Hamburg. Der Hamburger SV e. V. nimmt vier neue Beachvolleyball-Nationalteams bis Tokio 2020 unter Vertrag

Der Hamburger Sport-Verein baut seine 2004 gegründete Beachvolleyball-Abteilung aus. Nach den Olympiasiegerinnen Laura Ludwig (31)/Kira Walkenhorst (26) und den Olympiateil­nehmern Markus Böckermann (31)/Lars Flüggen (26) nahm der HSV jetzt vier weitere deutsche Nationalteams bis zu den Olympischen Sommerspielen 2020 in der japanischen Hauptstadt Tokio unter Vertrag.

Auch Victoria Bieneck (26)/Isabel Schneider (25), Armin Dollinger (26)/Jonathan Erdmann (29), Nadja Glenzke (21)/Julia Großner (28) und Max Betzien (23)/Nils Ehlers (23) werden künftig im Zeichen der Raute baggern, blocken und schmettern. Der HSV hatte sich – wie die Stadt Hamburg – bereits mit der Finanzierung einer Trainerstelle am Bundesstützpunkt am Dulsberger Alten Teichweg beteiligt, an dem seit Januar dieses Jahres die deutschen Nationalteams mindestens vier Monate im Jahr trainieren.

„Wir wollen im Beachvolleyball in Hamburg gemeinsam mit der Stadt, die in jedem Bezirk eine Anlage bauen will, etwas entwickeln und freuen uns, dass wir weitere Beachduos für den HSV gewinnen konnten“, sagte Vereinspräsident Jens Meier. Der Club strebt eine Verzahnung von Talentförderung, Leistungs- und Breitensport an. Die neuen Mitglieder sollen auch Beachcamps abhalten und bei der Promotion der Sportart helfen. Die Verträge mit den Spielern oder deren Agenturen sind individuell gestaltet, je nach Leistung gibt es Geld, Reisekostenzuschüsse und Honorare für die (Ferien-)Seminare. Bernd Schlesinger, Trainingswissenschaftler am Olympiastützpunkt, soll das Projekt koordinieren.

„In Hamburg haben wir am Stützpunkt optimale Bedingungen und Trainer, die wir uns sonst nicht hätten leisten können“, sagt Victoria Bieneck, die mit Isabel Schneider kürzlich beim Weltserienturnier in Xiamen (China) Platz drei belegt hatte, der bisher größte Erfolg der U-23-Weltmeisterinnen von 2013. Auch Lars Flüggen sieht die Vorteile: „Wir können ständig auf hohem Niveau trainieren, weil immer starke Spieler vor Ort sind.“

Olympiasiegerinnen schlagen Sonnabend in Münster auf

Nicht alle sehen das so. Die Frauenteams Chantal Laboureur (27)/Julia Sude (29) und Karla Borger (28)/Margareta Kozuch (30) haben sich mit dem Deutschen Volleyball-Verband (DVV) bislang nicht über einen Umzug nach Hamburg verständigen können. Sie wollen lieber in Stuttgart und anderswo trainieren. In dem Streit geht es auch um Vermarktungsrechte, also um Geld, der Ton in den Auseinander­setzungen wurde zuletzt rauer. Die Weltranglistendritten Laboureur/Sude (Stand 1. Mai) geben sich jedoch kompromissbereit und scheinen inzwischen bereit, zumindest vorübergehend in Hamburg aufzuschlagen.

Dagegen droht bei Borger/Kozuch die nächste Eskalationsstufe. Der DVV hat das neue Team nicht für das Weltserienturnier vom 17. bis zum 21. Mai in Rio de Janeiro gemeldet. Die gebürtige Hamburgerin Kozuch, eine Weltklasse-Hallenvolleyballerin, wechselte erst im vergangenen Herbst in den Sand. Stattdessen dürfen die in der Zugangsliste zum Turnier schlechter platzierten Glenzke/Großner an der Copacabana ans Netz. Beim Verband rechnen viele jetzt damit, dass Borger/Kozuch ihr internationales Startrecht vor Gericht einklagen wollen. Beim Auftakt der deutschen Smart-Beachtour am Wochenende auf dem Schlossplatz in Münster sind beide aber dabei. Sky überträgt am Sonntag die Endspiele.

In Münster geben auch Ludwig/Walkenhorst am Sonnabend ihren Saisoneinstand. Ein Angebot, in Zukunft für Düsseldorf zu starten, hatten sie – wie andere der neuen HSV-Beachteams – kürzlich abgelehnt. Zuletzt standen die Weltranglistenersten im vergangenen September beim siegreichen Welttourfinale in Toronto gemeinsam auf dem Court. Für Ludwig ist es nach ihrer erfolgreichen Operation an der Supraspinatussehne im rechten Oberarm Anfang Dezember 2016 der erste Härtetest. Der Heilungsprozess ist gut verlaufen, die letzten Schichtaufnahmen von Schulter und Oberarm bestätigten dies. „Auch wenn ich den Arm wieder voll belasten darf, ist da noch eine kleine psychologische Sperre, dies auch zu tun“, sagt Ludwig. In den vergangenen Wochen schmetterte sie den Ball meistens mit links übers Netz, so auch am Mittwoch in der Trainingseinheit am Alten Teichweg. „In Münster hole ich dann wieder meine rechte Keule raus“, sagt sie und lacht.