Hamburg/Kiel. FC St. Pauli dementiert das Interesse am Sportlichen Leiter des Aufsteigers Kiel nicht

Stefan Tholund war bei der Vorstellung des vierten Sportlichen Leiters in vier Jahren im Mai 2016 sehr zuversichtlich: „Wir sind uns sicher, dass wir mit Ralf Becker langfristig zusammenarbeiten werden“, sagte der mächtige Aufsichtsratsvorsitzende des KSV Holstein Kiel damals und scherzte: „Es soll kein Geschäftsmodell werden, dass wir alle sechs Monate einen Sportlichen Leiter etablieren, um ihn dann kurze Zeit später gegen eine Abfindung wieder abzugeben.“

Doch genau dies könnte nun beim stolzen Aufsteiger in die Zweite Fußballbundesliga passieren. Das Interesse des FC St. Pauli an Becker jedenfalls wird nirgends dementiert. Auch der 46-Jährige selbst äußerte sich jetzt in den „Kieler Nachrichten“ vielsagend nichtssagend: „Zu derartigen Spekulationen äußere ich mich grundsätzlich nicht.“

Sicherlich gibt es noch Gesprächsbedarf. Becker steht in Kiel bis Mitte 2019 unter Vertrag. Den Mann bekäme St. Pauli wahrscheinlich nicht für lau. Für den Karriereweg des ehemaligen Profis aber wäre der etablierte Kiezclub, bei dem er selbst 1995/96 spielte, ein Schritt nach oben. Den richtigen Stallgeruch hat er – und St. Paulis Werte, so heißt es in Kiel, teilt er auch.

Becker hat sich in seinen bislang knapp zwölf Monaten an der Förde jedenfalls einen hervorragenden Ruf erarbeitet. Der Kader ist ausgewogen und klug zusammengestellt. Die Trennung von Trainer Karsten Neitzel nach vier Spieltagen und die Verpflichtung von Markus Anfang und Assistent Tom Cichon aus der Jugendabteilung von Bayer Leverkusen ist ebenso aufgegangen wie die drei Winterzugänge Ilir Azemi, Marvin Ducksch und Christopher Lenz. Der langjährige Scout des VfB Stuttgart hat offenbar ein gut gefülltes Notizbuch und ein eng gewebtes Netzwerk.

Hinter den Kulissen soll es trotz aller Erfolge in Kiel immer wieder zu Kompetenzgerangel mit Holsteins (Finanz-)Geschäftsführer Wolfgang Schwenke gekommen sein. Diese Zwistigkeiten könnten Becker nun nach Hamburg treiben. Vorher aber sollte er in seinem Interesse die genaue Kompetenzverteilung mit St. Paulis Geschäftsführer Andreas Rettig klären.