Amateurfußball Außenseiter wirft Altona 93 mit 2:1 raus, Walek trotzt WC, Lurup kassiert historische Pleite.

HR packt die Sensation. Schon die zweite Pokalsensation schaffte die SV Halstenbek-Rellingen. Im Viertelfinale Dassendorf geschlagen, im Halbfinale traf es nun Altona 93. „Wir können wohl nur Pokal“, jubelte Trainer Heiko Barthel, der den Verein erst Mitte April übernommen hatte. Ein Vier-Augen-Gespräch mit Tim Jeske brachte den Erfolg: Barthel hatte Jeske gesagt, dass er jemanden wolle, der Tore schießt. Jeske lief unzählige Male in die Altonaer Abseitsfalle, profitierte dann aber ausgerechnet von einem verunglückten Querpass von AFC-Urgestein Jakob Sachs. Jeske passte den Ball ab und schob zum 2:1 in der 90. Minute ein. Wahnsinn! Vor 1.150 Zuschauern war Altona gegen die wahrscheinlich aus der Oberliga absteigenden Halstenbeker in der zweiten Halbzeit die deutlich schlechtere Mannschaft.

„Ein bitterer Moment, aber wir haben den Glücksteufel schon in den anderen Runden strapaziert. HR hat hier verdient gewonnen“, sagte AFC-Trainer Berkan Algan anerkennend. Heiko Barthel hatte trotz des Jubels über den Finaleinzug auch andere Gedanken: „Wenn man Dassendorf und Altona im Pokal schlägt, dann ist doch ein Abstieg total unnötig, oder? Wie dumm und charakterlich schwach muss die Mannschaft gewesen sein, wenn man die Liga nicht hält, aber eine solche Leistung im Pokal liefern kann?“

Kosova geht ab. Mit einem 0:5 gegen den FC Süderelbe besiegelte Aufsteiger Klub Kosova sein einjähriges Intermezzo in der Oberliga Hamburg. Chancenlos und ohne Aufbäumen ergab sich die Mannschaft in ihr Schicksal, hätte bei einem Chancenverhältnis von 1:13 gegen keinesfalls überragende Gäste sogar höher verlieren können. Überraschend kam daher die Analyse von Präsident, Manager und Trainer Arton Mazrekaj daher. Er machte nicht den Rücktritt von Trainer Thorsten Beyer für den Niedergang verantwortlich. Bey­er war nach Ausschreitungen von Fans und Spielern Kosovas bei einem Hallenturnier in Buxtehude in der Winterpause zurückgetreten. Im neuen Jahr holte Kosova ohne ihn in zwölf Partien nur vier Zähler.

Mazrekaj stellte vielmehr generell die Qualitätsfrage: „Wir haben uns blenden lassen von dem doch glück­lichen Aufstieg in die Oberliga. Wir haben einigen Spielern Zusagen gegeben und waren ihnen gegenüber loyal, denen die Qualität für diese Liga leider fehlte.“ Mazrekaj will den Verein, der bislang bei Einigkeit Wilhelmsburg an der Dratelnstraße kickte, nun „neu aufstellen“, wozu „ein Umzug auf eine neue Anlage an der Veddel gehört. Wir brauchen eine vereinseigene Anlage, um den Verein weiterzuentwickeln und hoffen auf die Hilfe der Stadt.“

Süderelbe fast durch. Des einen Leid, des anderen Freud. Durch das 5:0 bei Kosova ist der FC Süderelbe fast gerettet. Wie sehr Trainer Markus Walek seine Jungs im Griff hat, bewies besonders die 33. Minute. Seine klar überlegene Mannschaft hatte bereits mehrfach den zweiten Treffer verpasst, als Walek an der Seitenlinie energisch wurde. „Wir brauchen jetzt endlich mal das 2:0“, rief er lautstark aufs Feld. Das Team spurte sofort. Mehdi Jaoudat bediente Samuel Louca und der setzte den Wunsch seines Trainers mit einem Tunnel gegen Kosovas Keeper Adrian Mamudi perfekt um. Große Jubel­gesten verkniff sich Walek aus einem zutiefst menschlichen Grund. „Ich habe eine Magen-Darm-Grippe und vorher viel Zeit auf dem WC verbracht, aber wir ziehen den Abstiegskampf alle gemeinsam durch. Daher bin ich natürlich trotzdem zum Spiel gekommen“, so der geschwächte Coach. „Und jetzt freue ich mich auf mein Bett.“

Pechvogel! Jakob Sachs verschuldete
Altonas Pokalaus in der 90. Minute
Pechvogel! Jakob Sachs verschuldete Altonas Pokalaus in der 90. Minute © HA | Andre Matz

Eine neue Dimension. Hammonia-Landesligist SV Lurup hat auf seiner zweijährigen Talfahrt durch die Hamburger Amateurfußball-Geschichte ein neues negatives Ausrufezeichen gesetzt. Der SVL verlor daheim gegen den Niendorfer TSV II mit 1:23. Lurup trat ohne Ersatzspieler an, kickte gebeutelt durch Verletzungen in der Schlussviertelstunde mit neun Akteuren zu Ende. Vor allem Moritz Niemann (sechs Treffer) und Trainersohn Marcel Jobmann (5) schlugen mit Freude zu. „Die Partie wurde von Lurup mehrfach verlegt und ich habe meinen Jungs schließlich in der Kabine gesagt: „Den einzigen Nutzen, den wir aus dem Spiel hier noch ziehen können, ist ein hoher Sieg. Dann sind wir Tabellenvierter“, erklärte NTSV-Trainer Matthias Jobmann. „Meine junge Mannschaft war recht gnadenlos.“ Immer noch nicht offiziell eröffnen konnte der SVL zudem seinen Sportpark Vorhornweg. Der Platz ist bis zum 5. Mai gesperrt. Immerhin kommt zur neuen Saison mit Selcuk Turan ein neuer Trainer, um die Bilanz des Grauens seit Sommer 2015 (kein Sieg, vier Remis, 57 Niederlagen, 35:410 Tore) zu durchbrechen. Laut NTSV-Coach Jobmann findet er ein charakterstarkes Team vor. „Mir taten die Luruper leid. Hut ab, dass sie die Saison durchziehen. Das ist Sportsgeist.“

Abbruch bei Dersimspor. Nur 20 Minuten dauerte die Partie der Bezirksliga Süd zwischen Dersimpor II und dem TSV Neuland. Beim Stand von 1:0 für die Gäste pfiff Schiedsrichter Björn Struckmann einen Freistoß für die Neuländer. Dersimspors Kadir Özdemir sah Rot für eine Notbremse, Torwart Cüneyt Erbil und Verteidiger Diyar Bilmec für ihre Proteste ebenso. Der Unparteiische fühlte sich bedroht, beendete das Spiel. Dersimspors Pressesprecher Deniz Yalcin: „Die Reaktion des Schiedsrichters war übertrieben. Selbst die Neuländer waren geschockt.“ Neulands Präsident Horst Meyer: „Den Abbruch bewerte ich nicht. Der TSV Neuland zieht aber in Erwägung, in der nächsten Saison in der Bezirksliga Ost zu melden.“