München . Misslungene Frustbewältigung beim 2:2 gegen Mainz – Blick geht zum Pokal-Halbfinale

Die Distanz zu seinen Kollegen war nicht nur spürbar. „Du kannst die Bundesliga entscheiden, du spielst für die Meisterschaft, da muss ein bisschen mehr kommen“, sagte Arjen Robben. Sein Ehrgeiz ist berühmt und zuweilen berüchtigt. Nach dem Aus in der Champions League bei Real Madrid stand er im Ligaspiel gegen den FSV Mainz 05 ziemlich alleine da mit seinem Willen, die Dinge so zu regeln, wie er es für wichtig hält. Und sei es mit einem seiner Soli, bei denen er auch mal die Mitspieler vergisst. Die meisten anderen Bayern schienen beim 2:2 (1:2) gegen den Abstiegskandidaten allerdings eher vergessen zu haben, was nötig ist im Alltagsdienst, um erfolgreich zu sein.

„Natürlich hängt uns das Spiel von Dienstag noch nach, auch wenn es uns nicht nachhängen sollte. Aber wir sind auch nur Menschen“, suchte Thomas Müller nach Erklärungen, „es ist schwierig vom Kopf her, so eine Enttäuschung von unter der Woche zu verarbeiten.“

Wer den nachdenklichen Müller so reden und den Mainzer Sportdirektor Rouven Schröder einen verdienten „Bigpoint im Abstiegskampf“ bejubeln hörte, musste sich an die Worte von Karl-Heinz Rummenigge erinnern, die dieser vor zwei Monaten gedichtet hatte. Vor Carlo Ancelottis 1000. Trainerspiel hatte der Vorstandsvorsitzende frohlockt: „Die Zeit, die jetzt ansteht, in der es anfängt zu grünen und zu blühen – das ist die Ancelotti-Jahreszeit.“ Die Bayern beschenkten ihren Trainer danach zu seinem Jubiläum mit einem 8:0 gegen den HSV. Es war der höchste Saisonsieg.

Auch mit Guardiola litt Bayern unter Frühjahrsmüdigkeit

Zwei Monate später hat sich über den FC Bayern ein Grau gelegt, von dem man noch nicht weiß, ob es prägend wird fürs Saisonfinale, nachdem die große Hoffnung auf den Titelgewinn in Europa vor wenigen Tagen in Madrid verkümmert war wie eine Frühjahrsblüte im späten Nachtfrost. Weil nun gegen Mainz die nächste, wenngleich vergleichsweise kleine Enttäuschung folgte, zieht der FC Bayern unter dem Eindruck in die letzte englische Woche der Saison, auch mit Ancelotti in jene Frühjahrsmüdigkeit oder jenen Frühjahrsblues verfallen zu sein, der die Münchner in den vergangenen drei Jahren unter Pep Guardiola stets erfasst hatte.

„Wir sind nicht zufrieden, aber wir müssen nach vorne schauen. Mittwoch ist ein ganz wichtiges Spiel für uns“, sagte Müller. Gemeint war das Pokalhalbfinale gegen Borussia Dortmund. Es sei gut, dass es schnell weiter gehe, versicherte Müller, „auch wenn wir körperlich, oder was die Mannschaft betrifft, ein paar Probleme haben.“ Zurückkehren sollen gegen den BVB die Innenverteidiger Jérôme Boateng und Javier Martínez,. Auch auf den gegen Mainz mit einer Knieverletzung ausgeschiedenen David Alaba hoffen die Bayern.