Turin. Nach dem 3:0-Sieg von Turin hofft man in Italien auf den ersten Champions-League-Titel seit 2010

Das zerfurchte Gesicht und die roten Augen von Luis Enrique sagten schon alles. Nach dem 0:3 des FC Barcelona im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League bei Juventus überkamen den Trainer in Turin böse Erinnerungen. „Ich hatte das Gefühl, einen Alptraum wiederzuerleben“, erklärte der 46-Jährige in Anspielung auf das 0:4 im Achtelfinale bei Paris Saint-Germain.

Noch nie – auch nicht an der Seine – hatte der Coach so geknickt gewirkt. Er murmelte vor den Journalisten: „Das war traurig, das war schlimm.“ Regisseur Andrés Iniesta klagte: „Wir haben fast alles falsch gemacht.“ Barças deutscher Torwart Marc-André ter Stegen räumte nach der Pleite gegen die Elf seines Nationalteamkollegen Sami Khedira ein: „Das war eine harte Nacht.“ Die in Barcelona erscheinende Zeitung „Sport“ schrieb vom „Ende einer Ära“. Der Kader müsse sofort umgekrempelt werden.

Schafft es Juve, in der Königsklasse nach 1985 und 1996 zum dritten Mal ganz oben zu landen? Von Tiefstapelei hält Coach Massimiliano Allegri nichts: „Es gibt keinen Grund, den Enthusiasmus zu dämpfen.“ Bei der Revanche für das Finale von 2015, das Barcelona in Berlin mit 3:1 gewann, deutete sich auch eine personelle Wachablösung an. Der junge Argentinier Paulo Dybala (23) brachte den italienischen Serienmeister mit einem Doppelpack (7./22.) vor dem dritten Tor durch Giorgio Chiellini (55.) auf Kurs Halbfinale – und stellte seinen Landsmann Lionel Messi eklatant in den Schatten. „Der neue Messi“, titelte der „Corriere dello Sport“.

Als der Star des FC Barcelona 2006 seinen ersten von insgesamt vier Champions-League-Titeln gewann, saß der damals zwölfjährige Dybala noch im heimischen Córdoba vor dem Fernseher und bewunderte sein Idol. Nach dem Sieg sagte er: „Ich bin unglaublich glücklich, von diesem Moment habe ich geträumt, seit ich ein Kind bin.“ Die „Gazzetta dello Sport“ formulierte euphorisch: „Der Moment ist gekommen, Europa zu erobern.“