Mönchengladbach. Eintracht Frankfurts Pokalhelden hoffen nach dem 7:6 im Elfmeterschießen gegen Mönchengladbach auf den ersten Titel seit 1988

Pokalheld Lukás Hrádecky verlangte „Bier statt glutenfreier Pasta“, Niko Kovac orderte einen ganzen Stapel Finaltickets, der glücklichste Frankfurter nach dem Elfmeterkrimi in Mönchengladbach hieß aber Marco Russ. „Es ist noch kein Jahr her, da habe ich von meiner Krankheit erfahren. Deshalb bin ich megaglücklich, dass wir das Finale erreicht haben und ich sogar ein Teil davon war“, sagte der Abwehrspieler, der erst Ende März nach überstandener Hodenkrebs-Erkrankung sein Comeback gegeben hatte.

Russ gehörte im Borussia-Park zu jenen Eintracht-Helden, die beim denkwürdigen 7:6 im Elfmeterschießen am späten Dienstagabend die Nerven behielten. Keine zwei Minuten später feierten die Hessen im vorbereiteten Outfit mit ihren 7000 Fans. „Adler im Anflug“ stand auf den schwarzen T-Shirts, auf denen die Skyline von Berlin zu sehen war.

„Der ganze Verein, die ganze Stadt freut sich. Das wird ein absolutes Highlight“, sagte der 31-Jährige. Auch den ersten Eintracht-Titel seit 1988 hält Russ nun für möglich: „Jede Mannschaft, die nach Berlin fährt, will den Pokal holen. Das ist komplett offen.“

Zunächst aber gab Kovac seiner Mannschaft grünes Licht für eine Partynacht. „Meine Spieler können tun und lassen, was sie wollen. Wenn man ins Endspiel kommt, will man das feiern. Das sollen die Jungs auch machen“, sagte der Trainer. Ausschlafen war ausdrücklich erwünscht. „Wir werden erst am Nachmittag trainieren“, sagte Kovac und fügte nach einer Pause mit einem schelmischen Grinsen an: „Naja, wir werden versuchen zu trainieren.“

Gerade für Kovac wird der 27. Mai kein Tag wie jeder andere. „Das Finale in Berlin, meiner Heimatstadt, meiner Geburtsstadt – besser geht es nicht“, sagte der 45-Jährige, der im Olympiastadion gleich in seiner ersten Saison bei den Hessen Historisches erreichen kann. Auf einen eigenen Fanclub aus Freunden und Familie darf Kovac schon jetzt zählen: „Eines ist klar, ich brauche sicher die meisten Eintrittskarten.“

Zwei weitere Halbfinal-Helden kamen aus dem hohen Norden Europas: Der Finne Hrádecky hielt zunächst gegen Djibril Sow, dann verwandelte der Schwede Branimir Hrgota gegen seinen Ex-Club den entscheidenden Elfmeter. „Als der Ball drin war, wollte ich direkt zu Lukás laufen. Der hat aber in Richtung Fans gezeigt. Das war ein weiter Weg, aber wir sind alle gesprintet“, sagte Hrgota, der nach 120 Minuten eigentlich am Ende seiner Kräfte war.

Nach der Führung durch Taleb Tawatha (15.) und dem Ausgleich durch Jonas Hofmann (45.+2) ging die Eintracht zunehmend am Stock, rettete sich aber ins Elfmeterschießen – zum dritten Mal in dieser Saison. „Ich habe eine ganz gute Pokalsaison gespielt“, sagte Hrá­decky, der bei Gladbachs ersten sechs Elfmetern noch machtlos gewesen war: „Ich habe mir immer gesagt: Die schlechten Schützen kommen noch.“

Im Finale würde er notfalls auch ein viertes Elfmeterschießen in Kauf nehmen. „Wir haben es jetzt dreimal geschafft, langsam wird die Wahrscheinlichkeit kleiner. Aber ich bin bereit, das noch einmal zu tun“, sagte Hrádecky. Auf wen er und seine Kollegen dann treffen, stand bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe nicht fest.