Trittau/Düren. Die dänischen Zahnärzte Kim und Sabina Persson haben den Club in der Bundesliga auf Tabellenplatz vier geführt

Der Anruf aus München rettete Sabina Kallan-Persson am späten Sonntagnachmittag dann doch noch das lange Wochenende. Konkurrent Union Lüdinghausen hatte nur 4:3 beim Tabellenvorletzten TSV Neuhausen-Nymphenburg gewonnen und den TSV Trittau in der Abschlusstabelle der Badminton-Bundesliga nicht mehr überflügeln können. Trotz zwei 1:6-Niederlagen am Sonnabend in heimischer Halle gegen Vorrundensieger TV Refrath und am Sonntag 500 Kilometer weiter westlich beim Tabellendritten 1. BC Düren bleiben die Trittauer damit Vierter und haben im Play-off-Spiel um den Einzug ins Halbfinale am 9. April Heimrecht – gegen Lüdinghausen. Das ist der bisher größte Erfolg der Vereinsgeschichte. Nach dem Erstligaaufstieg 2013 war die Mannschaft dreimal Siebter geworden.

Weil beide Punktspiele gegen Lüdinghausen gewonnen wurden, 5:2 zu Hause, 4:3 in Nordrhein-Westfalen, rechnen sich die Trittauer jetzt berechtigte Chancen aus, auch noch die Runde der letzten vier zu erreichen. Gegner wäre dort wieder Refrath. Und dass sie – auch ohne ihren verhinderten polnischen Spitzenspieler Milosz Bochat (21) – gegen die derzeit beste Bundesligamannschaft bestehen könnten, bewies das Team vor 220 Zuschauern in der Sporthalle des örtlichen Gymnasiums, darunter wieder Bürgermeister Oliver Mesch. Zwei der sieben spannenden Matches wurden erst im fünften Satz entschieden, und auch im hochklassigen Damendoppel konnten Kilasu Ostermeyer/Iris Tabeling dem in der Bundesliga noch ungeschlagenen europäischen Spitzenduo Carla Nelte/Chloe Magee vier Sätze lang Gegenwehr leisten. Im vierten Durchgang vergaben sie drei Satzbälle, die ihnen die Möglichkeit zu einem Überraschungserfolg weiter offen gehalten hätten. „Schade, schade. Das war unser bestes Spiel in dieser Saison“, meinte die Niederländerin Tabeling (25).

Der eigentliche Kraftakt findet in Trittau aber regelmäßig außerhalb des Spielfeldes statt. „Die Finanzierung der Bundesliga und unserer Zweiten Bundesliga Nord ist jedes Jahr eine neue Herausforderung“, sagt Abteilungsleiterin Kallan-Persson. Rund 45.000 Euro kostet der Spielbetrieb, das meiste Geld geht fürs Reisen drauf. Die Spielerhonorare der Konkurrenz, bis zu 2000 Euro pro Einsatz, können sich die Trittauer nicht annähernd leisten. Den Fußballern des TSV stehen da als 13. der Kreisliga Storman/Lauenburg mehr Mittel zur Verfügung als den erstklassigen Badmintonspielern. Klagen will Kallan-Persson darüber nicht, „wir müssen eben weiter Überzeugungsarbeit leisten“, sagt sie. Der aktuelle Erfolg könnte dabei helfen.

Badminton, eine der anstrengendsten Schlagsportarten, wäre auf hohem Niveau ohne Sabina Kallan-Persson und ihren Mann Kim in Trittau nicht möglich. 1984 zogen die beiden Dänen aus Kopenhagen nach Schleswig-Holstein, weil dort Zahnärzte gesucht wurden. Nebenbei bauten sie eine schlagkräftige Abteilung auf, Kallan-Persson war 22 Jahre lang Jugendwartin, seit 2007 Sportwartin. 2016 übernahm sie von ihrem Mann die Abteilungsleitung. Die sechs Kinder der Perssons spielen ebenfalls Badminton, Jonathan (22) und Nikolaj (26) bei Trittau in der Bundesliga. Als wenn die ehrenamtliche Arbeit nicht genug wäre, die Perssons unterstützen das Team auch finanziell. Zudem haben sie gerade die 20 Jahre alte Indonesierin Priskila Siahaya bei sich zu Hause aufgenommen, die gegen Refrath das Dameneinzel in fünf Sätzen gegen die Irin Magge knapp verlor. Siahaya besucht seit einem halben Jahr in Trittau Deutschkurse, soll danach bei den Perssons eine Ausbildung zur Zahnarzthelferin starten – wenn die Ausländerbehörde mitspielt.

Was in Trittau fehlt, sind bessere Trainingszeiten – und gute Trainer. Die Zusammenarbeit mit dem Bundesstützpunkt Badminton am Hamburger Alten Teichweg in Dulsberg hat bisher die Erwartungen von Kallan-Persson nicht erfüllt: „Da gibt es Potenzial. Wir haben die Spieler, der Stützpunkt die Trainer. Da müsste doch was gehen.“ Die diesjährigen Erfolge haben beim TSV Trittau schließlich Lust auf mehr geweckt.