Hamburg. Bei der Premiere im neuen Museum des Millerntor-Stadions gab es spannende Erinnerungen.

Vieles war noch improvisiert, aber umso kultiger war die erste Veranstaltung im neuen Museum des FC St. Pauli in der Gegengerade des Millerntor-Stadions. Der eigenständige Museum-Verein „1910 e.V.“ hatte ins künftige Foyer geladen, das Thema „Fußball um die Wurst – der FC St. Pauli und die deutsch-deutsche Nachkriegsgeschichte“, zog so viele Interessierte an, dass kurz vor Beginn noch weitere Klappbänke aufgestellt werden mussten.

Mit der „Wurst“ war natürlich die kurz nach dem Zweiten Weltkrieg lukrative Bezahlung von Spielern mit Naturalien, insbesondere mit Fleischwaren aus der Schlachterei von Karl Miller senior gemeint, dessen gleichnamiger Sohn einer der besten Spieler in der Geschichte des FC St. Pauli war.

Ereignisreiche Reisen

Dieser war 1940 nach Dresden abkommandiert worden und hatte dort Kontakte zu Spielern des damals erfolgreichen Dresdner SC geknüpft. Einige von ihnen lockte er mit der besagten Frischfleisch-Prämie 1946 und 1947 zum FC St. Pauli, der sich so erheblich verstärkte. Prompt war von der „Wunderelf“ die Rede, für die als Dresdner Gastspieler einige Male auch der Nationalspieler und später erfolgreiche Bundestrainer Helmut Schön auflief.

Als Zeitzeugen erzählten am Mittwochabend im Museums-Foyer die damals noch jugendlichen Herbert Kühl (84) und Dieter Rittmeyer (79) anschaulich über die Zeit sowie über ihre späteren, ereignisreichen Reisen zu Spielen in der DDR, wobei es trotz Einladungen nie zu Gegenbesuchen kam.