Hamburg. Mit neuen Ideen will die Agentur Upsolut Sports die Olympiakandidaten der Stadt besser unterstützen

Mehr teilnehmende Athleten (43), mehr gewonnene Medaillen (9) – in mehr Disziplinen (9): Die Bilanz der Hamburger Sportler bei den Olympischen Sommerspielen 2016 in Rio de Janeiro und den anschließenden Paralympics versetzte Sportsenator Andy Grote in Euphorie. „Unsere Fördermaßnahmen haben sich ausgezahlt. Das Team Hamburg ist Weltklasse“, sagte der SPD-Politiker nach seiner Rückkehr aus Brasilien.

Um 2020 in Tokio ähnliche Erfolge feiern zu können, geht die Stiftung Leistungssport (Stiftungskapital: sieben Millionen Euro/jährliche Erträge derzeit 245.000 Euro), die Dachorganisation der Hamburger Olympiamannschaft, mit einem neuen Konzept und einer neuen Vermarktungsagentur für die Spiele in Japan an den Start. Upsolut Sports (siehe auch Artikel unten) soll die finanziellen Rahmenbedingungen für die Athleten verbessern, ihnen künftig mehr Auftritte und mehr Aufmerksamkeit in der Stadt, bei Bewohnern und Unternehmen verschaffen.

Die Verträge werden voraussichtlich in der Woche nach Ostern unterschrieben. Die Vereinbarungen laufen über fünf Jahre bis 2021 und garantieren der Stiftung Leistungssport jährliche Zusatzeinnahmen von 125.000 Euro. Dazu zahlen Stadt und Stiftung jeweils 50.000 Euro für das Team Hamburg. Der Hamburger Sportbund (HSB) war Anfang des Jahres wegen fehlender Haushaltsmittel als Förderer ausgestiegen. Als Sockelbetrag stehen damit 225.000 Euro zur Verfügung, mittelfristig angestrebt ist die Ausschüttung der doppelten Summe. Im vergangenen Olympiazyklus waren es im Jahr bis zu 350.000 Euro.

Sportmanager Alexander Harms (28) ist Geschäftsführer der Stiftung, zugleich Mitarbeiter des Fachbereichs Sportwirtschaft der Handelskammer Hamburg, der 4000 Unternehmen mit 17.000 Beschäftigten vertritt. Ihm liegen 72 Bewerbungen für das Team Hamburg/Tokio vor. Der Projektbeirat mit Olympiastützpunktleiterin Ingrid Unkelbach, Marcus Troeder (Handelskammer), Niclas Hildebrand (HSB) und Lena Först (Sportamt) wird auf seiner nächsten Sitzung das Team endgültig zusammenstellen. Voraussetzungen für die Aufnahme: Mitglied in einem Bundeskader, Startrecht für einen Hamburger Verein, Trainings- und Lebensmittelpunkt in Hamburg.

Mit diesen Kriterien soll ein Fördertourismus von Bundesland zu Bundesland verhindert werden. Die Sportler, wahrscheinlich wie zuletzt um die 60, erhalten bis Ende 2018 eine monatliche Unterstützung von 250 Euro. In den letzten beiden Jahren vor Olympia (2019 und 2020) soll der Kader auf die aussichtsreichen Tokio-Kandidaten reduziert und die Zuschüsse bis auf maximal 1000 Euro im Monat erhöht werden. Ziel ist es, dass sich die Sportler ohne finanzielle Sorgen auf die Spiele vorbereiten können. Athleten in olympischen Disziplinen müssen nach Berechnungen der Stiftung Deutsche Sporthilfe mit durchschnittlich 700 Euro im Monat auskommen.

Upsolut Sports plantneue Events in der Stadt

Um Mitglied im Team Hamburg zu werden, haben die Sportler eine Athletenvereinbarung zu unterschreiben. In ihr sind Rechte und Pflichten geregelt. „Wir verlangen nicht die Abtretung der Persönlichkeitsrechte, aber dass uns die Sportler für unsere Events zur Verfügung stehen, sofern diese nicht mit ihren persönlichen Sponsoreninteressen kollidieren“, sagt Harms. Im vergangenen Jahr war es vor diesem Hintergrund zu einem Eklat gekommen.

Ein Sponsor des Teams hatte mehrere Sportler als Testimonials (Fürsprecher) für Produkte des Unternehmens in einer hauseigenen Broschüre werben lassen, bei zwei von ihnen ohne vorherige Rücksprache. Das wurde teuer. In einer außergerichtlichen Vereinbarung zahlte die Firma schließlich als Entschädigung einen mittleren fünfstelligen Betrag an die Athleten. Ähn­liche Streitigkeiten schließt Harms für die Zukunft aus. Auch weil es für alle im Idealfall mehr Geld geben soll.

„Wir wollen die Einnahmen für das Team Hamburg erheblich steigern“, sagt Agenturgründer Christian Toetzke. Der Plan: Upsolut Sports schafft neue, pfiffige Ereignisse in der Stadt und sucht Wirtschaftspartner dafür. „Wir müssen mehr Möglichkeiten, neue Veranstaltungsformen kreieren, um unsere Sportler besser in Szene zu setzen, um sie bekannter zu machen“, sagt Toetzke. Sportler und Zuschauer profitierten von dem neuartigen Angebot. Und die Stadt gewänne an sportlichem Renommee. Dadurch könnten die Zuwendungen an die Spitzenathleten gesteigert werden, was weitere nach Hamburg locken dürfte.

Was die Agentur vorhat, ist bislang nicht spruchreif. „Wir sind ja erst seit zehn Tagen am Start“, sagt Hockey-Olympiasieger Moritz Fürste. An Ideen mangele es nicht. Beispiele möglicher Aktivitäten seien ein Beachvolleyballturnier für jedermann am Elbstrand oder ein Stand-up-Paddling-Marathon auf der Alster oder Elbe. Fürste: „Wir wollen den Sport in unserer Stadt voranbringen. Das ist unser aller Ziel.“