Hamburg. Der HSV-Chef will den Kader zur kommenden Saison „deutlich verändern“

Heribert Bruchhagen hatte es die Sprache verschlagen. Nach der 0:4-Niederlage in Augsburg wollte der Vorstandsvorsitzende des HSV keine Worte verlieren über das, was die 14 Spieler seiner Hamburger Mannschaft geleistet hatten. Besser gesagt: Was sie nicht geleistet hatten. Die Nicht-Leistung der HSV-Profis dürfte den 68-Jährigen in seinen Aussagen bestätigt haben, die er vor dem Spiel getätigt hatte. „Wir werden den Kader zur kommenden Saison deutlich verändern“, sagte Bruchhagen dem Abendblatt.

Der Clubchef wiederholte damit die Worte, die er zuvor in der „Welt am Sonntag“ gewählt hatte. „Dem HSV steht ein Umbruch bevor, das kann ich schon sagen. Was genau geschehen wird, darüber zu reden, ist es zu früh und jetzt auch nicht zielführend. Aber es wird sich einiges tun“, sagte Bruchhagen und kündigte damit erstmals größere Veränderungen im Sommer an. Zuletzt hatte Investor Klaus-Michael Kühne über Aufsichtsrat Karl Gernandt signalisiert, dass er in der kommenden Transferperiode wieder als Geldgeber zur Verfügung stehen würde.

Nun scheinen sich Kühne und Bruchhagen anzunähern. Wie hoch die Investitionen in Neuzugänge im Falle des Klassenerhalts ausfallen würden, muss intern noch abgestimmt werden. Sportchef Jens Todt will von einem größeren Umbruch angesichts von sechs auslaufenden Verträgen nicht sprechen. „Wir wollen, dass unser Grundgerüst vor dem Trainingsstart steht“, sagte Todt im Abendblatt-Interview.

Nach dem 0:4 in Augsburg stoppte der Sportchef alle Gedanken an die kommende Saison. „Wir sprechen nur noch über die laufende Saison“, so Todt. Gleichzeitig offenbarte die Niederlage in Augsburg die Fehler der jüngsten Transferperioden. Insbesondere in der Mittelfeldzentrale wirkte Winter-Zugang Walace überfordert. Der zehn Millionen Euro teure Brasilianer konnte noch nicht nachhaltig nachweisen, dass er dem HSV langfristig helfen wird. Ebenso wenig wie Linksverteidiger Douglas Santos, der vor der Saison für 7,5 Millionen Euro kam und in Augsburg mal wieder auf der Bank versauerte.

Die beiden Brasilianer sind Beispiele dafür, wie es der HSV nicht mehr machen sollte. Wie es gehen könnte, zeigte Augsburg mit Philipp Max. Den Linksverteidiger verkaufte Todt in seiner Zeit als Manager beim Karlsruher SC für drei Millionen Euro an den FCA. Gegen den HSV war der 23-Jährige der überragende Spieler auf dem Platz. Das Beispiel Max zeigt, warum Todt die Zweite Liga als Kernmarkt für den HSV definiert hat. Ob Investor Kühne das allerdings auch so sieht, ist eine der vielen spannenden Fragen rund um den HSV.

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