Biathletin Laura Dahlmeier siegt auch in der Olympia-Gastgeberstadt für 2018 – nordische Ski-WM großer Erfolg für Deutschland

Olympia kann kommen. Den finalen Akt einer perfekten Staffelsaison bejubelte Biathlon-Königin Laura Dahlmeier als Edelfan. Während sich ihre Teamkolleginnen beim Weltcup in Pyeongchang für den fünften Staffelsieg im fünften Rennen feiern ließen, stand die fünffache Weltmeisterin dick eingepackt ausnahmsweise mal nicht auf dem Podest – weil sie auf einen Start verzichtet hatte und ihre Kräfte für Großtaten im kommenden Jahr aufsparte. Bei einem Besuch des Woljeongsa-Tempels schrieb die 23-Jährige auf einen Ziegel ihren innigsten Wunsch für die Olympischen Winterspiele 2018, die in Südkorea stattfinden werden: „Go for Gold!“

Doch auch ohne die Überfliegerin aus Garmisch-Partenkirchen, die am Sonnabend das Verfolgungsrennen über 10 Kilometer gewonnen hatte, war das Quartett des Deutschen Skiverbandes (DSV) wie immer in diesem Winter nicht zu schlagen. Nadine Horchler (Willingen), Maren Hammerschmidt (Winterberg), Denise Herrmann (Oberwiesenthal) und Franziska Hildebrand (Clausthal-Zellerfeld) gewannen trotz einer Strafrunde über 4x6 km vor Norwegen (+22,8 Sekunden) und Tschechien (+22,9). Fünf Siege in fünf Rennen hatten deutsche Biathletinnen zuletzt im Winter 2007/08 geschafft.

Extrameter mussten zum Abschluss der vorolympischen Wettkämpfe auch die Männer in Person von Sprintweltmeister Benedikt Doll (Breitnau) drehen. Da zuvor auch Startläufer Erik Lesser (Frankenhain) und Neuling Roman Rees (Freiburg) sowie nach Doll Arnd Peiffer (Clausthal-Zellerfeld) mehrfach patzten, war der Kontakt zur Spitze nur auf der ersten Runde gegeben.

„Ich habe keine Ahnung, warum das nicht geklappt hat. Wahrscheinlich war der Anschlag nicht ganz sauber. Da liegt man dann am Schießstand und ist recht machtlos“, sagte Pechvogel Doll. Insgesamt benötigten die Deutschen 14 Nachlader – das reichte beim Sieg von Vizeweltmeister Frankreich nur zum sechsten Platz. Im Ziel betrug der Rückstand folgerichtig 1:39,3 Minuten.

Zufriedener Verband, glückliche Athleten. Der Deutsche Skiverband (DSV) hat ein ausgesprochen positives Fazit der Nordischen WM in Lahti gezogen. „Das Ergebnis ist hervorragend. Der Großteil der Mannschaft hat hier seine Bestleistung abgerufen, das ist nicht selbstverständlich“, sagte DSV-Sportdirektorin Karin Orgeldinger am Sonntag nach Abschluss der Titelkämpfe in Finnland, wo das DSV-Team mit sechs Goldmedaillen einen deutschen WM-Rekord aufgestellt und im Medaillenspiegel Platz zwei hinter Norwegen belegt hatte. Insgesamt holten deutsche Athleten elf Medaillen.

Besonders die Kombinierer um Vierfachweltmeister Johannes Rydzek (Oberstdorf) überragten. „Dass wir dort in allen Wettbewerben Gold gewinnen, war nicht vorherzusehen. Das ist etwas Historisches, was so schnell nicht wiederholbar ist“, sagte Orgeldinger. Lob gab es auch für die Skispringer, die am Sonnabend zum Abschluss im Teamwettbewerb nach einem vom Wind verwehten „Sturzflug“ des Willingers Stephan Leyhe hinter Polen, Norwegen und Österreich nur Platz vier belegten. „Auch ohne Severin Freund waren wir fast breiter aufgestellt als zuletzt“, sagte Orgeldinger über die Einzelmedaillen durch Andreas Wellinger (zweimal Silber) und Markus Eisenbichler (Bronze). Auch die beiden WM-Titel von Carina Vogt (Degenfeld) in Einzel und Mixed seien „so nicht zu erwarten“ gewesen.

Im Skilanglauf stehe das Team trotz der medaillenlosen WM „da, wo wir wollen“, sagte Orgeldinger, die auf die Erfolge der jungen Athletinnen wie Katharina Hennig (Oberwiesenthal) und Victoria Carl (Zella-Mehlis) hinwies. Gleichzeitig warnte Orgeldinger vor zu hohen Erwartungen für die Olympischen Spiele 2018 in Pyeongchang. „Wir wissen, dass wir ein hohes Potenzial haben. Aber dieses WM-Ergebnis auf Olympia zu projizieren, wäre falsch. Da müssen wir dämpfen.“

Jahrhundertmensch zweifelt. Mit seinem sechsten Triumph im Gesamtweltcup hatte Marcel Hirscher gerade erst „ganz Österreich stolz gemacht“, wie Bundeskanzler Christian Kern meinte, da versetzte er der Skination einen Schock. „Es gibt zwei Möglichkeiten: aufzuhören oder mich auf die Olympischen Spiele vorzubereiten“, sagte der größte alpine Skirennläufer seiner Generation nach seinem 44. Weltcupsieg im slowenischen Kranjska Gora.

Peter Schröcksnadel, Präsident des Österreichischen Skiverbandes (ÖSV), musste tief durchatmen, als er das hörte. „Ich hoffe, dass er bei Olympia noch mitfährt“, sagte er. Denn Gold bei Winterspielen fehlt Hirscher noch. Am Wochenende sicherte sich der 28-Jährige zwei weitere kleine Kristallkugeln im Riesenslalom und Slalom und dazu den sechsten Triumph in der Gesamtwertung nacheinander. So oft hat nur Österreichs Legende Annemarie Moser-Pröll die große Kristallkugel gewonnen (1971 bis 1975 und 1979). Hirschers Kumpel Felix Neureuther (Garmisch), der im Slalom am Sonntag Dritter wurde, sagte: „Dass er der Beste ist, weiß man nicht erst seit diesem Jahr. Er ist ein Jahrhundertmensch.“