Hamburg. Cheftrainer Christoph Bechmann möchte die Hockeyherren des HTHC langfristig in der Spitze halten

Ist das wieder so ein Trick von ihm? Oder meint er es ernst? Man weiß das nie so genau bei Christoph Bechmann, weil erstens Ironie eine seiner schärfsten Waffen ist, er zweitens als Motivationskünstler gilt und drittens die ehrliche Ansprache dermaßen bevorzugt, dass es manchmal wehtut. Wenn also der Cheftrainer der Bundesliga-Hockeyherren des Harvestehuder THC vor dem Stadtderby an diesem Freitag (19.30 Uhr, Barmbeker Straße) gegen den Uhlenhorster HC sagt, dass es nicht wichtiger sei als die anderen drei verbleibenden Hauptrundenspiele, soll man ihm das glauben? Immerhin könnten die Schwarz-Gelben mit einem Sieg dem Erzrivalen dessen letzte Endrundenchance nehmen und ihren eigenen Final-Four-Platz zementieren.

Tatsächlich ist der gebürtige Pfälzer mehr am Gesamtbild interessiert als an Momentaufnahmen. Der Verein hatte vor der Saison ein Übergangsjahr ausgerufen, nachdem einige Leistungsträger abgewandert waren. Angesichts dessen dürfte der dritte Tabellenrang zu Unzufriedenheit keinen Anlass geben. Aber der frühere Nationalstürmer denkt anders. „Ich bin super zufrieden mit dem Tabellenplatz, das hätte niemand erwartet. Aber mir geht es um eine spielerische Weiterentwicklung. Ich möchte, dass wir konstant unsere Bestleistung abrufen, mindestens über 70 Minuten, besser noch über mehrere Spiele. Das haben wir in der Rückrunde nicht geschafft, deshalb war ich unzufrieden. Homogenität und Teamgeist stimmen, aber wir sind kein Spitzenteam“, sagt er.

Der 45-Jährige weiß, dass er mit seiner Art polarisiert. Am Spielfeldrand wird er oft laut, gegen seine Spieler, gegen die Schiedsrichter, immer wandelt er an der Grenze zur Gelben Karte und unterschreitet bisweilen auch das für ein faires Miteinander notwendige Niveau. Aber genau dieses Brennen für die Sache hat ihn zu dem gemacht, der er ist: ein absoluter Erfolgstrainer, der seit seiner Übernahme des Chefpostens zur Saison 2012/13 mit dem HTHC in der Halle je zweimal deutscher Meister (2013 und 2015) und Europapokalsieger (2014 und 2016) wurde und auf dem Feld 2014 den nationalen und europä­ischen Titel in der EHL gewann.

So etwas schafft man nicht, wenn man nur einer dieser Motivationsgurus ist, die sich mit ihrer Art schnell verbrennen. Der Vater zweier Kinder hat verstanden, dass er sich der neuen Generation von Hockeyspielern anpassen muss. „Nicht jeder kann mit meinen flotten Sprüchen etwas anfangen, manche erreicht man auf ganz andere Art“, sagt er. Ein wichtiger Ausgleich sei für ihn die Arbeit mit seiner weiblichen Jugend, die aktuell als U 18 antritt und den Kader der Bundesligadamen erheblich unterfüttert. „Darauf bin ich mächtig stolz, das ist wichtiger als Titel“, sagt er.

Einen Karriereplan hat Bechmann nicht. „Mein einziges Credo lautet, Erfolg zu haben“, sagt er, „und den messe ich nicht nur in Titeln, sondern daran, wie ich mein Team entwickle.“ Die vereinsintern angedachte Rotation mit Damen-Chefcoach Tomek Laskowski sei für ihn kein aktuelles Szenario, „wir sind beide noch nicht fertig mit unseren Teams“, sagt er. Bechmann will zunächst noch seine jungen Talente so aufbauen, dass sie mittelfristig die Altmeister Tobias Hauke, Tobias Lietz und Michael Körper ersetzen können. Natürlich will er auch den UHC schlagen, will Dritter werden, um im Halbfinale Köln aus dem Weg zu gehen und sich wieder für die EHL qualifizieren zu können. Alles andere wäre – Umbruchjahr hin oder her – eine Enttäuschung für einen wie ihn. Aber das sagt er nur denen, die es etwas angeht.