Hamburg. Der heftig kritisierte Zweitligist kontert nach der Stellungnahme von Andreas Rettig

Es hat lange gedauert, länger als 24 Stunden, aber schließlich konnten sie bei 1860 München dem starken inneren Drang nach Rechtfertigung und einer Antwort doch nicht widerstehen. „Die Löwen sind über den Stil des FC St. Pauli höchst erstaunt“, teilte der Verein am späten Montagabend also mit: „Solch ein Interview auf den vereinseigenen Medien zu veröffentlichen, zeugt weder von kollegialem Umgang noch von gegenseitigem Respekt.“

St. Paulis Geschäftsführer Andreas Rettig hatte sich nach zahlreichen Vorkommnissen bei den Münchnern öffentlich geäußert (das Abendblatt berichtete) und das Fazit gezogen: „Wenn auf dem Altar des vielen Geldes Meinungsfreiheit und respektvoller Umgang mit Mitarbeitern, Medien und anderen Clubs auf der Strecke bleiben, dann gute Nacht, Fußballdeutschland.“

Die Diskussionen um die Umgangsformen bei dem Traditionsclub, in den der jordanische Investor Hasan Ismaik seit 2011 rund 60 Millionen Euro gesteckt hat und das Geschehen bestimmt, hat damit an Schärfe zugenommen. Der Deutsche Journalisten-Verband und der Verein Münchner Sportjournalisten haben das Frageverbot und den Entzug von Jahresakkreditierungen für einzelne Sportjournalisten bereits scharf kritisiert. Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) wies in einer in Dipolmatensprache verfassten Stellungnahme am Montag zwar auf das Hausrecht der Münchner hin, erklärte aber: Auch bei kritischer Berichterstattung sollte ein professionelles Miteinander von Clubs und Medien „nicht in Frage gestellt werden.“

1860 München hat sich im Disput mit dem FC St. Pauli nun angeblich direkt an die Hamburger gewandt. „Die unterschiedlichen Auffassungen beider Clubs sind kein Thema für die Medien.“ Weitere Details gab es nicht. Auch Ismaik, der sich sonst regelmäßig unter dem Profilnamen „Ismaik1860" bei Facebook äußert („Einmal Löwe, immer Löwe“), blieb verstummt. Der FC St. Pauli nahm zu dem Thema ebenfalls keine Stellung mehr. Dazu, dass die Münchner nun öffentlich Respekt einfordern, fällt am Millerntor wahrscheinlich ohnehin niemandem etwas ein.

Mittelfeldspieler Mats Möller Daehli wurde von Norwegens Nationaltrainer Lars Lagerbäck in das vorläufige Aufgebot für das WM-Qualifikationsspiel am 26. März gegen Nordirland berufen.