Hamburg. WBO will die Umstände des Kampfes zwischen Daser und Afolabi untersuchen. Steckte hinter Afolabis Arbeitsverweigerung Manipulation?

Die Hamburger Box-Farce vom Freitagabend, bei der Cruisergewichtler Mario Daser den früheren Weltklassekämpfer Ola Afolabi nach Abbruch in Runde drei besiegte, hat möglicherweise ein Nachspiel. Der Weltverband WBO, dessen Europameistertitel auf dem Spiel stand, will die Umstände des Kampfes untersuchen, wartet dazu aber zunächst den Bericht seines Supervisors Thomas Pütz ab. Der Chef des Bundes Deutscher Berufsboxer (BDB), der das peinliche Schauspiel beaufsichtigt hatte, war für eine Stellungnahme am Sonntag nicht erreichbar.

Daser, ein selbst ernannter Selfmade-Millionär, der vor zwei Jahren mit einem Kieswerk und anschließenden Immobiliengeschäften zu Reichtum gekommen sein will, war als Co-Promoter aufgetreten. Mit seinem Geld hatte er Veranstalter Erol Ceylan, der seit 2009 mehrere Millionen Euro in seinen EC-Stall investiert hat, den erstmaligen Schritt in die Barclaycard Arena ermöglicht – und auch seinen Gegner aus dem Ruhestand gelockt.

Für eine halbe Million Euro absichtlich verloren?

Dass nach nicht einmal drei Runden, in denen Daser der deutlich aktivere Mann gewesen und seinen Kontrahenten zweimal zum Abknien gezwungen hatte, Afolabis Trainer zum Zeichen der Aufgabe mit erhobenem Handtuch in den Ring lief, warf Fragen auf. Der 37 Jahre alte Nigerianer, einst immerhin IBO-Weltmeister, gab zwar einen im Training erlittenen Rippenbruch als Grund für seine Arbeitsverweigerung an, hatte jedoch auf Sparring verzichtet und vor dem Kampf einem Journalisten gesteckt, dass er für eine halbe Million Euro absichtlich verlieren würde.

Sollte sich bewahrheiten, dass der Sieg Dasers mit unlauteren Mitteln zustande kam, könnte das Ergebnis in ein „No contest“ umgewertet werden. Promoter Ceylan, der den 5500 Besuchern vor dem Hauptkampf ein durchaus ansprechendes Event geboten hatte und in Kürze ein Gespräch mit Daser führen will, sagte: „Ich werde jedes Urteil akzeptieren. Afolabis Leistung war eine Unverschämtheit gegenüber den Fans und den anderen Boxern.“