Stuttgart. Beim 3:2-Sieg in der Fed-Cup-Relegation gegen die Ukraine holt Julia Görges den entscheidenden Sieg

Für die ersten Glückwünsche an Julia Görges, die mit ihrem 6:4, 6:4 gegen Lesia Zurenko den entscheidenden dritten Punkt für das deutsche Team im Fed Cup geholt hatte, stand Bundestrainerin Barbara Rittner bereit, besonders innig aber fiel die Umarmung zwischen der besten Spielerin des Wochenendes und Angelique Kerber aus. Beide hatte einen Teil zum Erfolg im Relegationsspiel gegen die Ukraine beigetragen, doch die beiden Siege von Görges in der ersten und in der vierten Partie des Wochenendes gaben den Ausschlag. Das abschließende und für den Ausgang der Begegnung unbedeutende Doppel bestritten Laura Siegemund und die Hamburgerin Carina Witthöft, sie unterlagen Nadiia Kichenok und Olga Savchuk 4:6, 6:4, 6:10.

Mit einer 2:0-Führung waren die Deutschen in den zweiten Tag gestartet, nach den Erfolgen von Julia Görges gegen die Nummer eins der Ukraine, Jelina Switolina und von Kerber gegen die Nummer zwei, Lesia Tsurenko. Ein Zwischenstand, der eine gewisse Sicherheit suggerierte, Tatsächlich aber wurde die Sache am Sonntag noch mal gefährlich, weil Angelique Kerber zum dritten Mal in diesem Jahr gegen Switolina verlor (4:6, 2:6), ehe dann Görges alle Unsicherheiten beseitigte.

Sie betrachte die Niederlage nicht als Rückschlag nach einer leichten Steigerung zuletzt, meinte Kerber hinterher, sie habe es leider nicht geschafft, die wichtigen Punkte der Partie zu machen. „Wichtig ist“, fügte die Kielerin hinzu, „dass ich wieder Spaß am Spiel habe“. Ob diese These stimmt, wird sich in dieser Woche zeigen, wenn Kerber beim Porsche Tennis Grand Prix an gleicher Stelle versuchen wird, ihren im vergangenen Jahr gewonnenen Titel zu verteidigen.

Auch Julia Görges täte nichts lieber, als noch eine Woche in Stuttgart zu bleiben und bei dem Turnier zu spielen, das sie vor sechs Jahren gewonnen hatte. Aber da ihre aktuelle Weltranglisten-Position (46) nicht gut genug ist, um im Hauptfeld zu landen und da sie auch keine Wildcard erhält, wird sie ihre Sachen packen müssen. Eine der Wildcards landet bei Rückkehrerin Maria Scharapowa, eine weitere bei der Britin Johanna Konta und die dritte bei Laura Siegermund, die 2016 im Finale erreicht hatte und die in der Weltrangliste aktuell ein paar Plätze vor Görges steht (37).

In der Kritik war am Ende auch die Vergabe der Wildcard an Konta, aber Turnierdirektor Markus Günthardt verteidigte die Entscheidung sowohl in diesem Fall als auch im Fall von Maria Scharapowa. „Natürlich ist es schade, dass Jule nicht dabei ist“, sagte er. „Sie hat aber in der Vergangenheit schon Wildcards bekommen und kann sich nicht beklagen.“

Fest steht, dass die deutsche Mannschaft nach dem Erfolg vom Wochenende auch 2018 im Fed Cup in der Weltgruppe spielen wird. Wie diese Weltgruppe dann aussehen wird, das wird man allerdings erst im Sommer wissen. Bei der Generalversammlung des Internationalen Tennis-Verbandes (ITF) vom 1. bis 4. August in Ho-Chi-Minh-Stadt (Vietnam) geht unter anderem um Reformen der großen Mannschafts-Wettbewerbe Davis Cup und Fed Cup, im speziellen Fall der Frauen um eine Aufstockung von acht auf 16 Mannschaften. Dieser Plan wird von vielen Nationen unterstützt und auch Barbara Rittner redet seit Jahren davon, dieser Schritt sei überfällig. Kritisch hingegen wird das vom ITF-Präsidenten David Haggerty verkündete Vorhaben gesehen, das Halbfinale und Finale im Rahmen eines so genannten Final-Four-Endrundenturniers an einem neutralen Ort zu organisieren. „Bei Final Four entsteht keine solche Euphorie wie hier“, sagte Rittner.

Tennis-Ikone Ilie Nastase (70) ist aufgrund seines Fehlverhaltens im Rahmen des Fed-Cup-Duells zwischen Rumänien und Großbritannien vorläufig gesperrt worden. Der rumänische Teamkapitän soll die Spielerin Johanna Konta und dann auch den Schiedsrichter beleidigt haben. Zuvor hatte die ITF bereits mit Ermittlungen wegen vermeintlich rassistischer Äußerungen Nastases über die Schwangerschaft von Grand-Slam-Rekordgewinnerin Serena Williams begonnen.