Hamburg. Basketballclubs droht Klage gegen aktuelle Regelung. Towers reagieren entspannt

Während die Hamburg Towers am Sonnabend beim Tabellenzweiten Crailsheim Merlins mit dem 14. Saisonsieg ihre letzte Chance auf eine Teilnahme an den Play-offs im April wahrnehmen wollen, berät 250 Kilometer weiter nördlich in Gießen die Zweite Basketballbundesliga über ihre Zukunft. Die seit Jahren geltende und bewährte Ausländerreglung in den Klassen ProA und ProB steht plötzlich auf der Kippe.

Die Panthers Schwenningen, Meister der Regionalliga Südwest und damit Aufsteiger in die (drittklassige) ProB Süd, drohen mit Klage, falls weiter in der ProB mindestens drei und in der ProA mindestens zwei deutsche Spieler ständig auf dem Feld stehen müssen. Ihr berechtigtes Argument: Diese freiwillige Vereinbarung verstoße gegen EU-Recht, die freie Wahl des Arbeitsplatzes innerhalb der Union. Der Hintergrund: In Schwenningen stehen momentan nur zwei Deutsche im Kader, dagegen vier Slowenen, zwei Bulgaren, ein Litauer, ein Ungar und ein US-Amerikaner. Die Suche nach einem Kompromiss zwischen dem Verein und dem Ligaverband in Köln blieb bisher ergebnislos.

Mit der aktuellen Regelung wollten die 40 Clubs der Zweiten Basketballbundesliga, 16 in der ProA, 24 in der zweigeteilten ProB, einheimischen Talenten mehr Spielmöglichkeiten geben, sie an höhere Aufgaben heranführen. In der Vergangenheit musste der Nachwuchs oft Platz preiswerten Ausländern machen. Diese Praxis wollte die „Junge Liga“, wie sich der Zusammenschluss der beiden Spielklassen seit zehn Jahren nennt, erschweren.

„Was wir am Sonnabend beschließen werden, ist noch völlig offen“, sagt Towers-Sportchef Marvin Willoughby (39). Denkbar sei, die Ausländerbestimmungen nur in der ProB anzupassen, es aber in der ProA beim Status quo zu belassen. Das würde die Lösung der Pro­blematik wahrscheinlich nur verschieben. Irgendwann dürfte auch die Erste Bundesliga (BBL) betroffen sein, die in gewählter Selbstbeschränkung derzeit nur sechs Nichtdeutsche im Kader gestattet. „Egal, welche Regelung auch kommt, die Towers werden ihre Philosophie nicht ändern, weiter bevorzugt deutsche Spieler mit Perspektive verpflichten. Bei denen haben wir uns in den vergangenen drei Jahren einen guten Namen gemacht. Sie wissen, dass sie bei uns fair und fürsorglich behandelt werden“, sagt Sportchef Willoughby. Beim Tabellenelften der ProA stehen derzeit zwölf Deutsche und drei US-Amerikaner unter Vertrag, in keinem anderen Team der Zweiten Basketballbundesliga spielen weniger Ausländer.

Fallen die bestehenden Regularien, sollten die Hamburger davon profitieren: Die Preise für deutsche Basketballer dürften dann aufgrund des gestiegenen Spielerangebots sinken. Andererseits könnte die Zweite Bundesliga ProA noch mal an Qualität gewinnen. Was wohl auch für die Towers teurer würde, wenn sie in den nächsten Jahren – wie angekündigt – in die BBL aufsteigen wollen.

„Eine Entscheidung muss jetzt schnell her, sonst können wir für die nächste Saison nicht vernünftig planen“, sagt Willoughby. Die Towers wollen mit mindestens sechs Spielern des aktuellen 15-Mann-Kaders in die neue Serie gehen, möglichst alle Talente sollen im Verein gehalten werden.