Hannover. Zweitligist trennt sich von Trainer Stendel – Diskussion um unwürdige Entlassung

Horst Heldt muss lachen. „Ja“, sagt er dann, „so wird ein Benefizspiel plötzlich zum medialen Ereignis.“ Am Donnerstag empfängt der Zweitligist Hannover 96 in Freundschaft den Bundesligisten FC Schalke 04, und durch eine aktuelle Personal-Entscheidung des neuen Hannoveraner und früheren Schalker Managers erscheint dieser Test in einem anderen Licht. Denn nicht nur Heldt wird viele alte Bekannte treffen, sondern auch der neue 96-Trainer: André Breitenreiter ist der Nachfolger von Daniel Stendel.

Dass seine Wahl auf Breitenreiter fiel, war keine Selbstverständlichkeit. Gemeinsam ist beiden, dass sie ihre Arbeit auf Schalke nach der vergangenen Saison beenden mussten. Doch den Nachweis, dass sie ein ideales Führungsduo bilden, müssen sie erst erbringen. Breitenreiter war oft eigene Wege gegangen, vor allem, nachdem Heldts Demission vorzeitig vom Schalker Aufsichtsrat verkündet worden war.

„Wir haben uns ausgesprochen und die Vergangenheit gemeinsam aufgearbeitet“, erklärt Heldt dieser Zeitung. „Wir haben beide Fehler gemacht, aber wir hatten auf Schalke auch beide keine leichte Rolle. Das war der Gesamtsituation geschuldet.“

Persönliche Befindlichkeiten will Heldt ohnehin grundsätzlich nicht überbewerten, Professionalität geht bei ihm vor. Er betont, dass bei jedem Trainerwechsel, den er als Manager in Stuttgart, in Schalke und nun in Hannover vorgenommen habe, dies die wichtigste Frage gewesen sei: „Welche Lösung ist die beste für den Verein?“

Ein Vorteil: An Breitenreiter heftet Stallgeruch. Der 43-Jährige nennt sich selbst „waschechter Hannoveraner“, er wohnt nur 20 Kilometer vom Stadion entfernt und fühlt sich heimisch in dem Club, für den er von 1991 bis 1994 spielte und zu dessen DFB-Pokalsiegerteam er 1992 gehörte. „Wir müssen wie eine Familie funktionieren“, forderte er und betonte: „Für mich ist das hier eine Herzensangelegenheit,

Heldt versuchte bei der Präsentation, den Eindruck zu widerlegen, die Trennung von Stendel sei unwürdig verlaufen und die offizielle Bekanntgabe des Trainerwechsels unnötig hinausgezögert worden. Zuerst hätte „Klarheit in allen Bereichen“ herrschen müssen, erklärte Heldt. Das höchste Hindernis war, dass Breitenreiter noch bis zum 30. Juni 2017 beim FC Schalke 04 unter Vertrag stand, der am Sonntag ein Bundesligaspiel bei Mainz 05 zu bestreiten hatte. Deshalb konnte Heldt bei seinem Schalker Nachfolger Christian Heidel erst am späten Sonntagabend darum bitten, Breitenreiter für Hannover 96 freizugeben.