Wie soll ein nervöser HSV-Fan Zuversicht tanken vor dem Schlussakt der Bundesligasaison gegen Wolfsburg? Zugegeben, ein Blick in die Statistik wirkt Furcht einflößend: Als der HSV am 1. April 2007 durch ein Tor von Mehdi Mahdavikia mit 1:0 gegen die Niedersachsen gewinnen konnte, hieß der Trainer Huub Stevens. Seitdem gab es zwar (ohne Interimslösungen) zehn Wechsel auf der HSV-Bank, aber keinen Heimsieg gegen die „Wölfe“ mehr. Aktuelle Daten verstärken die Furcht noch, da Mario Gomez (16 Saisontore) mehr Treffer erzielt hat als Bobby Wood (5), Pierre-Michel Lasogga (1), Luca Waldschmidt (0), Filip Kostic (3), Michael Gregoritsch (5) und Lewis Holtby (1) zusammen. Und im Tor? Auch schwierig, da für den verletzten René Adler nicht mehr Abstiegskampf-Held Jaroslav Drobny einspringen kann. Komisches Gefühl.

Und das Image des HSV? Puh. Nicht nur, dass das Relegations-Triple droht. Mit den ganzen Fehlgriffen und Peinlichkeiten der Vergangenheit ließe sich leicht ein Drehbuch für eine 20-teilige Fußball-Doku-Soap füllen. Bitter.

Was also tun? Zum Beispiel vergleichen. 2009 feierte der VfL Wolfsburg mit Felix Magath die deutsche Meisterschaft, 2015 den DFB-Pokalsieg und die Vizemeisterschaft. Angesichts der von VW spendierten Millionen wirkt das Engagement von Klaus-Michael Kühne beim HSV wie ein Almosen. Ja, man hätte noch vor Kurzem vermutet, der HSV würde in Zukunft allenfalls noch die Abgase des enteilenden Nordkonkurrenten riechen können. Nun reicht ein Sieg, um den VfL zu überholen. Was uns das sagt? Es gibt Vereine, die noch viel schlimmer abgestürzt sind als der HSV und über kein umfangreiches Retterhandbuch verfügen. Die wichtigste Statistik darf dabei nicht unterschlagen werden: Der HSV ist noch nie abgestiegen. Noch nie.