Hamburg. Für den verletzten Bayern-Torhüter rückt Trapp nach. Gegen England und Aserbaidschan muss Löw nun eine neue Nummer eins finden.

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft startet ohne Manuel Neuer ins Länderspieljahr 2017. Der Welttorhüter von Rekordmeister Bayern München sagte seine Teilnahme am Länderspiel gegen England am Mittwoch (20.45 Uhr/ARD) in Dortmund und das WM-Qualifikationsspiel am Sonntag (18 Uhr/RTL) in Baku gegen Aserbaidschan wegen Wadenproblemen ab. Bundestrainer Joachim Löw nominierte Kevin Trapp vom französischen Meister Paris St. Germain nach. Das teilte der DFB am Montag mit.

Trapp hat bisher noch kein Länderspiel bestritten. Bernd Leno (Bayer Leverkusen) und Marc-André ter Stegen (FC Barcelona) sind die weiteren Torhüter im Aufgebot von Löw.

Löw ist "wieder hungrig"

Nach 125 Tagen Nationalmannschafts-Pause hat der Bundestrainer den Treffpunkt zum Auftakt des Länderspieljahres gnädig erst für 22 Uhr am Montagabend in der Sportschule Kaiserau in Kamen angesetzt. Doch mit der Ruhe ist es schnell vorbei. Bereits im Perspektivjahr 2017 fordert der Bundestrainer von seinen Profis die Fokussierung auf das große Ziel: Die erfolgreiche Titelverteidigung bei der WM 2018 in Russland.

"Wir sind wieder hungrig", sagte Löw vor dem Länderspiel-Klassiker gegen England und dem Pflichtspiel gegen Aserbaidschan: "Wir möchten 2018 den Titel gewinnen: So lautet das klare Ziel."

Abschiedsspiel für Podolski

Auf dieses Ziel schwört Löw seinen Kader in dieser Woche ein - mit einer Ausnahme: Lukas Podolski bestreitet gegen das Mutterland des Fußballs sein 130. und letztes Länderspiel. "Vom zweijährigen polnischen Jungen, der quasi nur mit einem Ball unter dem Arm nach Deutschland kam, zum Weltmeister - das ist mehr, als ich mir erträumen konnte", sagte der 31-Jährige.

Ein Abschied mit Tränen scheint programmiert, seine langjährigen Mitspieler verneigten sich schon einmal vor dem kölsche Jung. "Poldi ist in ganz Fußball-Deutschland als Person und Persönlichkeit hoch angesehen", sagte Mats Hummels: "Es wird mit Sicherheit ähnlich emotional wie bei Schweini in Gladbach."

Großer Vorschusslorbeer für Werner

Podolski geht, Timo Werner kommt. Der Leipziger steht als einziger Debütant im Aufgebot und könnte damit als 87. Spieler in der Ära Löw seinen Einstand in der Nationalmannschaft geben. Löw bescheinigt dem torgefährlichsten deutschen Stürmer der Bundesliga (14 Treffer) das "Potenzial zur Weltklasse".

Werner ist einer der Kandidaten, die Löw im Kopf hat, wenn er sagt, es gehe im Jahr des Confed Cups (17. Juni bis 2. Juli) darum, "sukzessive weitere hoffnungsvolle Spieler an das nächste Level heranzuführen". Bereits 15 Monate vor WM-Beginn ordnet Löw dem großen Traum vom Titel 2018 alles unter. "Das Grundgerüst steht", sagte der 57-Jährige zuletzt im kicker-Interview. Es geht nun darum, das System zu verfeinern, weitere Optionen zu testen.

Das Prestigeduell mit England bietet dafür eine gute Möglichkeit auf hohem Level. "Spiele gegen England sind immer etwas Besonderes. Bei den Fans rufen solche Paarungen natürlich Erinnerungen hervor", sagte Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff. Bei der DFB-Auswahl aber auch schlechte: Der letzte Heimsieg gegen den Weltmeister von 1966 gelang vor 30 Jahren in Düsseldorf.

Müller betont hohen sportlichen Wert

Thomas Müller betonte derweil den sportlichen Wert der Begegnung. "Beide Spiele sind wichtig, auch wenn das erste nur ein Testspiel ist", sagte der Offensivspieler. Sportlich bedeutender ist aber das WM-Qualifikationsspiel in Baku. Die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) führt die Quali-Gruppe C souverän mit fünf Punkten Vorsprung auf Norwegen und Aserbaidschan an.

"Unser Ziel ist es, das Ticket für die WM so früh wie möglich zu lösen. Dabei sind wir bislang auf einem sehr guten Weg – und diesen wollen wir nicht verlassen", sagte Löw, der sein Team in der Favoritenrolle sieht: "Wenn wir spielen, was wir können, werden wir die Partie gewinnen."

Manuel Neuer lässt ebenfalls keine Zweifel daran, dass der EM-Halbfinalist den fünften Sieg im fünften Qualispiel (16:0 Tore) anstrebt. "Wir haben eine weiße Weste, und da wollen wir weitermachen", sagte der nun allerdings abstinente Torhüter.

Gegen England winkt ein Rekord

Gegen England winkt zuvor zudem ein Rekord. Seit dem Aus im EM-Halbfinale gegen Gastgeber Frankreich (0:2) blieb die Nationalmannschaft in sechs Spielen ohne Gegentor. Dies war zuvor nur 1966 gelungen. Sieben Spiele ohne Gegentreffer wären eine Bestmarke.

Zumindest Michail Antonio wird daran auch nicht weiter rütteln können. Der Stürmer von West Ham United fehlte am Montag beim Treffen des nun 25-köpfigen englischen Kaders aufgrund einer am Wochenende erlittenen Oberschenkelverletzung.

Teammanager Gareth Southgate verzichtete vor dem Abflug nach Deutschland am Dienstag auf eine Nachnominierung. Antonio wird auch beim WM-Qualifikationsspiel gegen Litauen im Londoner Wembleystadion am Sonntag fehlen.