Hamburg. 20:5-Erfolg gegen FC St. Pauli war der zweite Derbysieg dieser Bundesligasaison

Sie tanzten in Schottenröcken und mit freiem Oberkörper um ihren Bollerwagen, hissten ihre Vereinsfahnen in einem Baum. Und spätestens als sich die ersten von ihnen splitternackt im Schubkarrenrennen versuchten, war klar, dass die Niederländer aus Delft und die Engländer aus Chipstead nicht nur zu Freundschaftsspielen gegen die Rugby-Reserveteams des FC St. Pauli und des Hamburger RC angereist waren, sondern um auf ihrem Hamburg-Wochenende die höchste Eskalationsstufe zu erreichen.

Die ungezügelte Freude, die die auswärtigen Gäste am Sonnabend am Rande des Bundesligaderbys zwischen St. Pauli und dem HRC versprühten, konnten die Protagonisten auf dem Rugbyplatz an der Saarlandstraße nicht teilen. Das hatte zwei verschiedene Ursachen. Beim Gastgeber herrschte angesichts einer 5:20-Schlappe Tristesse, die Cheftrainer Friedrich Michau deutliche Worte abrang: „Verlieren ist immer schlecht, aber in diesem Fall war die Niederlage durchaus verdient, und das tut doppelt weh“, sagte der ehemalige Nationalspieler. Durch die Niederlage verbleiben die Braun-Weißen auf dem vorletzten Tabellenplatz, haben aber angesichts von neun Zählern Vorsprung auf das punktlose Schlusslicht Victoria Linden immerhin die Relegation sicher. „Wir haben alles reingeworfen, aber wenn man in so einem Spiel seine wenigen Chancen nicht nutzt, kann man nicht gewinnen“, klagte Michau.

Sein HRC-Pendant Carsten Segert war allerdings trotz des zweiten Derbysiegs der Saison nach dem 15:5-Heimsieg in der Hinrunde nicht viel zufriedener mit seinem Team. „Meine Aufgabe ist die Weiterentwicklung der Mannschaft, und mit der Art und Weise, wie wir heute gespielt haben, kann ich nicht zufrieden sein. Wir waren zu nervös und haben überhaupt nicht das umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten. Das zeigt, dass wir noch kein gutes Team sind“, sagte er.

Tatsächlich bekamen die rund 800 Zuschauer ein typisches Derby geboten, das kämpferisch zu überzeugen wusste, spielerisch jedoch nur wenige Höhepunkte bot. Matchwinner aufseiten des HRC, der sich mit nun 27 Punkten auf Rang vier in der Nord-Ost-Gruppe vorschob, war Kapitän Matthias Abel, der zwei Versuche legte. Die weiteren Punkte steuerten Veltioven Tavares (Versuch) und Louis Pradelles (Strafkick und Erhöhung) bei. „Es war kein technisch schönes, aber ein schnelles, hartes und faires Spiel. Es ist das erste Mal, dass wir beide Derbys in einer Saison gewinnen, deshalb sind wir sehr glücklich“, sagte Abel.