Hamburg. Hockeydamen des Traditionsclubs vom Rothenbaum haben noch Chancen, die Meisterschaftsendrunde zu erreichen

Ihren Vornamen benutzen nicht mal ihre Eltern. Benedetta Marie Wenzel wird überall nur „Bene“ genannt. Diesen oder jenen Namen wird man sich aber merken müssen, denn die 20-Jährige dürfte, wenn man ihre Leistungen für die Bundesliga-Hockey­damen des Clubs an der Alster in dieser Saison zugrunde legt, eine aussichtsreiche Zukunft vor sich haben.

In dieser Saison nämlich, die bei drei ausstehenden Hauptrundenspielen auf die Zielgerade einbiegt, hat die in Hannover aufgewachsene Mittelfeldspielerin beim Tabellenfünften den Durchbruch geschafft vom Talent zur Leistungsträgerin. „,Bene‘ ist unsere fleißige Arbeitsbiene, die enorm viel für das Team tut. Sie hat in diesem Spieljahr einen richtigen Leistungssprung gemacht“, sagt Chefcoach Jens George. Damit ist „Bene“ Wenzel so etwas wie das Sinnbild der Damenauswahl des Traditionsclubs vom Rothenbaum, das seinen Umbruch im Kader mit Erfolg abzuschließen scheint.

Gelingen gegen den Berliner HC (Sa, 15 Uhr) und TuS Lichterfelde (So, 12 Uhr, jeweils Am Pfeilshof) die erwarteten Heimsiege, könnte der Tabellenvierte Düsseldorfer HC, der den Uhlenhorster HC und Großflottbek empfängt, überflügelt werden. Alster hätte dann im Kampf um die Final-Four-Endrunde in Mannheim (27./28. Mai) die Qualifikation beim Hauptrundenabschluss gegen den Harvestehuder THC (21. Mai, 11.30 Uhr) in eigener Hand.

Angesichts des engen und zusätzlich verletzungsgebeutelten Kaders hatte George nicht unbedingt damit gerechnet, sein Team in den Titelkampf führen zu können. „Aber wir haben einen sehr guten Teamgeist entwickelt und glauben fest an unsere Chance, schon dieses Jahr die Endrunde erreichen zu können“, sagt „Bene“ Wenzel. Als ordnende Hand im Mittelfeld, wichtig als Anspiel- und Passstation, sieht sie der Coach – und auch sie sich selbst. Die Belohnung für ihre guten Leistungen im Verein gab es für die U-21-Nationalspielerin über Ostern mit der erstmaligen Teilnahme an einem A-Kader-Lehrgang. „Das war für mich natürlich eine tolle Sache und ein Ansporn, auf diesem Weg weiterzumachen“, sagt sie.

Nach ihrem Wechsel vom DTV Hannover zu Alster im Frühjahr 2015 habe sie Zeit gebraucht, sich an das neue Team und das gehobene Niveau zu gewöhnen. Auch weil sie kein Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten hatte. Erst die Gespräche mit dem Sportpsychologen Frank Weiland hätten ihr die nötige Selbstsicherheit verliehen, die ihr Spiel nun stabilisiert. Dennoch weiß sie, dass auf dem Weg zum Traumziel Olympia 2020 in Tokio viel Arbeit wartet. „Besonders meine Schnelligkeit und Athletik muss ich verbessern“, sagt Wenzel, die an der HafenCity-Universität im zweiten Semester Architektur studiert und in Winterhude eine Wohnung mit ihrer Teamkollegin Nele Aring teilt.

Das Vertrauen des Trainers und der Mitspielerinnen zu spüren helfe ihr sehr, die eigenen Leistungsgrenzen zu verschieben. Dass Alster bei Olympia 2016 in Rio mit Anne Schröder nur eine Bronzemedaillengewinnerin stellte, nun aber mit Schröder, Mieketine Hayn, Viktoria­ Huse, Hanna Granitzki und ihr fünf A-Kader-Athletinnen im Kader hat, „ist für unser Trainings- und Spielniveau sehr förderlich“, sagt sie, „und zeigt das Potenzial, das wir für die kommenden Jahre haben.“ Jahre, in denen Benedetta Marie Wenzel alles dafür geben wird, dass ihr Name so häufig fällt, dass niemand ihn vergisst.