Hamburg. HTHC-Hockeyherren gewinnen zwei Topspiele, sind aber trotzdem nicht zufrieden

An der Seitenlinie fragte einer, ob ein Kardiologe anwesend sei. Das war zwar als Scherz gemeint, doch wer Christoph Bechmann am Sonntagmittag bei seiner Arbeit zusah – und vor allem zuhörte –, der musste sich Sorgen machen um die Gesundheit des Cheftrainers. Was die von ihm betreuten Hockeyherren des Harvestehuder THC im Spitzenspiel der Feldbundesliga gegen Titelverteidiger Rot-Weiß Köln zeigten, gefiel Bechmann so wenig, dass er in einer Auszeit seinen jungen Stürmer Leon Willemsen an der Schulter packte, ihn schüttelte und das Team anschrie: „Wollt ihr nicht gewinnen, oder was?“

Doch, sie wollten. Und auch wenn nicht abschließend zu klären war, welchen Anteil die für ihren Trainer üblichen Motivationskniffe am 3:2-Sieg tatsächlich hatten, bleibt festzuhalten, dass die Schwarz-Gelben vom Voßberg nach einer torlosen ersten Halbzeit im zweiten Durchgang zwingender auftraten. Drei sehr schön herausgespielte Tore – eins von Willemsen, ausgerechnet gegen seinen Ex-Club, zwei durch Jan-Philipp Heuer – reichten, um den ersatzgeschwächten deutschen Meister, für den die Grambusch-Brüder Tom und Mats trafen, niederzukämpfen. „Einsatz und Wille haben in der zweiten Halbzeit gestimmt, deshalb bin ich zufrieden. Spielerisch war es nicht gut“, sagte ein etwas besänftigter Bechmann nach der Partie.

Weil der HTHC am Sonnabend nach Toren von Michael Körper, Anton Pöhling (je zwei), Max Cordes und Daniel von Drachenfels auch den Crefelder HTC mit 6:3 bezwungen hatte, konnte sich das Team um Kapitän Tobias Hauke über ein extrem wichtiges Sechspunkte-Wochenende freuen. Im Kampf um die Teilnahme an der Final-Four-Endrunde in Mannheim (27./28. Mai) hat der HTHC sich ein Vierpunktepolster auf Rang fünf erarbeitet. „Sechs Punkte gegen direkte Konkurrenten zu holen, das ist natürlich super. Aber wir haben noch lange nicht an unserem Leistungslimit gespielt und hatten auch ein wenig Glück damit, dass bei beiden Gegnern einige Topspieler ausgefallen sind“, sagte Nationalspieler Hauke.

Mit ein wenig mehr Glück würden die Herren des Uhlenhorster HC ebenfalls auf einem Endrundenrang stehen. Beim 4:4 am Sonnabend gegen den TSV Mannheim schaffte Spiellenker Moritz Fürste zwar erst mit einer Strafecke bei abgelaufener Spielzeit den Ausgleich, hätte aber bei konsequenter Chancenauswertung und Vermeidung der haarsträubenden Abwehrfehler gewinnen müssen. Beim 3:3 tags darauf gegen den Mannheimer HC verspielte die Auswahl von Cheftrainer Kais al Saadi eine Zweitoreführung. „Zwei Punkte aus den ersten vier Rückrundenspielen reichen uns bei unseren Ambitionen nicht, aber wir haben uns an diesem Wochenende stabilisiert“, sagte al Saadi.

UHC-Damen verlieren Topspiel und holen neue Torhüterin

Die Damen des UHC, als Titelverteidiger auch in dieser Spielzeit wieder Topfavorit, sind von ihrer Bestform auch noch ein Stück weit entfernt. Zwar feierte beim 6:2-Sieg über Rüsselsheim am Sonnabend Nationalstürmerin Eileen Hoffmann nach Kreuzbandriss ihr Comeback, das Topspiel gegen Tabellenführer Mannheimer HC ging am Sonntag dennoch mit 1:2 verloren. Immerhin konnte Cheftrainer Claas Henkel Ersatz für Ex-Nationaltorhüterin Yvonne Frank vermelden, die ihre Karriere im Sommer beendet. U-21-Auswahlkeeperin Noelle Rother wird nach zweijährigem US-Aufenthalt nicht zum Großflottbeker THGC zurückkehren, sondern zum UHC wechseln. „Noelle kann die Ära nach Yvonne beim UHC und im Nationalteam prägen“, glaubt Henkel. Ein wichtiger Sieg gelang den Damen des Clubs an der Alster, die mit dem 4:2 gegen Düsseldorf den direkten Verfolger im Kampf um Platz vier auf Abstand hielten.