Hamburg. Nach dem erneuten Pyro-Eklat durch die Ultras erwartet den Club eine harte Strafe

Der dichte Farbqualm hatte sich am Sonnabend um 15.40 Uhr verzogen. Doch der Ärger beim HSV war auch am Sonntag nicht verraucht. Einen Tag nach dem erneuten Abbrennen von Feuerwerkskörpern im eigenen Stadion meldete sich Clubchef Heribert Bruchhagen zu Wort. „Es ist mir angesichts der Vorkommnisse der letzten Zeit völlig unverständlich, wie unsensibel von Teilen der Fans vorgegangen wird. Wer einen Böller wirft, will dem HSV bewusst schaden“, teilte Bruchhagen mit.

Unmittelbar nach dem Anpfiff gegen Darmstadt 98 hatten Anhänger aus der Ultraszene im Rahmen einer riesigen Choreografie mehrere Rauchbomben gezündet. Auch ein Knallkörper explodierte unter der Plane auf der Nordtribüne. Zum dritten Mal in diesem Jahr zündeten HSV-Anhänger im Volksparkstadion Pyrotechnik. Der Qualm vernebelte minutenlang das Spielfeld. Die Partie musste schon nach wenigen Sekunden unterbrochen werden. „Ich kann nicht nachvollziehen, dass Anhänger des HSV dies zulassen“, sagte Bruchhagen.

Doch nicht nur der Vorstandschef ist genervt, auch die Fans sind sauer auf die Ultras, die ihrem Club erneut schaden. Viele der 56.132 Zuschauer quittierten die Aktion mit lautstarken Pfiffen. Auch die Spieler kritisierten das Verhalten der eigenen Anhänger. „Das hat uns geschadet“, sagte Torhüter Christian Mathenia. „Man hat einen Plan, will direkt Gas geben und die Fans mitnehmen und dann musst du erstmal warten.“

Aussagen, die sich wiederholen. Bei den Tätern scheinen sie keine Wirkung zu hinterlassen. In der Ultraszene tobt ein Machtkampf. Die Anhänger wollen ihren Protest ausdrücken gegen ihrer Meinung nach willkürlich ausgesprochene Stadionverbote. Der HSV suchte zuletzt den Dialog mit den Ultras. Gebracht hat es bislang nichts. Im Gegenteil. Neben einer erneuten Geldstrafe, die deutlich höher liegen dürfte als die 17.500 Euro, die der HSV zuletzt zahlen musste, droht dem Club nun sogar ein Teilausschluss der Zuschauer. „Die Sportgerichtsbarkeit prüft jeden Fall sorgfältig und einzeln“, teilte der DFB bereits nach dem Pyrovorfall im März auf Abendblatt-Anfrage mit.

Eine Sperrung der Nordtribüne bei einem Heimspiel ist nicht ausgeschlossen. „Das wäre wahnsinnig negativ für uns“, sagte Sportchef Jens Todt. Ob und wie der HSV gegen die Ultragruppen „Poptown“ und „Castaways“ vorgehen wird, ist noch unklar. „Es gibt einen Dialog“, sagte Todt. Eine Eskalation des Streits will der HSV vermeiden. Lange gefallen lassen wird sich der Club das Vorgehen der Ultras nicht mehr.