Hamburg. Versicherungskonzern schließt mit Club an der Alster Vertrag über 13 Jahre. Neues Nachwuchszentrum geplant

Wer Zweifel gehegt haben mag, ob die Partnerschaft zwischen dem Hamburger Tennis- und Hockey-Bundesligaverein Club an der Alster und der Münchner Allianz Deutschland AG eine herzliche werden könnte, dem wurden diese schließlich genommen, als sich der Clubvorsitzende Thomas Wiedermann und Andreas Schmid, Chef der Hamburg-Niederlassung des weltweit tätigen Versicherungskonzerns, nach einem einstündigen Pressegespräch im Clubhaus am Rothenbaum freudig in die Arme fielen und sich gegenseitig kräftig auf die Schultern klopften.

13 Jahre soll die nach 18 Monaten Verhandlungen beschlossene und unterschriebene Kooperation vorerst dauern, und beide Seiten haben Großes vor. Mit dem Einstieg der Allianz – und dem Know-how des Unternehmens bei Stadionprojekten – erhofft sich Wiedermann, den geplanten Umbau der 41.000 Quadratmeter großen Vereinsanlage zwischen Haller- und Hansa­straße unumkehrbar zu machen. Die Ideen dazu hatte er im Juni vergangenen Jahres erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Möglichst noch vor Beginn der Hamburger Sommerferien am 20. Juli soll jetzt die Vollversammlung des etwa 4000 Mitglieder starken Clubs dem Projekt endgültig zustimmen.

Bis alle baulichen Vorhaben genehmigt und umgesetzt sind, dürften fünf Jahre vergehen, weil während der Arbeiten der Sportbetrieb auf der Anlage fortgeführt werden soll. Das kostet Zeit und Geld. Wie teuer am Ende alles wird, ist heute nicht abzusehen. Öffentliche Gelder werden nicht in das Millionenprojekt fließen. Zur Finanzierung will der Verein sein Gelände in Wellingsbüttel verkaufen. Der Club an der Alster erhofft sich von der Stadt jedoch eine Verlängerung des Erbpachtrechts um weitere 30 Jahre bis 2079.

Die Allianz wiederum möchte sich nach der Münchner Fußballarena nun auch im Norden ein Denkmal setzen. Zusätzlich zum „Allianz-Court“, einer Multifunktions-Arena für mindestens 7500 Zuschauer an der Ecke Rothenbaumchaussee/Hallerstraße, in der neben Tennis auch Handball oder Volleyball gespielt werden könnte, wollen beide Partner ein Nachwuchsleis­tungszen­trum, die „Allianz Sport Akademie“, für Tennis- und Hockeyspieler entwickeln. Die Allianz trägt dazu Studien-, Ausbildungs- und Arbeitsplätze für eine duale Karriere bei. „Wir möchten jungen Athleten die Vereinbarkeit von Leistungssport und Beruf ermöglichen“, sagte Schmid. Auf dem Clubgelände könnte ein Boardinghouse entstehen, mit Apartments für rund 20 Spieler und Spielerinnen.

„Der Rothenbaum soll auch künftig einer der bedeutendsten Standorte in unserer Sportstadt sein, möglichst für weitere 100 Jahre. Dafür müssen wir ihn aber grundlegend renovieren und modernisieren“, betonte Wiedermann. Und Schmid ergänzte: „Die Partnerschaft mit dem Club an der Alster und der ,Allianz-Court‘ sind unser Bekenntnis für diese Stadt.“

Die Politik reagierte erfreut auf die Nachrichten aus Harvestehude. „Die Kooperation eines bedeutenden Hamburger Vereins mit einem führenden Unternehmen, das sich bereits an anderer Stelle mit Erfolg für den Sport engagiert, ist sehr interessant. Die Bereitschaft des Unternehmens ist sicher auch Folge der Attraktivität, die der Sportstandort Hamburg national und international hat – für Sportler, Veranstalter und Unternehmen gleichermaßen“, sagte Sportsenator Andy Grote. In dieser Partnerschaft zeige sich die Bedeutung des Sports in der Großstadt, die der Senat mit dem Masterplan „Active City“ weiter steigern wolle.

In dem Strategiepapier sind drei Seiten dem Rothenbaum gewidmet. Dort steht unter anderem: „Wegen des Alters der Gesamtanlage, des erheblichen Modernisierungsstaus, fehlenden barrierefreien Zugangs, Sanierung des Zeltdachs, der Tribünen und der Funktionsräume sind dringend Maßnahmen zum Erhalt des hochkarätigen Tennissports in Hamburg notwendig.“

Kommt der Umbau, wird das Tennisstadion mit seinen 13.200 Zuschauerplätzen abgerissen. Das Turnier der Herrentour ATP soll dann künftig im „Allianz-Court“ gespielt werden. „Wir wollen unbedingt, dass dieses traditionsreiche Turnier auf unserer Anlage bleibt“, sagte Wiedermann. Seit 1924 wird es hier ausgetragen.

Neben dem „Allianz-Court“, unter dem eine Tiefgarage mit 800 Parkplätzen gebaut werden soll, ist an der Hallerstraße ein Bundesliga-taugliches Hockeystadion geplant, in dem auch Meisterschaftsendrunden mit rund 3000 Zuschauern ausgetragen wer­den können. Um Platz für mehr als die bisher vorgesehenen 13 Tenniscourts zu schaffen, was eine Forderung der Tennisabteilung ist, will der Club in der Nähe des Rothenbaums einen weiteren Hockeyplatz bespielen. „Es gibt dafür mehrere Optionen“, sagte Wiedermann. Erste Adresse ist momentan die Döhrntwiete in Lokstedt. Der etwas verwahrlost wirkende Rasenplatz wird derzeit von Eintracht Lokstedt und dem ETV genutzt. Die Lokstedter sind bereit, die Nutzungsrechte an der städtische Anlage an den Club an der Alster abzutreten, wenn dieser ihn auf Kunstrasen umrüstet und der Eintracht Trainingszeiten einräumt. Unklar ist bisher, ob hier auch eine Flutlichtanlage errichtet werden darf.