Bochum. Nach dem 3:1-Sieg beim VfL Bochum kündigt der Trainer ein Wiedersehen an. Becker wird nicht Sportdirektor

Es war ein klarer Satz. „Wir sehen uns in der nächsten Saison. Warum denn nicht“, sagte Ewald Lienen mehr als eine Stunde nach dem 3:1-Sieg des FC St. Pauli beim VfL Bochum. Im Anschluss an die Pressekonferenz nahm St. Paulis Cheftrainer erstmals Stellung zu seiner weiteren Zukunft beim Kiezclub.

Lienens Aussage bringt zumindest insofern Licht in das Dunkel, als dass er dem Kiezclub auch in der kommenden Spielzeit erhalten bleiben wird. Offen ließ er allerdings am Sonntag auch, in welcher Funktion dies sein wird. Ein Wechsel auf den vakanten Sportchef-Posten gilt allerdings als praktisch ausgeschlossen. Wer Lienen beim Spiel in Bochum auch noch in der Schlussphase am Spielfeldrand voller Emotionen herumspringen sah, als wolle er am liebsten mitspielen, kann sich für ihn eigentlich gar nichts anderes als den Trainerposten vorstellen.

Seine Bilanz für die Rückrunde ist ja auch überragend. 34 Punkte in den 17 Spielen holte der FC St. Pauli und belegt dank dieser Aufholjagd in der Abschlusstabelle damit den noch vor Wochen für völlig utopisch gehaltenen siebten Platz. Der finanzielle Lohn: St. Pauli wird in der kommenden Saison 11,2 Millionen Euro an Fernsehgeldern erhalten. Das sind 800.000 Euro mehr, als Platz neun eingebracht hätte. An diesem Montag und Dienstag werden St. Paulis Präsidium und Aufsichtsrat die abgelaufene Saison analysieren. Danach werden Personalentscheidungen erwartet.

Vor allem muss ein neuer Sportchef präsentiert werden. Dieser wird auch nicht Ralf Becker heißen. Am Sonnabend stellte Wolfgang Schwenke, Kaufmännischer Geschäftsführer von Holstein Kiel, im NDR klar, dass Ralf Becker als Kiels Sportlicher Leiter nicht zum FC St. Pauli wechseln wird. Er soll bei St. Pauli auch nicht Favorit gewesen sein. Auf jeden Fall wird der neue Mann ein Team vorfinden, das über eine überragende Mentalität verfügt, wie der Sieg in Bochum ein weiteres Mal bewies. Nach der frühen 1:0-Führung der Bochumer (7.), bei der Torschütze Selim Gündüz mehrere Unachtsamkeiten in der St.-Pauli-Abwehr nutzte, drohte den Hamburgern zunächst ein bitterer Nachmittag.

Als sich allerdings Aziz Bouhaddouz auf Linksaußen durchsetzen konnte, spielte der Torjäger den Ball ideal in den Lauf von Lennart Thy. Dessen Direktschuss konnte Bochums Torwart Manuel Riemann nicht mehr entscheidend abwehren – 1:1 (23.).

Die Treffer zum vierten Auswärtssieg in Folge erzielten in der zweiten Halbzeit Lasse Sobiech (55.) und erneut Thy (86.). Ausgiebig ließ sich das Team danach von den 4500 mitgereisten Fans feiern. Ewald Lienen führte dabei einen Tanz auf und wurde mit Sprechchören gefeiert. Es ist kaum vorstellbar, dass diese innige Beziehung zwischen den Anhängern und dem Trainer zu Ende sein könnte.

Auch wenn in diesem Punkt noch einiges offen erscheint, hatte der FC St. Pauli immerhin zwei wichtige Spieler-Personalien unter Dach und Fach gebracht. Nach der ablösefreien Verpflichtung von Stürmer Sami Allagui (30) vom Bundesligisten Hertha BSC folgte am Sonntagvormittag die Entscheidung, die Option bei Offensivspieler Cenk Sahin zu ziehen, die festgeschriebene Ablöse von gut einer Million Euro an den türkischen Erstligisten Basaksehir FK zu zahlen und Sahin mit einem Vier-Jahres-Vertrag bis Juni 2021 auszustatten. „Aufgrund der von Cenk im vergangenen Jahr gezeigten Leistungen war diese Entscheidung folgerichtig. Auch wenn die Größenordnung des Transfers für den FC St. Pauli nicht alltäglich ist, folgen wir auch bei dieser Entscheidung dem Grundsatz der wirtschaftlichen Vernunft“, erklärte St. Paulis Interims-Sportchef und Geschäftsführer An­dreas Rettig die erwartbare Verpflichtung des 22-Jährigen.

Kaum hatte der Kiezclub am Sonnabend bekannt gegeben, dass Sami Al­la­gui für die nächsten beiden Spielzeiten ans Millerntor kommt, erzielte er auch schon sein erstes Saisontor – dies allerdings noch für seinen bisherigen Arbeitgeber Hertha BSC. Beim 2:6 gegen Bayer Leverkusen war der in Düsseldorf geborene Deutschtunesier in der 69. Minute eingewechselt worden und durfte 17 Minuten später den Strafstoß zum 2:5-Zwischenstand ausführen. Jetzt will er eine Liga tiefer wieder an alte Erfolge anknüpfen.

Bezeichnend schien, dass sich Trainer Lienen in den offiziellen Mitteilungen des FC St. Pauli über die Verpflichtung Allaguis und Sahins nicht geäußert hatte, wie es sonst bei Neuzugängen üblich ist. Am Sonntag aber lobte er beide Spieler ausdrücklich. Es schien, als freue er sich auf die weitere Zusammenarbeit mit ihnen.

Relegation 2./3. Liga: TSV 1860 Mün­chen – SSV Jahn Regensburg. Hinspiel: 26. Mai, Rückspiel: 30. Mai.