Hamburg. Nur noch ein weiterer Sieg wird dem Kiezclub für den Klassenverbleib reichen. Lienen warnt: „Nicht nachlassen“

Es war ein relativ entspanntes Fußball-Wochenende für Lasse Sobiech vor dem Fernsehgerät. Nach dem 3:0-Sieg seiner eigenen Mannschaft am Freitagabend gegen den 1. FC Heidenheim konnte der Innenverteidiger und Leistungsträger des FC St. Pauli mit einer gewissen Gelassenheit die anderen Partien verfolgen. „Ich habe mir die Erste Liga angeschaut, aber natürlich auch die Zweite“, erzählte der 26 Jahre alte Sobiech am Montag. „Am besten haben mir die Zweitliga-Ergebnisse am Sonntag gefallen.“ Damit meinte er natürlich insbesondere die Niederlagen der Würzburger Kickers, von 1860 München und Fortuna Düsseldorf, die allesamt Konkurrenten seiner eigenen Mannschaft im Kampf um den Klassenverbleib sind. „Ich bin keiner, dem es ganz egal ist, was die anderen machen. Ich will die Liga halten. Da gehört es für mich dazu, auch ein bisschen auf die anderen Mannschaften zu gucken“, stellte er klar.

Nachdem St. Pauli gegen Heidenheim seinen vierten Sieg in Folge eingefahren und sich als Tabellenelfter auf 38 Punkte verbessert hatte, trugen die besagten Ergebnisse der direkten Konkurrenz zu einer vor Kurzem noch für undenkbar gehaltenen Entspannung der Situation bei. Sechs Punkte beträgt mittlerweile der Vorsprung der Hamburger auf den direkten Abstiegsplatz 17, den St. Pauli selbst bis zum 1:0-Heimsieg gegen die Würzburger Kickers vor nur gut zwei Wochen noch belegt hatte.

Jetzt verpasste es Arminia Bielefeld mit dem 1:1 gegen Fürth und dem Gegentor in der Nachspielzeit, diesen 17. Rang zu verlassen. Dies war ein weiteres Match, das St. Pauli in die Karten spielte. Der Vorsprung auf Relegationsrang 16 ist auf fünf Punkte angewachsen. Zudem hat St. Pauli jetzt im Gegensatz zu allen dahinter platzierten Teams eine positive Tordifferenz.

All diese Faktoren und dazu die Restprogramme der zahlreichen Konkurrenten (siehe Kasten), auch mit einigen Spielen untereinander, sprechen dafür, dass St. Pauli jetzt in den letzten drei Saisonspielen schon ein weiterer Sieg reichen wird, um den Klassenverbleib endgültig sicherzustellen. Übertragen auf ein Tennismatch ist es so, als wenn ein Spieler im entscheidenden Satz 5:4 und 40:0 führt – der FC St. Pauli hat also drei Matchbälle.

„Ja, das kann man so sehen“, sagt Lasse Sobiech, der es aber am liebsten gar nicht erst auf den zweiten oder gar dritten Matchball ankommen lassen, sondern schon den ersten am kommenden Freitagabend (18.30 Uhr) im Auswärtsspiel beim punktgleichen 1. FC Kaiserslautern nutzen will. Wie schon zuletzt bei den Siegen in Nürnberg, in Düsseldorf und gegen Heidenheim hat St. Pauli dank des Spielplans auch dann den kleinen psychologischen Vorteil, vorlegen und danach abwarten zu können, was die anderen abstiegsgefährdeten Teams leisten.

„Wir dürfen jetzt nicht nachlassen“, mahnte St. Paulis Trainer Ewald Lienen am Montag ein weiteres Mal. „Kaiserslautern ist eine sehr starke Mannschaft, die zuletzt drei von vier Spielen gewonnen hat.“ Die Botschaft scheint bei den Adressaten angekommen zu sein. „Bei der einen oder anderen Mannschaft könnte es vielleicht passieren, dass man in so einer Situation etwas entspannt. Wer unsere Mannschaft aber kennt, der weiß, dass wir nicht lockerlassen werden. Diese Woche ist mit die wichtigste in der gesamten Saison. Das haben wir gerade auch in der Videoanalyse besprochen. Wir werden uns nicht hängen lassen, auch nicht in der letzten Ecke des Hinterkopfes. Wir wissen auch, dass uns noch ein paar Punkte fehlen“, sagt Lasse Sobiech. Der Vize-Kapitän hat im Übrigen eine interessante Erklärung , wie es sein Team geschafft hat nach zuvor vier sieglosen Spielen und dem damit verbundenen Rückfall auf Rang 17 geschafft hat, eine Serie von vier Siegen in Folge hinzulegen. Welcher Schalter wurde da wieder auf die richtige Stellung umgelegt? „Es war ehrlich gesagt so, dass wir gerade keinen Schalter umgelegt, sondern einfach so weitergemacht und gearbeitet haben wie vorher. Wir hatten ja vorher in den vier sieglosen Partien nicht grottenschlecht gespielt und jeweils 15 Chancen gegen uns zugelassen. Daher haben wir uns gesagt, dass wir die Köpfe weiter oben behalten müssen, weil der eingeschlagene Weg der richtige ist. Das hat sich dann auch ausgezahlt“, sagt er dazu.

Als Grundlage für die bisher starke Rückrundenbilanz mit 27 Punkten aus 14 Spielen seit der Winterpause sieht auch Sobiech die wiedergewonnene Abwehrstärke. „In diesen Spielen haben wir nur acht Gegentore kassiert, das ist herausragend. Wir wissen, dass wir immer noch jedes Spiel gewinnen können, wenn wir hinten die Null halten. Dieses Wissen hat uns jetzt auch starkgemacht“, sagt Sobiech, der nichts gegen einen weiteren entspannten TV-Fußball-Sonntag hätte.