Hamburg. In Hamburg wird vom 22. bis 27. August das stärkste Beachvolleyball-Turnier des Jahres ausgetragen

Die Entscheidung sei für ihn letztlich alternativlos gewesen, sagt Hannes Jagerhofer. Er habe sich nur die Frage stellen müssen, bei welchem Beachvolleyballturnier er im vergangenen Jahr die stärkste Gänsehaut bekommen habe, „und da fiel mir sofort Hamburg ein, dieses hoch emotionale Endspiel mit Laura Ludwig und Kira Walkenhorst“. Der aufgerichteten Körperbehaarung an Armen und Beinen des 55 Jahre alten Österreichers, Chef der weltweiten Major-Serie, sei also Dank: Im Tennisstadion am Rothenbaum wird in der letzten Woche der hiesigen Sommerferien vom 22. bis 27. August das Finale der diesjährigen Beachvolleyball-Weltserie gespielt.

Ursprünglich sollte das Hamburger Turnier wie im vergangenen Juni eines von fünf Major-Events werden, zwei Wochen früher stattfinden, direkt nach den Weltmeisterschaften in Wien (28. Juli bis 6. August). Jetzt folgte die Aufwertung, der Ritterschlag. Im Tourfinale wird das Preisgeld von 600.000 auf 800.000 US-Dollar aufgestockt, 100.000 Dollar für die Sieger – und nur die Top acht der Weltrangliste bei Frauen und Männern dürfen teilnehmen, aber wie bei Olympia nicht mehr als zwei Teams pro Nation. Dazu werden vier Wildcards vergeben. Hamburg wird damit das stärkste Beachvolleyball-Turnier des Jahres, Klasse statt Masse, stärker noch als die WM.

Hamburgs Sportsenator Andy Grote (SPD) fühlt sich damit in seiner Entscheidung bestätigt, die etwa 2,5 Millionen Euro teure Veranstaltung „auch oberhalb der üblichen Dimension“ ein weiteres Mal zu unterstützen. Hatte die Stadt im vergangenen Jahr noch eine Ausfallbürgschaft von rund einer Million Euro zur Verfügung gestellt, sind es diesmal 800.000 Euro. Organisator Frank Mackerodt (53) hatte 2016 allerdings nicht die gesamte Summe in Anspruch genommen, was bei Sportveranstaltern kaum vorkommt, sondern nur rund 850.000 Euro. „Nach dem Erfolg im Juni, bei der Begeisterung der Hamburger für dieses Turnier, konnten wir uns eine Fortsetzung nicht entgehen lassen“, sagte Grote. Erste Kontakte hatte er mit Jagerhofer im August während der Olympischen Sommerspiele in Rio geknüpft.

Weil das Teilnehmerfeld weit kleiner als 2016 ist, wird am Rothenbaum diesmal nur auf dem Centre-Court und am Nachmittag auf dem benachbarten Court eins gepritscht und gebaggert. Auf dem Hauptplatz soll am Mittwoch, Donnerstag und Freitag bis 22 Uhr gespielt werden. Der Eintritt ist wie immer beim Beachvolleyball frei. Am Wochenende zuvor (18. bis 20. August) gastiert die nationale Smart-Beach-Tour mit einem Supercup (Preisgeld: 40.000 Euro) am Rothenbaum.

An das Turnier im vergangenen Juni haben vor allem die Hamburger Beachvolleyballer beste Erinnerungen. Markus Böckermann/Lars Flüggen (damals Club an der Alster, jetzt HSV) qualifizierten sich hier für Olympia, das HSV-Duo Laura Ludwig/Kira Walkenhost begann am Rothenbaum seine Siegesserie, die im Gewinn der olympischen Goldmedaille gipfelte und ihre Fortsetzung mit dem Triumph im September beim Welttourfinale in Toronto (Kanada) fand. Entsprechend freudig reagierten sie im Trainingslager auf Teneriffa auf die Nachricht, ihren Titel in Hamburg verteidigen zu können: „Das ist großartig. Das Publikum hat uns damals fantastisch unterstützt, uns zum Sieg gepusht.“ 9000 Zuschauer füllten im Finale beim 2:1-Sieg gegen die brasilianischen Weltmeisterinnen Agatha Bednarczuk Rippel/Barbara Seixas die Tribünen und erzeugten eine großartige Stimmung. Wie Jagerhofer schon sagte: Gänsehautfeeling!

Frauen-Nationalteams wollen nicht in Hamburg trainieren

Etwas andere Gefühle kommen dagegen bei Sportsenator Grote auf, weil zwei der besten deutschen Frauenteams nicht am neuen Bundesstützpunkt am Hamburger Alten Teichweg trainieren wollen. Hamburg beteiligt sich schließlich an der Finanzierung der Bundestrainerstellen. Die Stuttgarterinnen Chantal Laboureur/Julia Sude und Margareta Kozuch/Karla Borger (Mailand/Stuttgart) pochen weiter auf eine Lösung, wie sie der Deutsche Volleyballverband Ludwig/Walkenhorst seit 2013 zugesteht. Die Hamburgerinnen dürfen abseits der Verbandsstrukturen mit ihrem eigenen Team arbeiten. Am Wochenende soll nun eine Entscheidung fallen. Die dürfte wie folgt aussehen: Die aktuellen Weltranglistenvierten Laboureur/Sude erhalten den Status eines Nationalteams, Beach-Neuling Kozuch, eine gebürtige Hamburgerin, und Borger müssen auf ihn – und damit 25.000 Euro Reisekostenzuschüsse – vorerst verzichten.