Hamburg.

Die gute Nachricht vorweg: Klaus-Michael Kühne (79) erfreut sich bester Gesundheit. Gegenteiliges hatte die „Welt“ kürzlich ein wenig überraschend in dieselbige hinausposaunt. Die schlechte Nachricht: Trotz aller Vitalität geht es dem Wahlschweizer schlecht. Grund ist aber nicht sein organisches Herz, sondern sein HSV-Herz. „Ich bin frustriert“, ließ Kühne im Interview mit der „Sport Bild“ wissen. „Die Finanzen wurden zerrüttet, der Club wandert auf einem schmalen Grat. Es wurden sehr viele Fehler gemacht.“

Während früher die HSV-Verantwortlichen vor Kühnes öffentlichen Abrechnungen zitterten, blieb es diesmal ruhig. „Die Aussagen von Herrn Kühne entsprechen auch meinen Einschätzungen“, teilte Clubchef Heribert Bruchhagen auf Nachfrage mit. Der Vorstandsvorsitzende des HSV war zuvor von Kühne für seine ruhige Art gelobt worden. Auch Trainer Markus Gisdol wurde getätschelt: „Von Trainer Gisdol halte ich einiges“, sagte Kühne, der die erneute Misere vor allem an Bruchhagens Vorgänger Dietmar Beiersdorfer festmacht: „,Didi‘ Beiersdorfer war ein guter Sportdirektor, aber als HSV-Vorstandsvorsitzender war er vielleicht zu zögerlich und zu entscheidungsschwach.“

Noch keine Entscheidung habe er selbst getroffen, ob er auch im Sommer wieder seinen taumelnden Lieblingsclub unterstützt: „Ich will das nicht ausschließen. Und ich weiß, dass man es von mir erwartet. Aber ich will abwarten, wie die Saison verläuft. Und leider ist alles möglich“, sagt Kühne. „Sollte es passieren, was ich nicht hoffe, muss ein Jahr später unbedingt der Wiederaufstieg klappen. Sonst steht der Verein vor einer Zerreißprobe.“ An eine Rückzahlung des bisher Investierten glaube er nicht: „Ich habe im Geiste alles abgeschrieben.“

Grundsätzlich sprach sich Kühne für eine Abschaffung der Investorenregel 50+1 aus, ließ dabei aber ebenfalls offen, ob auch er den HSV in einem derartigen Fall übernehme: „Sollte es die Situation erfordern, wäre ich in einem echten Dilemma. Ich würde mich möglicherweise verpflichtet fühlen, aber ich würde es ungern tun.“