Hamburg. Felix Mayerhöfer lief neuen „Weltrekord“ in der Disziplin Marathonlauf im Anzug

Mit blau unterlaufenen Lippen stand Mona Stockhecke eingehüllt von gleich mehreren Wärmedecken sichtlich durchgefroren im Zielbereich. „Bei Kilometer eins fing es an zu regnen, bei Kilometer zwei kam Hagel dazu. Zeitweise war es so glatt, dass ich weggerutscht bin“, erzählte die Hamburgerin und beste deutsche Läuferin merklich bedient nach dem für sie enttäuschendem achten Platz. Die Zielzeit von 2:36:36, fünf Minuten langsamer als ihre Bestzeit, wurde zur Nebensache. Ein frühzeitiges Aussteigen kam für Stockhecke indes nicht in Frage. „Jeder Läufer musste heute kämpfen. In der Heimatstadt will man den Zuschauern an der Strecke natürlich was bieten und fühlt sich auch den Organisatoren gegenüber verpflichtet“, sagte sie. Dabei wäre ein Ausstieg rein sportlich gesehen eine verständliche Entscheidung gewesen. Um sich für die diesjährige WM in London zu qualifizieren hätte die Hamburgerin die Norm von 2:29:30 laufen müssen. „Es ist schade, weil es jetzt mit der Qualifikation sehr eng wird, aber was soll ich machen? Das war bei diesen Verhältnissen heute einfach nicht drin.“

Auch Hamburgs Marathonmeister Mourad Bekakcha (39) war mehr als unzufrieden nach dem Rennen. Nur mit großem Widerwillen reckte er einen Daum nach oben in die Kameras. Ein Lächeln huschte ihm nur verzagt über das Gesicht. „Das war gemessen an den Witterungsbedingungen der mit Abstand schlimmste Marathon seit sechs Jahren hier in Hamburg“, sagte Bekakcha für den seine Zielzeit von 2:30:37 ebenfalls zur Nebensache wurde. Der Deutsch-Algerier, der als 34. ins Ziel kam, konnte sich letztlich doch ein wenig über das Ergebnis freuen, dass für ihn den sechsten Hamburger Meistertitel bedeutet.

Doch nicht alle ließen sich die Laune vom Hamburger Wetter verderben. Felix Mayerhöfer aus dem oberfränkischen Kronach gelang in Hamburg ein Rekord der etwas anderen Art. Er absolvierte die 42,195 Kilometer im Anzug. Und das in beachtlichen zwei Stunden und 42 Minuten. Weltrekord! Der 35 Jahre alte Bayer unterbot die bisherige Bestzeit von zwei Stunden und 58 Minuten und kann sich nun im Guinness Buch der Rekorde wiederfinden. Und ganz nebenbei hätte sich wohl so manch ein Läufer über wärmere Kleidung gefreut: „Mit dem Anzug war es sogar ganz angenehm“, sagte Mayerhöfer grinsend.