Berlin. HSV-Idol Uwe Seeler spricht über die Folgen seiner Operationen – und das Endspiel gegen Wolfsburg

„Moin. Ich bin der Uwe“, sagt Uwe. Als wüsste irgendwer nicht, wer er ist. Diesen Uwe, Seeler mit Nachnamen, kennt nahezu jeder in Deutschland. Besonders hier, im Auswärtigen Amt in Berlin, in das Uwe Seeler gekommen war, um der Preisverleihung des „Deutschen Fußball Botschafters“ beizuwohnen. Dass Hamburgs Ehrenbürger die Strapazen auf sich nahm, freute alle sichtlich. Die erste Nachricht im März, er habe sich einen bösartigen Tumor am Rücken entfernen lassen müssen, hat sich zwar als falsch herausgestellt. „Der schönste Irrtum meines Lebens“, sagte Seeler kürzlich. Aber im April musste er sich dann einen Herzschrittmacher einsetzen lassen.

In der Hauptstadt zeigte sich der 80-Jährige erstmals wohlauf in der Öffentlichkeit: hier einen Schnack, da ein Gruß, „Moin“, „Joah, muss ja.“ „Uns Uwe“, wie man ihn kennt. Gesundheitlich gehe es ihm „einigermaßen gut“, sagte Seeler. „Ich war ziemlich wackelig auf den Beinen, es sind leider ein paar Operationen zusammengekommen. Ich glaube, ich habe die Narkosen nicht mehr so vertragen.“

Schnell kommt die Rede auf den HSV. Natürlich. Seelers Herzensverein spielt am Sonnabend gegen Wolfsburg um den Klassenerhalt. Läuft es schlecht, muss der HSV wohl nach Braunschweig, wieder in die Abstiegsrelegation. „Ganz ehrlich, ich weiß nicht, wie das Spiel wird“, sagte Seeler. „Ich kann nur die Daumen drücken. Aber meine Daumen sind schon platt.“

Einen Vorteil wollte er in der Relegationserfahrung nicht ausmachen. Höchstens, dass die Hamburger gegen offensive Mannschaften gut aussahen, weil sie das Spiel dann nicht gestalten mussten, macht ein bisschen Mut. „Aber Wolfsburg will natürlich auch. Das wird haarig“, sagt Seeler. „Der HSV muss in die Socken kommen. Ich halte Wolfsburg für stärker.“ Grundsätzlich hofft die Club-Ikone auf einen Richtungswechsel: „Wir krebsen ja nun schon das vierte Jahr rum, da muss was geschehen. Aber das sagen wir ja vor jeder Saison. Ich hoffe, dass sie jetzt aufgewacht sind.“

Seelers fünftes Jahr in der Jury des „Deutschen Fußball Botschafters“ ist zugleich sein letztes – auch wegen gesundheitlicher Probleme. „Mir hat es all die Jahre großen Spaß gemacht, diese Leute auszuzeichnen“, sagt Seeler in Berlin. „Ich glaube, wenn Deutsche im Ausland Gutes bewirken, kann man nur glücklich sein.“ Die Jury ließ ihr pflegeleichtestes Mitglied offenkundig nur ungern gehen, berief es zum Dank aber als Ersten in die Hall of Fame des „Deutschen Fußball Botschafters“ ein.

Den Ehrenpreis des Auswärtigen Amts erhielt Miroslav Klose (Außen­minister Sigmar Gabriel hielt die Laudatio), Bastian Schweinsteiger setzte sich in einer Publikumsabstimmung gegen zehn weitere Nominierte in der Kategorie Spieler durch. Über die Trainer-Auszeichnung durfte sich Horst Kriete freuen, der seit 1979 als Fußball-Entwicklungshelfer in etlichen Ländern unterwegs ist, unter anderem in Nigeria, Somalia, China oder Südafrika.