlichen Vorgaben sowie des Infektionsschutzgesetzes nachweislich belehrt.“ Und die Kölner teilten mit, dass „alle Mitarbeiter regelmäßig zum Thema Handhygiene unterwiesen“ werden und sämtliche hierfür „relevanten Unterlagen und Unterweisungen den Mitarbeitern jederzeit zugänglich“ sind.

Leichte Beschwerden durch verunreinigte Speisen sind daher wohl unvermeidbar – und schnell verklungen, sofern die Betroffenen ein intaktes Immunsystem haben. Laut Professor Thomas Kistemann vom Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit der Universität Bonn könnten Fans, „wenn Sie eine Immunschwäche haben, mit einer Infektion mit solchen Keimen, über die da berichtet wird, sehr schwer erkranken. Da kann es sogar Todesfälle im Einzelfall geben.“

Legionellen in Trinkwasser

Aufgrund ihrer herausragenden Gesundheit sind bislang wohl auch keine Krankheitsfälle der Profis bekannt, denn diese sind einer weiteren Gefahr ausgesetzt. In jedem dritten Bundesligastadion, so der Bericht, wurden in den vergangenen Jahren schon einmal Legionellen im Trinkwasser festgestellt, meist im nur alle zwei Wochen benutzten Duschraum.

Von den 36 Erst- und Zweitligisten der vergangenen Saison sind die Stadien in Frankfurt, Darmstadt, Mainz, Leverkusen, Hoffenheim, Nürnberg, Karlsruhe, Bochum, Sandhausen und Berlin betroffen. In Hoffenheim und Sandhausen wurden die Befunde als unbedenklich eingestuft. In allen anderen Stadien lagen die Werte im Risikobereich.

Die betroffenen Clubs wehren sich. „Grundsätzlich überwacht und dokumentiert unser Gastronomiepartner im Rahmen des speziell für die Allianz-Arena ausgearbeiteten Qualitätsmanagementsystems sämtliche Prozesse und Vorgänge“, teilte der FC Bayern mit.

Auch die Stadt Bochum wies die Vorwürfe zurück. „Es wird der Eindruck erweckt, dass die Gesundheit von Besuchern, Mitarbeitern oder Spielern in Bochum gefährdet gewesen sei. Diese Behauptung entspricht nicht den Tatsachen.“ Eine Gefährdung der Gesundheit habe zu keinem Zeitpunkt bestanden. Bei einer Untersuchung im November 2016 seien lediglich in einem Duschbereich geringfügige Werte festgestellt worden, „die entsprechend gültigen Verordnungen als gesundheitlich unbedenklich eingestuft werden“.