Hamburg. Hindernisse nur mit den Fähigkeiten des eigenen Körpers überwinden. Mitmachen kann im Oberhafenquartier jeder.

Auf einem alten Sessel, vorne in einer Ecke der Halle, sitzt Sebastian Ploog (31), Vorstandsvorsitzender und Mitbegründer der Parkour Cre­ation e. V. Während im Minutentakt Kinder mit ihren Eltern in die Halle im Oberhafenquartier strömen, blickt Ploog ungläubig zum Eingangstor. „Mit so einer Resonanz haben wir nicht gerechnet“, sagt er und entschuldigt sich für einen Moment. „Ich gehe meinen Kollegen mal eben am Empfang helfen, sonst werden wir hier noch überlaufen.“

Die Kick-off-Veranstaltung in der kühlen, zu den Seiten offenen Halle, die früher ein Teil des alten Güterbahnhofs südlich der Deichtorhallen war, ist unerwartet gut besucht. Heute ist sie ein Ort für Turnverrückte – Parkoursportler, um genau zu sein. In Norddeutschlands erster Sportstätte rund um Parkoursport, die den simplen Namen „Die Halle“ verliehen bekam, geht es darum, Hindernisse nur mit den Fähigkeiten des eigenen Körpers zu überwinden.

Treppen und Geländer als Sprungbretter

Traceure, wie die korrekte Bezeichnung der Sportler lautet, üben den Hindernislauf normalerweise in der urbanen Umgebung aus. Treppen, Mauern und Geländer dienen als Sprungbretter für akrobatische Manöver. Die Stadt wird zum Trainingsort, Hürden werden zu Wegen, Begrenzungen zu Möglichkeiten.

Im Inneren der 800 Quadratmeter großen Halle stehen 2,50 Meter hohe Holzkästen, daneben liegen blaue Matten, die man von früher aus dem Sportunterricht kennt. Matti Lung (19) sitzt mit einem Akkuschrauber bewaffnet auf dem Hallenboden und schraubt drei Hölzer zusammen, während wenige Meter hinter ihm die ersten Kids ihre Turnkünste testen. „Das wird ein Präzisionsholz“, sagt er. Nach der Fertigstellung dient es als Aufsprungziel, um das Landen und richtige Aufkommen auf unebenen Untergründen zu üben.

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Mit Felix Bornemann, Ben Galinat und Joe Hofmann gründete Ploog 2014 den gemeinnützigen Verein. „Parkour ist eine rasant wachsende Extremsportart. Die Community in Hamburg ist größer, als man denkt“, sagt der 31-Jährige, der während der Pre-Openings im vergangenen Jahr 3000 Anmeldungen annahm. Matten und Geräte sind gespendet. Auf den selbst gebauten Holzkästen werden Sprünge geübt – Sicherheitstraining, bevor man das Gelernte im Freien ausführt.

Die Halle entdeckten sie nach einer Ausschreibung der Hamburger Kreativgesellschaft, ein Tochterunternehmen der Stadt Hamburg. Viele Initiatoren bewarben sich. Der Verein bekam den Zuschlag. Nun warten die Gründer und ihre zahlreichen freiwilligen Helfer darauf, dass die Stadt die Renovierungsarbeiten an der Halle beendet. Bisher fehlen unter anderem Sanitäranlagen.

Nominiert für Integrationspreis

Die angebotenen Kurse, offizielle Eröffnung ist im Sommer, richten sich auch an geflüchtete und sozial benachteiligte Menschen. „Aber wir haben keine Kurse extra für Geflüchtete. Bei uns sind alle gleich“, sagt Ploog. Für diese Arbeit ist der Verein für den Integrationspreis der Hertie Stiftung nominiert. Geknüpft ist der Preis (100.000 Euro) an ein Crowdfunding (www.startnext.com/diehallehamburg), an dem 40 soziale Bewerber teilnehmen. Die 20 Projekte, die bis zum 11. April die meisten Unterstützer gefunden haben, erhalten die Chance auf den Preis.

Informationen: Adresse: Stockmeyerstraße 43, Hamburg; Internet: www.diehalle.hamburg

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